Eddie (Bill Skarsgård) ist ein Dieb, der sich mehr schlecht als recht durch sein Leben schlägt. Was im Prinzip seine Sache ist, doch hat er eine kleine Tochter, die ihren Vater liebt und die er trotz der Trennung von ihrer Mutter, regelmäßig sehen darf.
Als er eines Tages einen teueren, unversperrten SUV sieht, kann er der Versuchung nicht widerstehen und steigt ein. Schnell bemerkt er jedoch, dass sich das Auto verschlossen hat und es sich förmlich um eine kleinen Panzer handelt, aus dem es kein Entkommen gibt. Als das Auto einen Anruf bekommt, meldet sich der Besitzer des Schlittens namens William (Anthony Hopkins) und er hat einen Plan…
Bei Locked handelt es sich um ein amerikanisches Remake des argentinischen Filmes 4×4 aus dem Jahr 2019. Regie führte David Yarovesky (Brightburn), von dem ich nur den Film The Hive kenne, der mir jedoch sehr gut gefallen hat. Dass Bill Skarsgård für sein Mitwirken im The Crow Remake bestraft wird, indem er in ein Auto eingesperrt wird und von Hannibal Lecter Anthony Hopkins persönlich gequält wird, könnte man dabei einen zusätzlichen Anreiz für mich nennen.
Nur um eine Perspektive zu haben, wie sehr es sich hier um einen an einer einzigen Location spielenden Film handelt, hier ein paar ungefähre Zeitangaben. Nach nicht einmal zehn Minuten, steckt Eddie bereits im Auto fest und die Handlung fokussiert sich auf diesen Ort über eine Stunde, bis auf die letzten paar Minuten. Wie zuletzt etwa bei Flight Risk ist dabei natürlich die erste Frage: bleibt das spannend und wie repetitiv wird das Hin und Her auf die Dauer?
Ich würde es so ausdrücken: es ist nicht durchgehend spannend, es ist aber auch niemals wirklich langweilig. Interessant finde ich dabei, wie unsympathisch Eddie zu Beginn präsentiert wird, immerhin soll man doch mit ihm mitfühlen. Er lügt, stiehlt und ist einfach ein Schlitzohr, dass nie um eine Ausrede verlegen ist und der Welt die Schuld an seiner Unzufriedenheit gibt. Natürlich muss er Fehler haben, um durch das Einsperren geläutert zu werden, aber Mitgefühl für ihn zu entwicklen, ist da doch etwas schwierig.
Ja, er gibt einem durstigen, in einem Auto eingesperrten Hund Wasser, doch das werte ich nicht als Sympathie-Szene, denn als er später dann am Verdursten ist und seine Flasche fast leer ist, denkt man genau an diesen Moment. Auch Regen auf der Scheibe oder eine Burger-Werbung im Angesicht von Eddies Hunger, sind kleine, gemeine Details, die mir gefallen haben. Viel aktiver zum Einsatz, kommen Wärme, Kälte, Elektroschocks, das Gefährden anderer Menschen oder ein nervender Jodel-Song in Dauerschleife, um Eddie zu quälen.
Interessanter sollte aber wieder mal die psychologische Ebene sein, oder?. Im Prinzip hast du hier zwei Männer, die beide in ihrer Sicht der Welt gefangen sind, ohne außerhalb ihrer Box denken zu können. Eddie hasst die Reichen, weil er selber nichts hat und deshalb ist es auch gerecht, diese zu bestehlen. William ist in seinem Schmerz gefangen und will stellvertretend Jemanden dafür bestrafen, indem er das System anprangert und dafür zum Ankläger, Richter und Henker zugleich wird.
Die beiden Sichtweisen führen nur nirgendwo hin, es gibt keinen echten Diskurs und verändert hat sich am Ende auch nichts. Bill Skarsgård (Boy Kills World) gibt dabei als Eddie Alles, er geht durch sämtliche Emotionen und liefert sich durchaus witzig/angriffige (wenn auch ziellose) Wortduelle mit seinem Peiniger. Anthony Hopkins (Bram Stoker’s Dracula) als William nutzt seine viel Erfahrung ausstrahlende Stimme gekonnt (unbedingt die OV gucken), gerade diese betont ruhige Art über längere Zeit, ist dabei einschüchternd und er ist auch in Person kurz dabei, was weniger Eindruck macht.
Was in Summe einen Film ergibt, bei dem man von Anfang an weiß, dass die einzige Entwicklung die sein könnte, dass Eddie am Ende ein „besserer“ Vater ist bzw. sein Leben in den Griff bekommt. Dennoch ist man nie völlig auf seiner Seite, jubelt aber auch William nicht zu, irgendwie sind beide zu selbstgerecht in ihrer persönlichen Qual. Wer die beiden Hauptdarsteller mag oder einfach wieder mal eine zumindest von der Handlung (nicht dem Inhalt) etwas andere Story sehen möchte, der kann bei diesem handwerklich fein gemachten Thriller, ruhig ein paar Blicke riskieren.
„Locked“ bekommt von 5,5/10, das „Eingesperrt sein“ auf mehreren Ebenen thematisierende Empfehlungspunkte.