Teenagerjahre sind die Hölle. Hormone. Andere Teenager. Alles mies. Erwachsen werden ist schwierig und mit Heranwachsenden umzugehen kann noch schwieriger sein. Das weiß man selbst und konnte man im – mit übernatürlichen Elementen und einer Thriller-Handlung angreicherten – „Coming Of Age“-Drama „Life Is Strange“ selbst spielen. Im Nachfolger (und Prequel) „Before The Storm“ erfährt man mehr über die Hintergründe von Chloes (die beste Freundin von Max, Hauptdarstellerin des ersten „Life Is Strange“) Leben und ihrer Beziehung zu Rachel Ambers (DAS In-Girl der Schule).
Aber auch ohne Kenntnisse der ersten Season bzw. des ersten Teils kann man gut in die Story von „Life Is Strange: Before The Storm“ einsteigen. Wir treffen Chloe auf dem Weg zu einem Konzert ihrer Lieblingsband „Firewalk“. Sie steht auf den Gleisen, wartet auf den Zug, der in der Ferne näher kommt. Sie zündet sich eine Zigarette an und springt in letzter Sekunden (der Zug bremst, Funken fliegen) von den Gleisen. Wir verstehen sofort: Chloe interessiert sich einen Sch**ß für Regeln.
Dann trifft Chloe allerdings Rachel und diese Rachel ist der Inbegriff von „perfekt“. Sie ist gut in der Schule, sie hat viele Freunde, sie ist intelligent, sie hat einen super Sinn für Humor, ist charmant, loyal, hat reiche Eltern, ist Mitglied im Theaterverein, also – in kurzer Version – das wirklich perfekte Leben.
Und dann schnappt sie sich Chloe und fragt sie, ob sie diesen Schultag mit ihr blau machen will. Das ist erfreulich und super, aber auch ein wenig verwunderlich, denn … Rachel Ambers will Schule schwänzen? Irgendetwas stimmt da nicht.
Und ab jetzt folgen SPOILER.
Und tatsächlich verhält sich Rachel im Laufe des Tages immer seltsamer. Zuerst locker und entspannt, dann auf einmal zickig, dann will sie sich besaufen und dann schreit sie sogar auf Chloe ein und haut einfach ab.
Dann entdeckt man, weshalb Rachel von der Schule weg wollte, weshalb sie genau zu diesem Park, zu dieser Stelle, reisen wollte: Ihr Vater. Sie hat den Verdacht, dass ihr Vater eine Affäre hat. Ihr Weltbild bricht zusammen. Sie, die ihren Vater angehimmelt hat, ihn idealisiert hat, erkennt nun, dass auch er nur ein Mensch ist.
Von da an geht es flott und Schritt für Schritt wagt sich Rachel aus ihrer heilen Welt hervor, denn wenn schon ihr Vater sich nicht für Regeln und Normen interessiert, dann hat es auch Rachel nicht nötig, sich daran zu halten. Zuerst ist sie wütend, dann noch wütender, dann traurig und dann wieder wütender.
In der letzten Szene der ersten Episode steht sie im Park vor einem Mülleimer, zerreisst das Foto ihres Vaters und wirft es in einen hinein, um es brennen zu sehen. Sie verbrennt ihre Verbindung, ihre Regeln, ihre heile Welt.
Dann tritt sie den Eimer um und brüllt ihre ganze Wut hinaus. Welche das Feuer noch weiter anheizt und – den gesamten Wald in Brand setzt.
Es ist ein wenig plakativ, aber in Begleitung dieser Musik und dieser Inszenierung ein verdammt eindringlicher Moment – Rachels Wut steckt die Welt in Brand. Und ihre weiteren Taten werden das gesamte Tal/den gesamten Ort auf immer verändern.
Und ja, das werden sie. Rachel Ambers hat Arcadia Bay für immer ihren Stempel augedrückt.
Und ich meine nicht den Brand.