A Cure for Wellness (Filmkritik)

Lockhart (Dane DeHaan) ist ein aufstrebender Angestellter, in einer riesigen Firma. Da er bei seinem rasanten Aufstieg etwas getrickst hat, haben ihn seine Vorgesetzten in der Hand und schicken ihn in die Schweiz. Dort soll er aus einem mysteriös idyllischen Wellness-Resort, seinen Boss zurückbringen, der diesen Ort laut selbst verfassten Brief, nie mehr verlassen möchte.

Dort angekommen stößt Lockhart auf den strengen Zeitplan des Instituts und muss erst mal warten. Auf der Fahrt in ein Hotel hat er jedoch einen Unfall und erwacht mit gebrochenen Bein selbst als Patient in dem Resort und wird von dessen Leiter Volmer (Jason Isaacs) begrüßt. Je mehr Zeit Lockhart damit verbringt sich in dem Gebäude umzusehen, desto sicherer ist er sich, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

Es war wohl an der Zeit für Gore Verbinski, sich einem Herzensprojekt in der Funktion als Produzent, Drehbuchautor und Regisseur zu widmen, nachdem er mitgeholfen hat seine einstmals unterhaltsame Fluch der Karibik-Franchise zur Selbst-Persiflage verkommen zu lassen und zuletzt mit The Lone Ranger ein ganzheitlich seelenloses Kommerz-Produkt abgeliefert hat. Seine amerikanisch-deutsche Koproduktion hat dann aber erstens nur mittelmäßige Kritiken erhalten und zweitens bei Kosten von 40 Millionen Dollar, nur circa 27 wieder eingespielt.

Bei einem Film, der dem Macher ein persönliches Anliegen ist, muss man ja immer abwiegen, wie sehr man das jetzt nur für sich macht und wie sehr für das Publikum. Ich bin mir nicht sicher, ob Verbinski selbst eine Antwort darauf hätte, auf jeden Fall ist sein Projekt vollgestopft mit Ideen, Metaphern und Fragen, wobei sicherlich nicht immer alles logisch ist, einiges offen bleibt und die Handlungen einiger Personen, nicht nachvollziehbar sind (wobei ich durchaus glaube, dass das genau so sein soll). Daran ändert auch die Laufzeit von über zweieinhalb Stunden nichts.

Ist unser Alltagsleben die Krankheit, das Streben nach immer mehr und das ständige Funktionieren, dass wir von uns und unseren Mitmenschen verlangen? Züchten wir uns Krankheiten nur, damit wir die Hoffnung auf Heilung erleben dürfen? Man kann hier schon durchaus anfangen nachzudenken über sein eigenes Leben oder den Sinn an sich, die Antworten muss man dann aber selbst finden, denn dem Film geht es nicht darum Lösungen zu präsentieren. Gefangen in der Idylle, verliert sich die ganze Sache dann etwas in der eigenen Prämisse.

Philosophische Gedankenspielereien, mysteriösere Thriller-Elemente, Kulturschocks, H.P. Lovecraft Huldigungen und ein an alte Universal-Monsterabenteuer erinnerndes Trash-Finale, es ist wie gesagt einiges mit dabei und ob man den Mix verträgt, muss jeder für sich entscheiden. Die Handlungsstränge sind bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar und oft ahnt man schon, was als nächstes passieren wird. Dennoch oder gerade deshalb muss man sich auf diesen Trip einlassen, damit er richtig funktioniert. Das klingt jetzt vielleicht negativ, hat sich aber als Erlebnis nicht so angefühlt.

Uneingeschränkt fesselnd und einfach objektiv genial ist jedoch die Cinematographie geworden, mit alle den innovativen Einstellungen, Perspektiven, Farben und Schnitten, dass dieser Film noch besser aussieht, wäre wohl nicht mehr möglich. Auch die zu großen Teilen in Deutschland gefilmten Locations sind wunderschön, wodurch der Kulturschock besonders stark zu spüren ist, als die Handlung kurze Zeit in einer schmierigen Bar in der Stadt unter dem Resort spielt. Richtig überzeugen können auch sämtliche Darsteller, allen voran Dane DeHaan (Chronicle).

Als Lockhart erlebt er so ziemlich die gesamte Bandbreite menschlicher Gefühle, ist im Prinzip nicht mal ein Antiheld, sondern eher ein rein auf die Karriere fokussierter Egoist. Er wandelt sich auch nicht plötzlich zum Guten, aber er ist nicht verrückt, dafür jedoch neugierig und erkennt wenn es Zeit ist, etwas zu tun. Mia Goth (Marrowbone) hat eine faszinierende Ausstrahlung als andersartige Hannah und Jason Isaacs (Event Horizon) als Volmer ist einerseits charismatisch, andererseits strahlt er eine unheimliche, unterschwellige Bedrohlichkeit aus.

Insgesamt daher ein Film, der sicherlich nicht für das breite Publikum funktioniert und den man an mehreren Stellen ganz leicht angreifen kann. Ich für meinen Teil habe den Film als optisch genialen, atmosphärisch dichten und toll gespielten Trip erlebt, dem vielleicht die eine oder andere Kürzung gut getan hätte und der stellenweise wohl mehr sein will, als er ist. Aus der Masse ragt er jedenfalls sicherlich heraus, was in diesem wieder mal von Megablockbustern geprägten Jahr, eine feine Sache ist.

„A Cure for Wellness“ bekommt von mir 8/10 das Streben nach Reinheit erneut als Geburt des Bösen erlebende Empfehlungspunkte.

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