„Scary or Die“ erzählt fünf miteinander lose verwobene Horror-Geschichten. Da gibt es die Red-Necks, die Mexikaner an der Grenze erschießen und selbst zu Opfern werden. Dann gibt es den trauernden Witwer, der einer jungen Frau das Leben rettet und die Sache noch bereuen könnte. Den großen, drogendealenden Bruder, der von einem fleischfressenden Clown gebissen wird und alles für seinen Bruder tun würde. Und einen Auftragskiller, der ein Problem damit hat, sein Opfer auch wirklich tot zu behalten. Und die fünfte Geschichte dreht sich um einen Voodoo-Fluch.
Michael Emanuel, Drehbuchautor und Regiesseur von „Maneater“ hat sich hier an einen Episodenfilm getraut, den er auch selbst geschrieben hat. Zwei Mal hat er das Ruder der Regie aus der Hand gegeben und rausgekommen ist … ein gemischtes Gefühl.
„The Crossing“ ist die kurze Story von zwei unsympathischen Rednecks (Bill Oberst Jr) und ihrer Freundin (Nikki Moore, siehe „Maneater„), die ins Grenzgebiet fahren und Mexikaner, die illegal (zumindest glauben sie das) über die Grenze kommen, umbringen. Anfangs noch spannend und gut gemacht, wird es ab dem Teil wo es dann unweigerlich blutig wird angweiliger, bis auf die Abschlusspointe, die ist ganz witzig. Alles in allem ein guter Anfang, der aber noch genug Raum nach oben bietet.
„Re-Membered“ ist ein wenig sehr kurz und die Pointe bleibt stecken, weil man sie schon weiß, bevor die Story noch halb fertig ist. Ein Auftragskiller (Christopher Darga) packt gerade eine zersägte Leiche in sein Auto und fährt weg, als er aus dem Kofferraum ein Klopfen hört. Und dann hält ihn die Polizei an. Und … nein, DAS passiert nicht. Aber das andere passiert. Und das ist auch noch eher unspektakulär gemacht.
„TaeJung’s Lament“ fand ich sehr, sehr gut – schöne, elegische Bilder, fast kein Dialog und ein witziges Ende. Vor allem, dass Charles Rahi Chun (den meisten bekannt als Dr. Wen aus Scrubs) die Hauptfigur spielt finde ich super, weil ich ihn schon in den eben erwähnten Scrubs-Folgen sehr gern mochte. Und die Episode ist auch sehr nett, da es völlig klar ist, dass der Geist seiner KaeJungs toter Frau ihm vergeben will – und dann passiert DAS. Wunderbar. Wenn das so weitergeht, wird das ein Spitzenfilm!
„Clowned“ ist einfach zu lange und die Pointe sieht man auch schon aus weiter Ferne kommen, aber immerhin gut gemacht und spannend. Ein Clown auf einer Geburtstagsparty beißt den großen Bruder des Geburtstagskindes und diesem wird daraufhin die nächsten Tage immer schlechter und er beginnt sich (auch äußerlich) sehr zu verändern. Er mutiert zu einem Killerclown. Wie kann eine Episode enden, die mit den Worten „I would do anything for my younger brother“ beginnt und nach ein paar weiteren Minuten die Worte „I felt myself change. I wanted to eat. And I wanted to eat my little brother“ einwirft? Genau. Und trotzdem dauert es ewig und die Episode hört und hört nicht auf auf. Corbin Bleu (ja, der aus „High School Musical 1 -3“) spielt gut und das Killer-Clown-Make-Up ist wirklich, wirklich gut geworden, die Folge an sich aber dennoch irgendwie langweilig.
„Lover Come Back“ braucht kein Mensch mehr. Billig, vorhersehbar und langweilig. Die letzte Episode soll alle anderen zusammenhalten, wirkt aber nur wie schnell hingeschustert, da sie im Prinzip aus raschen Schnitten einer durch die Stadt hinkenden Frau besteht, die einen Monolog erzählt, dass sie umgebracht wurde, kann man sich schon vorstellen, wie die Sache ausgeht *hust*Zombie*hust* – aber das juckt dann eh schon niemanden mehr.
Alles in allem gehen zwei von fünf Kurzfilmen in Ordnung – einer ist wunderschön geworden („Taejung’s Lament“) und die anderen beiden kann man in die Tonne kippen. Der Film in Summe geht also glatt als Durchschnitt durch. Übrigens hat bei „Taejung’s Lament“ ein Mann namens Igor Meglic die Regie über gehabt und da darf es einen nicht wundern, dass die Optik so toll geworden ist – immerhin hat er bei 16 Filmen die Cinematographie und bei 64(!) Filmen die Second Unit Kamera. Und die meisten dieser Filme („Men In Black 3„, „Fast 5„, „Salt“ oder „Dragonheart“) kennt ihr sicher, bzw. haben sie eins gemeinsam: eine tolle Optik.
„Scary or Die“ bekommt von mir 5 von 10 möglichen, absolut durchschnittliche Punkte.