Hard Candy (Filmkritik)

Ein 14jähriges Mädchen und ein 32jähriger Mann verabreden sich nach dreiwöchigem Chat in einem Kaffeehaus. Nach kurzem Gespräch entschließt sich Hayley Stark (gespielt von Ellen Page) Fotograf Jeff Kohlver (gespielt von Patrick Wilson) nach Hause zu begleiten, da er einen Mitschnitt von einem Konzert besitzt dass sie unbedingt hören möchte.

Die anfänglich unschuldig, spielerischen Gespräche zwischen den beiden nehmen plötzlich eine unerwartete Wendung, als Hayley Jeff betäubt,fesselt und ihre wahren Absichten zu erkennen gibt. Sie ist sich sicher, dass Jeff ein Kinderschänder und wahrscheinlich auch Mörder ist, und möchte ihn unbedingt bloßstellen.

Großartig! Ich kenne nicht viele Filme bei denen die Sympathie des Zuschauers von einem Charakter zum Anderen und wieder zurückwandert, und man sich nie sicher ist zu wem man eigentlich halten soll. Der Film spielt fast nur in einem Haus und verlässt sich vor allem auf die Atmosphäre und seine beiden Hauptdarsteller.

Ellen Page spielt dabei ihre Rolle perfekt. Am Anfang ist sie ein niedliches, unschuldiges Teenagermädchen, das sehr reif und selbstreflektiert für ihr Alter wirkt, ihre Unsicherheit sich selbst und ihrer Umwelt gegenüber ist aber permanent sichtbar. Sie wandelt sich im Laufe des Films, wirkt eiskalt, wütend, wahnsinnig,emotionslos,verspielt, und bleibt dabei immer undurchschaubar.

Es gibt Momente im Film da will man sie am liebsten erwürgen, im nächsten Moment möchte man ihr wieder gratulieren zu ihren perfiden Aktionen.

Patrick Wilson ist auf der anderen Seite ein charismatischer Gegenpart bzw. würdiges Opfer. Er ist nicht „nur“ krank und auf keinen Fall einfach nur böse. Er ist Opfer und Täter, man vergönnt ihm teilweise was ihm angetan wird als Bestrafung für seine eigenen Verbrechen, man leidet aber auch mit ihm und empfindet sogar Mitleid.

Helden findet man hier also keine, und ein undefinierbares Gefühl nach Ende des Films behielt ich mir ebenfalls eine Zeit lang in der Magengegend. Hard Candy (was übrigens Internet Slang ist und „minderjähriges Mädchen“ bedeutet) regt sicherlich zum Nachdenken an, und bleibt spannend bis zum Schluss.

Ein intensives Filmerlebnis wie man es nur selten zu sehen bekommt.
In Zukunft werde ich mich zur Sicherheit fern halten von Mädchen die behaupten:
„Vier von fünf Ärzten sind sich einig dass ich verrückt bin.“

Hard Candy bekommt von mir 8,5/10 minderjährigen, voyeuristischen Empfehlungspunkte.


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