The Lost Bus (Filmkritik)

Was hat Schulbus-Fahrer Kevin (Matthew McConaughey) heute für einen Tag? Nun sein Sohn ist krank, klagt sein Leid seiner Mutter, die Ex ruft ihn daraufhin an und es artet wie immer in letzter Zeit, in einen Streit aus. Seine Schüler hat er abgeliefert, doch tanken muss er noch und er ist über der Zeit, weswegen ihm seine Bosslady mit Kündigung droht.

Das Alles rückt aber durch ein riesiges Lauffeuer in den Hintergrund und die Tatsache, dass Kevin den einzigen Bus in der Nähe fährt, der eine Schulklasse mit über zwanzig Kindern von Lehrerin Mary (America Ferrera), abholen und vor dem Brand in Sicherheit bringen kann…

Regisseur Paul Greengrass habe ich kennengelernt durch seine drei Filme innerhalb des Bourne-Franchise mit Matt Damon. Was jedoch seine wahre Leidenschaft zu sein scheint, ist es Geschichten zu verfilmen, die auf wahren Begebenheiten beruhen, wie etwa mit Green Zone oder 22. Juli. Sein neuester Film, der nach einem kurzen Ausflug im Kino nun auf AppleTV+ läuft, basiert auf dem Buch „Paradise: One Town’s Struggle to Survive an American Wildfire“ von Autorin Lizzie Johnson.

Dabei geht es um die Geschichte des Busfahrers Kevin McKay, der im Jahr 2018 während dem schlimmsten Lauffeuer, dass Kalifornien je erlebt hat, 22 Schüler und zwei Lehrer heil durch das Feuerchaos manövriert hat. Die zweite Lehrkraft wurde hier aus der Story entfernt, weil sie nicht beteiligt werden wollte. Wer Greengrass frühere Filme kennt, der liebt oder hasst auch seinen Lieblings-Kamerastil und das ist die Wackelkamera.

Ich bin kein Fan davon, aber hier funktioniert sie, weil es so gut zum unkontrollierbaren Szenario passt. Überhaupt gibt es immer wieder Einstellungen, die die einnehmenden Performances der Hauptdarsteller, zeitweise in den Hintergrund drängen. Wie ein helles Gegenstück zu einem schwarzen Nichts, dass Alles zu verschlingen droht, bahnt sich hier die Feuerwalze durch das Geschehen. Ich kann ohne Zweifel behaupten, dass ich Feuer noch nie so beängstigend inszeniert erlebt habe.

Überhaupt wirken diese Drohnenflüge über die brennenden Szenarien fast so, wie die fliegenden Angriffe der Dämonen in den Evil Dead Filmen, bevor sie von dir Besitz ergreifen. Dadurch bekommt man auch das Gefühl, das Feuer hätte ein eigenes Bewusstsein und hat dabei neben der Zerstörung der Natur und Häuser, nur eines im Sinn und das ist die Jagd nach Menschen. Die brennende Zerstörung aus der Totale, erinnert dabei an dämonische Feuerplaneten aus irgendeinem SciFi-Film.

Mittendrin kommen dann genau die Charaktere zum Einsatz, die normaler nicht sein könnten und über sich hinaus wachsen müssen. Dieser Beginn, als man Matthew McConaughey (The Gentlemen) als Kevin in seinem Alltag sieht, mit Geldsorgen, einem Sohn der sagt dass er ihn hasst und einem Hund, den er seid seiner Zeit als Welpe hat und eingeschläfert werden muss, da spürt man so richtig die Schwere des Lebens. Mit Tunnelblick auf diese Sorgen gerichtet, wirkt das verschlingende Feuer und das damit all die Sorgen vorbei sind, schon fast wieder verlockend.

Wie Busfahrer Kevin dabei immer ein normaler Mensch bleibt und trotz Verzweiflung immer wieder weiter macht, sollte dabei jedem „normalen“ Menschen Hoffnung geben. Es zeigt einfach, dass dran zu bleiben und das zu nutzen, was dir das Leben gelehrt hat, auch in Extremsituationen reichen kann, ganz ohne Special Skills. In America Ferrera (Barbie) als Lehrerin Mary hat er eine starke Gefährtin, die stets darum bemüht ist, für ihre Schüler ruhig zu bleiben und sich mit Kevin zu besprechen, was der beste Weg ist.

In Summe also ein sehr gelungener Mix aus Drama und Suspense, mit tollen Performances und Effekten und Bildern auf das Feuer bezogen, wie ich sie noch nie gesehen habe. Übrigens spielt McConaugheys Sohn auch im Film seinen Sohn – er hat beim Vorsprechen aber nicht seinen berühmten Nachnamen benutzt – und seine Großmutter im Film, ist in Wirklichkeit ebenfalls Matthews Mutter. Nur so als kleine, für mich sympathische Information am Rande.

„The Lost Bus“ bekommt von mir 8/10, einer heißen Fahrt eine sehr unangenehme neue Bedeutung gebende Empfehlungspunkte.


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