IF: Imaginäre Freunde (Filmkritik)

Während ihr Vater (John Krasinski) im Krankenhaus auf eine Operation am Herzen wartet, zieht die 12 jährige Bea (Cailey Fleming) zu ihrer Großmutter nach New York. Dort angekommen, beginnt sie plötzlich seltsame Wesen zu sehen. Sie verfolgt eines von ihnen und trifft schließlich auf Cal (Ryan Reynolds).

Von ihm erfährt sie, dass es sich bei den Kreaturen um imaginäre Freunde von Kindern handelt, die erwachsen geworden sind und deshalb auf ihre IF´s vergessen haben. Bea beschließt Cal bei der Suche nach neuen Kindern für die einsamen IF´s zu finden, doch wäre es nicht am Schönsten für alle Beteiligten, könnten sich die erwachsenen Menschen, an ihre eigenen imaginären Freunde wieder erinnern?

Schauspieler John Krasinski (13 Hours) ist als Regisseur vor allem bekannt geworden durch die Horrorfilme A Quiet Place und dessen Fortsetzung, wobei er bei beiden Filmen auch am Drehbuch beteiligt gewesen ist. Nun meldet er sich mit einem familienfreundlicheren Film zurück (die Regie hat er übernommen, das Drehbuch alleine geschrieben und als Produzent und Schauspieler ist er auch mit dabei), sozusagen die kindgerechtere Version des eher misslungenem Imaginary.

Dieser Film gehört dann für mich in die Kategorie: man könnte ihn ganz leicht angreifen, doch ich will das nicht wirklich tun. Von der reinen Logik wann man nun einen imaginären Freund sehen kann (besonders nach dem Finale denkt man sich das) und wie sie mit der echten Welt interagieren können, über die Tatsache, dass Bea stundenlang durch New York läuft, ohne ihrer Großmutter wirklich abzugehen über Probleme mit der Erzählgeschwindigkeit – wo die Show oder auch das Worldbuilding über das Weiterbringen der Handlung gestellt wird – da kann man schon ausholen, wenn man möchte.

Warum das für mich nicht so ins Gewicht fällt, ist die Botschaft. Imaginäre Freunde vergisst man als Erwachsener, weil man glaubt, sie nicht mehr zu brauchen. In Wirklichkeit sind sie für ältere Menschen, fast noch wichtiger. Wer nie einen IF hatte, der ersetzt das einfach mit Fantasie, ohne die das Leben ja ziemlich leer ist. Kind bleiben und es in bestimmten Situationen auch zeigen zu können, gehört ebenso dazu.

Das ist für mich eine universelle Wahrheit, die man sich aber immer wieder mal ins Gedächtnis rufen muss, weil die Welt da draußen, ja etwas ganz anderes von uns will. Übrigens was die Welt betrifft, ist dies eine super alternative zu Disney und ihren Agendas. Hier darf z.b. sogar ein weißer, heterosexueller Mann eine positive Rolle spielen, fast schon eine Seltenheit in Hollywood und beim Haus der Maus derzeit eigentlich unmöglich.

Cailey Fleming (Peppermint) ist mittlerweile 17 Jahre alt und einige von uns, haben sie zur jungen Dame heranwachsen sehen. Richtig, ich meine in der The Walking Dead Serie, wo sie Judith Grimes gespielt hat, die Tochter von Serienheld Rick. Als Bea ist sie wirklich perfekt besetzt und ganz abgesehen von den Sympathiepunkten, die sie hier sammelt, kann man auch von kleinen Gesten und Blicken sofort erkennen, was in ihr gerade vorgeht.

Ryan Reynolds (The Adam Project) als Cal ist charmant, fungiert aber hauptsächlich als Unterstützer für Fleming, was eine weise Entscheidung gewesen ist. Was dann die Stimmen der IF´s im Original betrifft, da geben sich die Stars die Hand. Von Steve Carrell über George Clooney, Matt Damon, Bradley Cooper, Sam Rockwell bis hin zu Blake Lively und Emily Blunt – den Ehefrauen von Reynolds und Krasinski – da kommt schon was zusammen. Brad Pitt wird als unsichtbarer IF namens Keith genannt, der kein Wort spricht, ein Gag bzw. ein Hinweis auf seine ähnlich unsichtbare Rolle in Deadpool 2.

Somit steht für mich die Botschaft, das Schauspiel von Fleming und das offensichtliche Wohlwollen sämtlicher Gastsprecher klar über Stimmen, die das Gezeigte hier zu harmlos, teilweise ziellos oder gar langweilig finden. Ich verstehe diese Kritik, doch wer schöne Momente für mich klar am Kitsch vorbei inszeniert und ich dabei feuchte Augen bekomme, der hat klar meine Unterstützung auf seiner Seite und Fleming sowieso, ich hoffe, sie bekommt in Zukunft spannende Rollen.

„IF“ bekommt von mir 7/10 den Tod der Fantasie mit dem Tod der Lebenslust gleichsetzende Empfehlungspunkte.


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