Terrifier 2 (Filmkritik)

Art der Clown (David Howard Thorton) wird von einer übernatürlichen Macht wiederbelebt, nachdem er getötet wurde, weil er (unter anderem) zwei Frauen an Halloween verfolgt und grausam ermordet hat. Diese Macht holt aber nicht nur ihn zurück ins Leben, sondern stellt ihm auch eine genauso verrückte Clownin (Amelie McLain) zur Seite.

Dieses Mal verfolgt Art eine junge Frau namens Sienna (Lauren LaVera), die sich allerdings zu wehren weiß, und ihren Bruder. Deshalb zieht Art immer größere Schneisen an Mord und Totschlag, bis es schließlich zu einer letzten Konfrontation kommt, bei der klar wird, dass auch Sienna Hilfe von übernatürlicher Seite erhalten hat …

Ich weiß jetzt nicht, wie ich diese Kritik hier anfangen soll, denn ich bin tatsächlich noch immer ein bisschen sprachlos. Das liegt nicht daran, dass ich jetzt so schockiert über diesen Film bin oder dass die Gewalt im Film mich quasi sprachlos gemacht hätte, sondern an der Tatsache, dass ich echt nicht weiß, was ich von diesem Machwerk hier halten soll.

Mega-Hype, brutalster Film der Welt, Leute haben (sich übergebend) das Kino verlassen, usw usw usw. Und dann bekomme ich … das hier.

Ist der Film brutal? Sicher. Und natürlich könnte man jetzt über die Sinnhaftigkeit von Gewalt in Filmen diskutieren. Man könnte fragen, wozu diese notwendig ist und dann könnte man anführen, dass es manchmal Gewalt braucht, um die Handlung voranzutreiben oder um bestimmte Motivationen von Charakteren zu begründen und manchmal ist sie auch einfach da, weil sie cool aussieht (John Wick, nur als Beispiel).

Und dann gibt es Filme wie diesen hier für den der Begriff „Torture Porn“ erfunden wurde. Meiner Meinung nach gibt es keine andere Erklärung hierfür, außer, dass die Macher:innen testen wollten, wie weit sie mit der (völlig überzogenen und übertriebenen) Darstellung von Gewalt gehen können. Denn das ist tatsächlich das einzige Alleinstellungsmerkmal des Films.

Wenn man nach den Reaktionen und Bewertungen geht, die dieser Film hier eingefahren hat, dann stellen sich für mich ganz viele Fragen. Zum Beispiel, tut mir leid, ich muss diesen Film wieder erwähnen, warum „Winnie The Pooh: Blood And Honey“ so schlecht abschneidet und dieser Film hier tatsächlich zum großen Teil richtig gute Bewertungen hat.

Es gibt bei diesem Film hier nichts, was ich per se jetzt richtig gut oder außergewöhnlich finden würde. Er ist ziemlich brutal – auf eine Art und Weise, die ich persönlich nicht als schwarzen Humor (oder wie oft beschrieben wird „tongue in cheek“) identifizieren könnte. Jemand zu lebendig zu häuten und dann noch Salz zu holen, um das auf die Wunden zu streuen während das Opfer noch lebt … sorry, aber das finde ich in keiner Konstellation witzig (das ist übrigens noch der harmlose Teil). Das ist eine Schlachtplatte. Mehr nicht. Mit viel gutem Willen kann man die Abfolge an Szenen mit Lauren LaVera (sie spielt Sienna) als Handlung titulieren und mit noch viel mehr guten Willen kann man sie als Final Girl par excellence sehen, aber tatsächlich braucht man für das, was man hier Story nennt nicht mal wirklich einen Bierdeckel (Mädel träumt vom Angriff eines Killerclowns, ebendieses Mädel baut sich seit Wochen eine Amazonenrüstung, weil sie diese in den Notizen ihres Vaters gesehen hat, für ein Cosplay/Halloweeen und dann muss sie wirklich in diesem Kostüm gegen besagten Clown antreten. Zauberschwert(!) inklusive. Story Ende).

Positiv gesehen: Art der Clown und seine Gehilfin sehen wirklich böse aus. Hut ab vor diesem Teil der Produktion bzw. der Macher:innen und vor allem dem Kostümdepartment und dem Schauspieler David Howard Thornton. Der scheint mit der Rolle den Spaß seines Lebens zu haben. Auch die Effekte, großteils praktisch, sind wirklich richtig gut geworden (was durchaus Übelkeit und Brechreiz hervorrufen könnte, wie ich meine). Dafür großen Respekt an dieser Stelle. Ich habe jetzt keine Ahnung, wie hoch das Budget war, aber das war sicher verdammt viel Arbeit. Die Frage, die sich mir trotzdem stellt ist: Warum? Da mordet ein (mittlerweile übernatürlicher, anders als im ersten Teil) Bösewicht zahllose Menschen auf übertriebene (was für mich nicht gleichzusetzen ist mit witzige) Art und Weise und das ist die Story des Films?

Und: Dafür wird der Film gelobt?
Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es wirklich nicht.

Jetzt mal rein objektiv: Effekte: Top. Schauspiel: Kann man manchmal nicht mal so nennen, aber meistens okay, großteils sogar in Ordnung (wenn man angsterfüllt oder schmerzerfüllt Schreien oder Wimmern als Schauspiel zählt, dann haben wir hier ein paar Scream-Queen/King-Anwärter:innen). Optik und Ausstattung: Top. Drehbuch: Naja.

