Nachdem Kratos, der Geist von Sparta, alle griechischen Götter getötet und den gesamten Olymp in seinem Hass und Wahn leergeräumt hat, dachte man ja, das sei es gewesen. Tatsächlich war das auch sein Plan. Er zieht sich zurück in nördlichere Gefilde, findet eine Frau, bekommt einen Sohn und alles läuft relativ entspannt. Immer wieder versucht er seine spartanische Wut in den Griff zu bekommen und immer öfter gelingt es ihm. Es ist ein Leben in Frieden.
Bis seine Frau stirbt. Und ihr letzter Wunsch ist es, ihre Asche möge auf den höchsten Berg getragen werden. Also machen sich Kratos und sein Sohn Atreus auf den Weg. Es wird ein langer Weg werden und es werden Geheimnisse gelüftet, von denen Kratos nicht einmal ahnte, dass sie vorhanden sind.
Denn seine Frau war nicht die, für die er sie gehalten hat. Und die Beziehung zu seinem Sohn – gefüllt von Liebe, die Kratos jedoch nur durch Strenge zeigen kann, entwickelt sich langsam …
Die Überraschung war perfekt. Nach drei Teilen „God Of War“ und immer größeren Gegner, mehreren kleineren Ablegern und einem Prequel („Ascension„) kehrte Kratos auf einmal zurück. Quasi aus dem Nichts und ziemlich unerwartet, denn – sind wir ehrlich: So richtig vermisst hatte ihn niemand. Und dann war es ein riesiger Hit und alle waren völlig begeistert, denn – so kannte man den Spartaner noch gar nicht. Als Vater. Und mit Schulterkamera. Und im hohen Norden der Mythologie.
In vielen Publikationen habe ich gelesen, welche in Meisterwerk „God Of War“ sein soll. Reboot, Reimagining, Sequel, was auch immer man dem Spiel für eine Bezeichnung aufdrücken wollte, sie schien zu passen. Und alle, ausnahmslos alle, fanden die Geschichte rund um den entfremdeten Vater, der sich erst nach und nach seinem Sohn öffnen und ihm nach und nach die vorenthaltene Wahrheit sagen kann, großartig.
Und ja, „God Of War“ macht viel richtig. Die Geschichte ist gut geschrieben und die Dialoge sind zum großen Teil wirklich gut gelungen. Die Inszenierung ist super geworden und grafisch muss man zugeben, dass die Sache äußerst rund geworden ist. Auch ist Atreus, der Kratos die ganze Zeit über begleitet, keine Nervensäge, sondern ein wertvoller Helfer in den (vielen) Kämpfen und auch bei den Rätseln und sogar den Dialogen ist der kleine Mann nicht nur nützlich, sondern sogar angenehm.
Alles in allem ist das der beste Teil des Spiels: Die Interaktionen zwischen Kratos und seinem Sohn und die Hürden, die sie auf ihrer Reise überwinden müssen. Ein paar davon sind zwar ziemlich konstruiert und gegen Ende hat das Spiel schon seine Länge und fühlt sich künstlich am Laufen gehalten an, aber trotzdem bleibt man dabei, weil man wissen möchte, wie die Sache ausgeht.
Dazu kommt, dass man dieses Mal auch Nebencharaktere trifft, die diesen Namen auch verdienen. Freya, die Zwerge und auch der Antagonist – sie alle bekommen wirklich Charaktereigenschaften spendiert und man lernt gern Neues über sie. Sogar der Antagonist ist in letzter Konsequenz eine sehr tragische Figur. Auch die Beziehungen der Nebenfiguren zueinander erzählen teilweise großartige Geschichten und spiegeln das Verhältnis von Kratos und Atreus auf interessante Art und Weise, was sich einem wirklich gelungenen Finale offenbart.
Was für mich die Bezeichnung „Meisterwerk“ allerdings unbrauchbar macht, ist die Technik. Die Kamera ist immer nah an Kratos dran und das ist bei der Menge an Kämpfen teilweise einfach ungeschickt. Die Steuerung von Kratos fühlt sich fast an wie die alten „Resident Evil“-Teile (Stichwort: Panzer), zumindest im Kampf. Die Axt (und später andere Waffen) fühlen sich wuchtig an, aber wie gesagt – die Steuerung ist mir einfach zu zäh gewesen. Auch die Nebenaufgaben fand ich nach einer Weile eher langweilig, auch wenn sie oft Geschichten erzählt haben, die mir gefielen, so fühlte es sich irgendwann wie abarbeiten an. Da hätte man meiner Meinung nach noch dran feilen können.
Tatsächlich gewöhnt man sich dran. Auch diverse Minirätsel, die alle darauf hinauslaufen irgendwo mit der Axt dagegen zuschlagen oder Dinge damit einzufrieren, fügen sich gut ein, sind jedoch streckenweise doch arg monoton und vor allem – das ist wirklich mein Hauptkritikpunkt. Irgendwann wird es einfach monoton. Das wäre kein Problem, wenn mir die Kämpfe mehr Spaß gemacht hätten („Assassin’s Creed Odyssey“ wird zB ja auch monoton, aber da hat mir da Gameplay und die verschiedenen Optionen wie man vorgehen kann einfach weit mehr Spaß gemacht), aber sind wir mal ehrlich: Was kann der gute Kratos denn außer draufhauen? Nix. Passend für den Charakter, aber heutzutage leider über diese lange Strecke für mich einfach zu wenig Abwechslung und – wie gesagt – hat mich die träge Steuerung ausgebremst.
„God Of War“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, mit starker Story aber eher so-la-la-Bedienung auf den Putz hauende, Punkte.