Georgia (Victoria Konefal) ist reich, ihre Eltern haben eine eigene Insel und darauf eine Fabrik. Außerdem fährt sie teure Autos. Dabei ist sie gerade mal Studentin. Ihre Freundin Reegan (Cody Kennedy) hat das alles nicht. Trotzdem fahren sie gemeinsam mit ein paar anderen Freunden auf Abenteuer-Wochenende. Was nichts anderes heißt, als dass sie in eine Hütte bzw. mehr schon in ein Haus auf besagter Insel fahren, um zu feiern – Sex, Alkohol und Musik. Nicht mehr und nicht weniger. Auch Georgias Freund ist dabei.
Als sich Georgia und Reegan in einer Kneipe außerhalb der Stadt treffen, geht ein Feueralarm los und die Küche scheint zu brennen – sie fliehen nach draußen, nur um von zwei Bekannten empfangen zu werden, die sich krumm lachen. Das war nur ein Trick. Die beiden haben sie reingelegt um ihnen einen Schreck einzujagen. Was dazu führt, dass Georgia beiden ein paar auf’s Maul haut (bzw. in die Weichteile tritt) und der Tag nun nicht so gut beginnt.
Nachdem alle am Zielort angekommen sind, bricht langsam die Nacht herein – und dann gehen sie Sirenen los. Nebel taucht auf und umschließt das Haus. Niemand weiß genau, was da vor sich geht, aber alle vermuten, dass in der Fabrik von Georgias Eltern etwas schief gelaufen und möglicherweise sogar chemischer Kampfstoff ausgetreten ist. Draußen scheint es also nicht mehr sicher. Noch dazu sind die Telefonnetze ausgefallen.
Ist die Apokalypse angebrochen, während hier Party angesagt gewesen wäre?
Steve Wolsh ist jetzt kein Name, den man meiner Ansicht nach kennt. Umso spannender, dass sein Name riesengroß über dem Titel des Films prangt. Andererseits gibt es im Film ohnehin keinen Namen, den man kennt – so gesehen macht die Sache keinen großen Unterschied. Der gute Mann hat bereits drei Filme gedreht und auch von denen ist mir, außer „Muck“ (von dem hab ich schon mal den Namen gehört), keiner bekannt. Auf „Fog City“ bin ich durch den Trailer gestoßen und durch – man glaubt es kaum – das Filmplakat, dass ich irgendwie cool fand. Farbgebung, Motivwahl – sah spannend aus.
Und dann habe ich den Film gesehen.
Was jetzt wieder einmal so ein Fall ist, bei dem ich nicht zu einhundert Prozent nachvollziehen kann, warum der Film in manchen Kritiken so richtig schlecht wegkommt. Er stellt sicher kein Highlight in der Filmgeschichte dar, aber er ist auch keineswegs schlecht. Er hat seine (vermeidbaren) Mängel, aber im Großen und Ganzen fand ich ihn eigentlich sehr gelungen. Die Kameraführung, die Effekte (alle praktischer Natur), die Beleuchtung – fand ich wunderbar anzusehen.
Apropos – vielleicht ein Wort zum Einstieg: Der Film beginnt mit zwei sehr hübschen, relativ jungen Frauen, die in einer Bar sitzen und sich unterhalten. Die Kamera macht bereits am Anfang klar, woran sie interessiert ist: Ausschnitte bzw. Dekolleté von Blusen und kurzen Röcken. Dass dann noch Kamerafahrten und seltsame Perspektiven in diese Szene geschnitten werden, ist ein wenig verwirrend. Ich dachte mir noch, wenn das so weitergeht, dann packe ich den Film in Summe sicher nicht. Aber Entwarnung: Komische Regieentscheidungen werden später deutlich weniger und irgendwann werden sie von seltsamen Schnitt- und Drehbuchentscheidungen abgelöst. Fortschritt? Vermutlich.
Beim Schauspiel gibt es naturgemäß mehrere Mängel, je nach Szene und je nach Figur. Es geht tatsächlich, dass Menschen in Szene A völlig authentisch rüberkommen, nur um in Szene C absolut hölzern und seltsam zu wirken. Lag vielleicht an manchen Dialogzeilen und ich könnte das sogar gut nachvollziehen. Was auf jeden Fall positiv auffällt ist das Eye Candy bei beiden Geschlechtern. Hier sieht niemand schlecht aus, wenn auch die Damen durch die Kleidungswahl klar im Vorteil sind, was optische Vorzüge betrifft. Ich kann mich jetzt auch an keinen Oben-Ohne-Auftritt eines Mannes mit Sixpack erinnern. Und – oh – wir haben hier eine Szene in der zwei Menschen Sex haben (nein, zwei davon, die erste ist aber okay geraten), denen das sowas von offensichtlich unangenehm ist, dass man ihnen die Sache so gar nicht abkauft. Sicher – vom Drehbuch her ist die Sachlage ja auch … schräg. Aber es hat nicht so gewirkt als ob das gespielt wäre.
