Skyfall (Filmkritik)

Nach einer missglückten Geheimmission in der Türkei, wird James Bond (Daniel Craig) offiziell für tot erklärt. Als eine Sicherheitslücke im MI6 dazu führt, dass vertrauliche Daten von Secret-Service-Mitgliedern ins Internet gelangen, sieht sich Bond, der überlebt hat und untergetaucht ist, gezwungen aus seinem Ruhestand zurück zu kommen. M (Judi Dench) wird für dieses Desaster vor einem Untersuchungsausschuss zur Rechenschaft gezogen. Als der MI6 selbst zur Zielscheibe wird, führen alle Spuren zu dem Terroristen Raoul Silva (Javier Bardem), welcher Bond ein mehr als ebenbürtiger Gegner scheint. Als 007 die Fährte aufnimmt, stößt er rasch an seine Grenzen, denn Silva scheint ihm immer einen Schritt voraus…

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Gestatten, Bond, James Bond. Seit nun mehr als 50 Jahren rettet der britische Geheimagent die Welt und unterstützt durch seine Dienste den MI6. Diesmal wird Bond ziemlich unsanft an die Realität erinnert. Spionage im eigentlichen Sinne gibt es nicht mehr. Vielmehr spielt sich Spionage in der Welt der Bits und Bytes ab. Und da Spionage mit Menschen mehr oder weniger überflüssig scheint, wird auch nicht mehr so viel Aufwand auf die sonst Bond-üblichen Gadgets verwandt. Bond bekommt eine nur durch seinen Handabdruck abfeuerbare Walter PPK und einen Funksender. Das Zeitalter von explodierenden Stiften und unsichtbaren Autos ist vorbei.

Lange schien die Zukunft des smarten, britischen Geheimagenten mit einem Alkoholproblem ungewiss, da die bisher produzierende Firma MGM in ernsten Geldnöten war. Erst nach einem Insolvenzverfahren und einer Fusionierung mit Spyglass konnten die mit 200 Millionen Dollar schon beträchtlichen Produktionskosten aufgetrieben werden. Wo genau das Geld geblieben ist? Statt wie heutzutage üblich vor Greenscreen zu drehen, bietet Regisseur Sam Mendes den Zusehern wunderschöne Schauplätze, sei es in Istanbul, Schottland, Shanghai oder in Japan, wo sich Silvas Insel befand. Vor dieser Kulisse finden perfekt choreografierte Stunts statt, die teilweise durchaus innovativ sind. Mendes verzichtet auf die Wackelkamera, die im vorherigen Bond noch ziemlich präsent war und schafft es Actionszenen dynamisch, aber doch übersichtlich in Szene zu setzen. Neben all den ganzen Neuerungen bleibt Bond aber immer noch Bond und bekommt einige markant trockene Oneliner, die Einem ein Schmunzeln entlocken.

Nach 5 Schauspielern (Sean Connery, George Lanzenby, Roger Moore, Timothy Dalton, Pierce Brosnan) war es an Daniel Craig („Verblendung„) dem britischen Geheimagenten seinen eigenen Charme einzuhauchen. Als Craig sich dem britischen Geheimdienst verpflichtete, hatte ich durchaus meine Zweifel, ob er es schaffen würde, in die Fußstapfen von Pierce Brosnan zu treten. Doch er enttäuschte nicht! Craig als Bond war weit weniger elegant wenn er kämpfte und scheute auch nicht davor zurück, sich mal die Hände richtig schmutzig zu machen. Während „Casino Royale“ ein wirklich gelungener Start war, lies „Ein Quantum Trost“ einiges zu wünschen über. So war es in meinen Augen sehr erfreulich, dass man in „Skyfall“ versuchte, sich wieder eher an Craigs erstem Abenteuer als Bond zu orientieren. Daniel Craig zeigt sich als Bond diesmal von einer verletzlichen Seite – zitternde Hände, psychisch mehr als nur ein bisschen angeknackst, scheint er eigentlich nicht mehr geeignet für den Dienst. Gegen Ende des Films lernt man auch etwas über die Vergangenheit von Bond kennen, was ich durchaus interessant fand.

Javier Bardem als Bösewicht Silva verunstaltet sich hier nach „No Country for Old Men“ mal wieder durch eine unmögliche (diesmal weißblonde) Frisur. Silva ist ein hochintelligenter Sadist, der sich einen Spaß daraus macht, anderen einen Schritt voraus zu sein und sie dort zu treffen, wo es richtig weh tut. Er bringt sein Opfer nicht um, denn das wäre zu einfach. Nein, er lässt sie dabei zusehen, wie er ihre Lieben umbringt und quält. SPOILER Als ehemaliger Geheimagent des MI6, hat er ein Hühnchen mit dem Geheimdienst zu rupfen. Um genau zu sein mit M, die ihn nachdem er gefangen genommen wurde, fallen ließ wie eine heiße Kartoffel.

