Prospect (Filmkritik)

Teenager Cee (Sophie Thatcher) und ihr Vater Damon (Jay Duplass) fliegen mit ihrer Raumkapsel auf einen Mond, um nach Edelsteinen zu suchen. Dabei geht gleich zu Beginn etwas schief und es kommt beinahe zu einer Bruchlandung, doch die beiden machen sich daraufhin dennoch auf den Weg.

Kurze Zeit später treffen sie auf zwei Männer, wobei der eine nichts spricht, der andere namens Ezra (Pedro Pascal) Damon jedoch sehr eloquent und unter Androhung von Gewalt vermittelt, dass dieser ihm zu Reichtümern führen muss, wenn er überleben möchte. Nach einer Einigung folgt eine Auseinandersetzung, nach der sich Cee alleine auf der Flucht befindet und Ezra ihr auf den Fersen ist…

Da sieht man wieder einmal was geht, wenn Menschen ihre Vision verwirklichen wollen. Bereits im Jahr 2014 haben Christopher Caldwell und Zeek Earl als Drehbuchautoren und Regisseure, einen Kurzfilm namens „Prospect“ gedreht und 2018 sollte die Story dann zu einem Spielfilm werden. Als Vorbereitung haben sie sich sieben Monate eine stillgelegte Schiff-Fabrik gemietet und Leute aus verschiedensten Bereichen angeheuert (unter anderem Tischler, Cosplayer und Mechaniker) und während die beiden Herren am Drehbuch schrieben, haben die übrigen Leute in diesem Kollektiv, an der Verwirklichung gearbeitet.

Dafür gibt es gleich einen dicken Sympathiebonus von mir, obwohl der gar nicht nötig gewesen wäre. Ich bin nämlich bei diesem Film gelandet, weil ich Sophie Thatcher kürzlich in „The Boogeyman“ großartig gefunden habe und schauen wollte, was sie sonst so gemacht hat. Bei den Dreharbeiten war sie gerade mal 17 Jahre alt und dennoch trägt sie eindeutig den gesamten Film. Dabei ist es zwar eine „coming of age“ Story, doch auch wenn sie nicht die erwachsenste Person hier ist, sie ist für mich in Summe die toughste, die am Meisten aushält.

Das Kind in ihr kommt schon noch durch (was gut ist), doch wie sie blitzschnell die Flucht ergreift, wenn es die Situation erfordert, wie sie verhandelt und vor allem wie ruhig sie bleibt in Situationen, bei denen Erwachsene Menschen wohl ohnmächtig werden würden, man hat einfach Respekt vor ihr. Den hilflosen Teenager benutzt sie höchstens als Falle, damit ihr Gegenüber unaufmerksam bleibt. Dabei ist sie nie der Aggressor, sondern reagiert einfach auf ihr feindlich gesinntes Umfeld.

Als dritter Bonus ist dann auch noch Pedro Pascal (Massive Talent) als Ezra mit dabei, der offensichtlich schon vor The Last of Us ein Händchen dafür hatte, junge Damen durch eine Welt voller Gefahren zu begleiten. Obwohl das Verhältnis der beiden, sehr ambivalent ist und eine ziemliche Entwicklung durchläuft. Die Grundspannung entsteht genau durch die sich verändernde Beziehung der beiden und auch als Zuschauer weiß man lange nicht, ob man Ezra trauen kann.

Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass die Entwicklung dieser Figuren, also wie sie wirken, von den tollen Schauspielern ausgeht und weniger vom Drehbuch. Clevere Dialoge zu schreiben, dass können Caldwell und Earl dafür sehr gut und wovon sich Disney/Marvel eine Scheibe abschneiden kann, ist das hier offensichtliche World-Building ohne auch nur ansatzweise so zu wirken, als würde man nur auf eine Fortsetzung hin arbeiten. Man will einfach mehr sehen von dieser Welt.

Dabei kann man das geringe Budget von 4 Millionen Dollar zwar als Einschränkung bezeichnen, aber für die Intimität der Story an sich, ist es ein Bonus. Wie man ohne CGI, einfach durch das Darüberlegen eines Filters, bei dem aufgewirbelten Staub gefilmt wurde, den Anschein einer giftigen Atmosphäre erzeugen kann, ist ebenso etwas, wo sich Leute mit mehr Geld dahinter, Inspiration holen sollten. Der Nationalpark, in dem gefilmt wurde, liefert dafür bestechende Bilder. Bekannt und doch fremd, einladend und doch gefährlich.

Wer große Special-Effects sucht oder Action erwartet, der ist hier klar völlig falsch. Es handelt sich hier eher um ein Survival-Drama im SciFi-Gewand. Mein Glaube an Thatchers Fähigkeiten wurde ein weiteres mal bestätigt, Pascal kann es sowieso und unabhängige Filmemacher, die mit Kickstarter und Förderungen arbeiten müssen, um ihre Ideen zu verwirklichen, kann ich nur sympathisch finden. Klein aber fein und trotz trostlosen Momenten, nie ohne Hoffnung.

„Prospect“ bekommt von mir 8/10 an der Herausforderung wachsende und trotz Rückschlägen niemals aufgebende Empfehlungspunkte.


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