Best Of Worst Case: Satanic Panic (Filmkritik)

Sam (Hayley Griffith) hat ein Problem: Sie hat kein Geld. Also jobbt sie als Pizza-Lieferantin und bei einer ihrer Lieferungen kommt sie zu einer riesengroßen Villa. Da ihr niemand öffnet, betritt sie das Haus und stört dabei eine Versammlung. Alle sind gesittet und es ist nett, bis sie plötzlich bemerkt: Ui, das sind Satans-Anbeter und die wollen ein Ritual durchführen. Aber gut, das betrifft Sam ja nicht, denn sie will ja nur die Pizzen ausliefern und ihr (Trink)Geld bekommen.

Nur … als sie gefragt wird, ob sie noch Jungfrau ist – die letzte Zutat für das Ritual – antwortet sie mit: „Nun, das ist doch eine sehr persönliche Frage“, was für alle Anwesenden heißt: Ja, ist sie. Und plötzlich hat sie ein größeres Problem als Geld, denn Danica Ross (Rebecca Romijn), Anführerin der Satanisten, beschließt Sam gegen ihren Willen zu einem Teil des Rituals werden zu lassen …

Über diesen Film bin ich mehr oder weniger gestolpert und war anfangs ein wenig angetan von der absolut nicht kinokonformen Optik des Films. Er wirkt tatsächlich wie ein Amateuerfilm, der ohne große Effekte gedreht wurde und auch das Schauspiel ist zweckdienlich. Nicht schlecht, aber es wirkt distanziert und ziemlich gestellt. Bis zu dem Punkt, an dem dann beschlossen wird, dass Sam eben geopfert werden soll.

Da treten dann Rebecca Romijn, Arden Myrin und Ruby Modine auf, die das Schauspiel gleich mal eine ganze Ebene nach oben korrigieren. Rebecca Romijn kennt man ja aus den X-Men-Filmen der ersten Generation (da hat sie Mystique dargestellt), allerdings hatte man sie eher aufgrund der Optik und der Beweglichkeit im Kopf, weniger aufgrund ihrer schauspielerischen Leistung. Die ist hier erste Sahne und sie genießt es sichtlich die durchgeknallte Chefin des Kults zu spielen. Vor allem in der Interaktion mit ihrer – nach der Position der Chefin strebenden – Kollegin, die von Arden Myrin gespielt wird. Die Kombination der beiden ist köstlich.

Wirklich cool wird es dann, wenn Ruby Modine die Bühne betritt, denn dann fängt einerseits die richtige Chose erst an und zweitens ist die einfach in ziemlich allem super, was sie macht (Wer „Happy Death Day“ und „Happy Death Day 2U“ noch nicht gesehen hat – unbedingt nachholen). Auch der Kurzauftritt von Jerry O’Connell (aus „Crossing Jordan“) ist wirklich gelungen, aber ich finde Jerry O’Conell generell einfach witzig.

„Satanic Panic“ ist eine Mischung zwischen Horror und Komödie und amateurhafter Inszenierung, die für mich allerdings trotz der schauspielerisch tollen Zutaten nur bedingt funktioniert, vor allem, weil die Mischung nicht immer klappt. Verlässt man sich bei den Witzen auf absurde Situationen, so werden diese durch – scheinbar witzig gemeinte, aber wirklich eklige und grausame – Momente von ziemlicher Brutalität konterkariert. Ich verstehe die Intention und wer Blut und Gedärme witzig findet, der oder die wird damit kein Problem haben. Für mich war der Blut und – vor allem – der Gedärme-Anteil dann doch ein wenig extrem, vor allem da die physischen Effekte wirklich, wirklich gut gelungen sind.

Eine längere Sequenz, bei der durch Magie versucht wird den Charakter von Ruby Modine zu töten, hat es in sich. Die ist intensiv, eklig, spannend, voller schräger Ideen und wirklich gut gespielt. Vor allem fällt einem da erst auf, dass man den Macher*innen hier wirklich alles(!) zutraut.

Das Ende wird vermutlich auch ein paar Seher*innen mehr irritieren als gefallen. Ich wiederum fand es wirklich einen großartigen und gelungenen Teil des Films, da das Ende herrlich antiklimatisch ist und noch dazu sieht man es tatsächlich in dieser Form nicht kommen. Ich sage nur: Häschen.

Ein bisschen weniger Gedärme, ein bisschen besserer Schnitt und wenn wir schon dabei sind: Ich wurde mit der Hauptfigur auch einfach nicht warm, was allerdings nicht an der Figur lag, sondern wie sie von Hayley Griffith interpretiert wurde. Das ist allerdings pure Geschmackssache.

Man merkt der Produktionsfirma Fangoria (das Gore steckt ja schon im Namen) an, dass sie wissen was sie tun und auch was ihre Fans wollen. Für mich, wie bereits erwähnt, funktionieren viele der Witze und blutig-absurden Momente theoretisch und ich weiß, was daran witzig sein soll. Tatsächlich musste ich weniger lachen, sondern dachte mir für meinen Geschmack zu oft: „Ja, ich habe es verstanden, können wir jetzt bitte nicht mehr zeigen, wie sie ihm seine eigenen Gedärme füttert?“

Alles in allem ist „Satanic Panic“ sicher das geworden, was er sein will. Für Gore-Hounds kann ich nur sagen: Den Anfang des Films werdet ihr vermutlich langweilig finden, aber glaubt mir, bleibt dran – ihr kommt auf eure Kosten. Jene, die eine klassische PG-13 Horrorkomödie erwarten: Oh, Leute, ihr wisst nicht, was da noch auf euch zukommt.

Chelsea Stardust hat bei der Regie ein gutes Händchen und wer sich bis dato dachte, dass Frauen keine Gore-Filme inszenieren können: Denkt nochmals drüber nach. Da es ihr erster Langspielfilm ist kann ich nicht anders, als ehrfürchtig zu nicken. Gratulation. Echt gelungen.

Grady Hendrix, verantwortlich für das Drehbuch, hat sich ebenfalls was einfallen lassen, verlässt sich zwar oft auf die Klischees des Horror, bricht diese aber oft genug, um als innovativ zu gelten.

„Satanic Panic“ bekommt von mir 7,5 in seiner Konsequenz beeindruckende, mir allerdings zu unnötig eklige, Punkte.


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