Wie dem auch sei – das Drehbuch hat seine starken Momente, aber man muss sich schon drauf einlassen. Spätestens als der Nebel auftaucht und alle sofort einig sind, dass das Zeug aus der Fabrik von Georgias Eltern kommen muss und eine Verschwörungs- und Weltuntergangstheorie nach der anderen raushauen, nun, das muss man (genau wie Georgia) durchstehen. Ja, es ist klar, was der Drehbuchautor und Regisseur hier sagen bzw. zeigen wollte – konkret: Wie skeptisch eigentlich alle gegenüber der reichen, verwöhnten Georgia sind -, aber nach einer Weile biegt die Szene in eine Richtung ab, die man nur … wirklich, wirklich seltsam und seltsam konkret nennen kann. Weil: Reegan fällt verbal über Georgia her, weil sie nicht mit ihrem Freund mit dem sie seit Monaten beisammen ist, schlafen will. Trotz Weltende und so. Welche Freundin würde denn da nein sagen? Und Reegan hält ihr vor allen anderen im Raum (und ihm) einen gefühlt ewigen Monolog darüber, dass das einfach falsch ist. Ich weiß nicht, wie oft die Zeile „and you still won’t f**k him!“ vorkommt. Bis nach x Runden die Sache klar ist: Reegan sagt nämlich „I would.“ Was sie dann – siehe peinliche Szene oben beschrieben – dann auch … tun … oder versuchen zu tun … oder … was weiß ich.
Jedenfalls nimmt dann das Drama seinen Lauf, es gibt eine peinliche (gefühlt ebenso in die Länge gezogene) Entschuldigungsrede, die mit Mord- und Totschlag endet und dazu führt, dass jemand gefesselt und geknebelt im Keller gefangen gehalten wird. Außerdem gibt es noch ein Pärchen, welches beim Auftauchen des Nebels mit dem Auto wegfahren und Hilfe holen will, einen Unfall baut und dann zurück zum Haus läuft, aber nicht reingelassen wird, weil sie ja „ansteckend“ sein könnten.
Was dann alles passiert – nun: Paranoia, Waffen und Gewalt, sag ich nur. Und ein Ende, welches man zwar erahnt und zu 50 Prozent billig und zu 50% cool ist. Ergibt alles Sinn im Film? Nun, nein. Oder, ja. Mehr oder weniger. Je nach Laune kann man sich das Verhalten der Leute schon erklären, auch wenn das hier wieder mal so ein Fall ist, bei dem sich so genannte Freunde treffen, nur um dann übereinander herzufallen. Kann ich und werde ich nie verstehen. Immerhin ist das Drehbuch bzw. der Autor schlau genug beim Zusammentreffen zu zeigen, dass hier nicht alles eitel Wonne ist und so die Sache eine Spur nachvollziehbarer macht. Eine Spur(!) nachvollziehbarer. Mit viel gutem Willen.
Was ich nicht toll fand sind manche Schnitte und Sequenzen, in denen zB jemand eine kaputte Flasche in den Hals gerammt bekommt und diese Aufnahmen mehrere Male aus mehreren Perspektiven zeitversetzt wiederholt werden. Das hat mich gestört. Oder als jemand vom Balkon fällt. Die Person landet im Moor. Und dann sieht man das Ganze nochmals, nur aus einer andere Perspektive. Also wirklich: Szene vorbei – und nochmal das Ganze. Wozu? Da muss jemand noch ein wenig lernen, was Schnitt betrifft. Und manche Szenen – einmal soll jemand im WC ertränkt werden und was anfangs spannend und brutal wirkt, ist dann nach drei Minuten irritierend und nach fünf Minuten langweilig. Weil es innerhalb der Szene keinen Fortschritt gibt. Weder A noch B gewinnt die Oberhand. Sie werken einfach herum. Das ist nicht spannend. Die Lösung passt dann. Aber es dauert halt zu lange. Hätte man fünf oder sechs Minuten aus dem Film geschnitten, hätte das dem Film sicher gut getan. Was in Zeiten in denen man teilweise 45 Minuten aus einem Film schneiden könnte, damit man ihn gut macht ja fast schon ein Lob ist.
Sollte sich jemand fragen, warum ich ein Beitragsbild gewählt habe, auf dem keine Gesichter zu sehen sind, dann hier die Antwort: Wenn ihr euch beim Ansehen des Bildes denkt: Cool. Oder nett. Oder von mir aus auch: Scharf. Dann guckt euch den Film an. Er wird euch gefallen und ihr denkt ohnehin gerade nicht mit dem Hirn. Und sind wir ehrlich: Männer, die sexy Frauen in knapper Kleidung sehen, die vielleicht sogar eine Axt in der Hand haben und mit Blut beschmiert sind? Ihr wisst, ihr seid das Zielpublikum.
Und für das, was der Film sein will, ist er gut gemacht und unterhaltsam. Nicht auf einem „So schlecht, dass er gut ist“-Niveau, sondern tatsächlich gut. Die eine oder andere Aufnahme (siehe Plakat) fand ich von der Farbgebung, der Stimmung und der Optik her tatsächlich ziemlich großartig.
In Summe für mich also sicher kein Reinfall und auch wenn man durch den Schnitt (sei des bei zwei bestimmten Dialogen oder bei sich wiederholenden Sequenzen) mehr aus dem Film hätte rausholen können, so war er auch so absolut unterhaltsam – und auch mit ein wenig schwarzem Humor gefüllt. Und- bevor ich es vergesse: Die Musik und deren Einsatz: Die sind Hammer. Richtig gut getroffen und super gewählt und/oder geschrieben. Respekt!
Und wenn ihr bis hierhin gelesen habt: Auch wenn ich ihn hier unten einbaue: Meidet den Trailer, wenn ihr den Film wirklich genießen und euch überraschen lassen wollt. Der verrät euch nämlich (bis auf die Auflösung, was los ist) eigentlich alles.
„Fog City“ (keine Ahnung, wo das City herkommt) bekommt von mir 6 von 10 möglichen, durchwegs auf eine Hirn-Aus-Art unterhaltsame, Punkte.