Ich hab mal einen Kunst-Kurz-Film gesehen, der hieß Ölfilm und da sah man zehn Minuten lang, wie Öl von A nach B gegossen wurde und auf einer Glasplatte einen Film gezogen hat. Das war ähnlich wie das hier. Ja, ich verstehe die Doppeldeutigkeit, ich honoriere den Witz und die Idee, aber das ist nach 10 Sekunden uninteressant. Warum mache ich da 10 Minuten draus?

Hier das gleiche: Warum mache ich da 2 Stunden 20 Minuten draus? Da passiert nichts außer „abschlachten“. Und ein paar Pseudo-Szenen mit Sienna, damit man behaupten kann man hätte eine Story. Ja, die Optik (Engel und Teufel) und so weiter, da kann man schon hineininterpretieren und so weiter (ihr wisst schon: Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse und so Zeug). Eh alles okay, aber … warum so lang?

Selbst Gorehounds müssen wohl zugeben, dass man locker eine Stunde kürzen hätte können. Aber dann wäre vermutlich von dem zarten Pflänzchen namens „Story“ gar nichts mehr übrig geblieben. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das eine Rolle gespielt hätte.

Falls man es nicht gemerkt hat: Ich finde das Ding hier einfach völlig unnötig. Ich spreche hier nicht von einem moralischen Standpunkt aus, sondern von einem filmischen Standpunkt. Es ist ja selten, dass ich an einem Film nichts finde, was mir gefällt – so gibt es ja auch bei diesem hier was, was ich gut finde (Effekte, Austattung) -, aber ich frage mich tatsächlich, warum man sowas produziert. Das ist für mich völlig inhaltsleer und emotionslos (von Ekel mal abgesehen, denn Grusel oder so habe ich keine Sekunde empfunden). Filmhistorisch gesehen ist vermutlich trotzdem ein Kompliment fällig (wenn man das so nennen kann): Die Grenzen des Zeigbaren sind hiermit sicher nach oben verschoben worden. Muss man auch mal schaffen (muss man natürlich nicht, aber wenn man es drauf anlegt, dann kann man immerhin sagen: Mission erfüllt).

Bis zu einem gewissen Grad kann ich es ja nachvollziehen. Der Drehbuchautor und Regisseur Damien Leone beschäftigt sich seit mittlerweile sechzehn Jahren mit seiner Figur „Art“ (und ich denke man kann davon ausgehen, dass der Name des Clowns ein erhobener Zeigefinger in eine bestimmte „Arthouse“-Richtung darstellt). Von Kurzfilmen über Kurzfilm-Sammlungen bis hin zum ersten Langfilm und halt jetzt den zweiten. Und alle erzählen im Grunde die gleiche (oder eine sehr ähnliche) Story.

Was kann man, vor allem da Damien Leone in erster Linie Effektemacher ist, denn von mal zu mal anders machen? Kreativere Wege finden um Menschen zu foltern oder zu töten, vermutlich. Der Rest ist leider altbekannt. Und wenn man im Vorfilm „seine Schöpfung“ sterben lässt, dann kann man sie ja nur übernatürlich zurückbringen, oder? Also im Kontext ergibt das dann alles schon Sinn. Es ist halt einfach für mich in Wahrheit einfach nur so unglaublich langweilig und schrecklich banal. Für mich ist das hier ein bisschen wie die ersten Uwe Boll Filme, also so in Richtung „Alone In The Dark“: Da hat man jemand mehr Budget gegeben und jetzt testet dieser jemand in Filmlänge aus, was man damit alles machen kann. Kann ich nachvollziehen, kann ich aus effekt-technischer Sicht auch durchaus würdigen, aber unterhaltsam war es für mich nicht.

Und Ja, es wird einen dritten Teil geben, was am Ende von diesem Teil hier ja nicht mit wenig Blut und laaaaaangem (*gähn*) Aufbau angeteasert wird. Ich frage mich, was wohl die Story sein wird …?

Dieser kleine Teaser am Ende fasst für mich übrigens den gesamten Film sehr gut zusammen. Die Szene ist ewig lang, man ertrinkt quasi in Blut und bekommt eine möglichst eklige Szene gefühlt eine Stunde lang zu sehen, obwohl man schon nach zehn Sekunden weiß, worauf das hinauslaufen wird. Nein, danke. Dafür ist mir die Zeit zu schade.

Weil die Frage auftauchen wird: Warum ich „Blood And Honey“ um so viel besser fand? Weil ich mir dort nie sicher war, wer jetzt überleben wird, was als nächstes passieren wird und ich wirklich gespannt war, wie die Sache weitergeht (sicher, im Nachhinein war die Spannung umsonst, weil es genauso weitergeht wie man sich denkt, aber zumindest war da Spannung da). Hier sitze ich nur da, gucke mir ein Gemetzel an und weiß im Grunde genommen schon die gesamte Zeit über, wo das hinführt. Schade, denn Talent (nochmals: Effekte, Kostüm, Ausstattung, teilweise die Beleuchtung und sogar das Schauspiel) erkennt man klar. Ich finde halt schade, dass das Ergebnis derartig spannungsarm ist.

Gorehounds, die von brutalen Szenen nicht genug bekommen können und die auf alles andere pfeifen, die können getrost nochmals 5 oder 6 Punkte draufschlagen. Alle anderen: Großer, riesengroßer Bogen.

„Terrifier 2“ bekommt von mir 3 von 10 möglichen, zwei für die oben erwähnten positiven Punkte und einen für Lauren LaVera, mir aber ansonsten rein gar nichts gebende, Punkte.


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