Silva macht M sowohl für ihre Kaltherzigkeit verantwortlich, als auch für das, was aus ihm geworden ist. SPOILER ENDE An manchen Stellen erinnert Bardem mich an Heath Ledgers Performance als Joker in „The Dark Knight“, z.B. als er Bond zu einem mehr als grotesken Trinkspiel/ Wettschießen „einlädt“. Und trotz all der zutiefst zu verwurzelt scheinenden Bosheit von Silva, schafft es Bardem an manchen Stellen, den Terroristen doch verwundbar erscheinen zu lassen. Sogar soweit, dass man als Zuseher gar nicht anders kann, als Mitleid mit ihm zu haben.

Die Figur des Q wird durch Ben Whishaw („Das Parfüm“) einer sehr gelungenen Verjüngungskur unterzogen. Wishaw als Bonds Quartiermeister ist ein geekiger und hochintelligenter Tüftler, der Bond verbal schon mal Parole bietet und ihm vor Augen führt, dass er eigentlich nur mehr dann von Nöten ist, wenn der Abzug gedrückt werden muss. Ansonsten stemmt Q die meiste Arbeit schon vor dem Frühstück, in seinen Pyjamas wohlgemerkt. So führt er Bond anschaulich vor Augen, dass der Geheimagent ein analoger Mensch in einer digitalen Welt ist, also schon reichlich antiquiert und angestaubt.

Weiters mit dabei sind Judi Dench („Stolz und Vorurteil„) als M (großartig wie immer), Ralph Fiennes („Kampf der Titanen„) als Garth Mallory und Albert Finney („Das Bourne Vermächtnis„) als ein Kindheitsfreund von Bond (ja Bond war auch mal ein Kind!). Als Loveinterest dabei sind Tonia Sotiropoulou, Bérénice Marlohe und Naomie Harris („Pirates of the Carribean – Am Ende der Welt“), wobei Letztere als Kollegin von Bond, die wohl größte Rolle spielt. Als ich die Augen bei Bonds dritter Bettgeschichte verdrehte, wurde ich von meiner Sitznachbarin gefragt, was ich denn erwartet hätte? Immerhin ist das ein Bond-Film. Und ich muss ihr Recht geben. Bond war schon immer ein Frauenheld und so sehr es mich stört, ist es auch ein Stück weit ein Stilmittel geworden. Bond ohne schöne Frauen? Das kann nicht sein.

Die Story, das ist einer der Schwachpunkte von „Skyfall“. Natürlich wird bei einem Action-Flick nicht der Schwerpunkt auf eine komplett durchdachte, komplexe Handlung gelegt. So lässt sich die Handlung mit „Bond rettet dem MI6 wieder einmal den Arsch“ zusammenfassen. Um dies zu erreichen, reist Bond um die halbe Welt, was an manchen Stellen schon fast wie ein willkürliches Aneinanderfügen wirkt, eben nur um möglichst viele schöne Schauplätze zu zeigen. Um nicht zu vergessen Silvas genialer Plan am Schluss, der mehr als unrealistisch daher kommt.

Regisseur Sam Mendes ist natürlich ein Glücksgriff. Alleine sein Name verlieh dem neuesten Bond schon vor dessen Kinostart ein gewisses Renommee, hatte er sich doch durch „American Beauty“ und „Revolutionary Road“ einen Namen gemacht. Alleine schon die Verfolgungsjagd quer durch Istanbul ist schon atemberaubend und an manchen Stellen auch durchaus innovativ gemacht. Natürlich können wegen durchaus vorhandenen Parallelen Vergleiche mit Christopher Nolans Batman-Triologie gemacht werden, was mich im Kino allerdings nur wenig bis gar nicht störte.

Interessant ist auch der vor allem in diesem Umfang nicht gekannte Einsatz von Product-Placement in einem Film. So bekommt man des öfteren das Sony-Logo zu sehen (seien es jetzt Fernseher, Notebooks oder Handys) und Bond genemigt sich auch gerne mal ein Heineken-Bier (er weiß halt was gut ist – übrigens sehr gelungen ist auch der dazu gehörende Werbespot).

Fazit: Ein durchaus gelungener Action-Kracher, der sowohl Bond (als auch Daniel Craig) zu Höchstform auflaufen lässt. Die Story ist stellenweise dünn gesät und nicht komplett logisch (ich sage nur Highlands!), deshalb würde ich raten einfach mit den richtigen Erwartungen ins Kino zu gehen, dann wird man auch nicht enttäuscht.

„Skyfall“ bekommt von mir 7,5/10 erspionierten Punkten.


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