Best Of Worst Case: Arachnicide (Filmkritik)

Es sind die Besten der Besten (was auch sonst) und sie haben einen klaren Auftrag (natürlich). Es geht gegen den bösen … Drogenbaron (was, keine Terroristen?), denn dieser finanziert Terroristen (also doch!). Zwei seiner Basen sind bereits zerstört worden durch extrem präzise Präventivschläge der Helden (völlig klar, sie sind ja die Besten!) und jetzt ist der Drogenbaron sauer. Er hält seinen MitarbeiterInnen einen Vortrag (aha) über seine neuen Pläne (wow) und wird dabei abgehört (wie unerwartet). Die Helden (yeah!) wundern sich noch, warum der Typ die Koordinaten seiner neuen Geheimbasis für alle sichtbar auf dem Umschlag seiner Präsentation stehen hat (wie unvorsichtig) und dann werden die Besten der Besten (falls das noch nicht klar ist) hingeschickt um aufzuräumen (endlich!).

Dabei ist auch eine Frau in der Truppe (das ist ja so 2016) und da gibt es Spannungen, denn die ist halt eine Gefahr für die Besten der Besten (einfach weil sie ne Frau ist, logisch, oder?). Aber dann stellt sich heraus (Überraschung!): Es ist eine Falle und der Bösewicht kann mit einem Wachstumsserum (James Bond, anyone?) Spinnen zur Mutation bringen und die fallen über die Besten der Besten (sollte das jetzt immer noch nicht klar sein) her …

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Man verzeihe mir den Sarkasmus in der obigen Einleitung, aber dieser Film schreit einfach danach. Okay, nachdem ich mir unlängst „Olympus Has Fallen“ und „London Has Fallen“ angesehen habe (letzteren übrigens nur aus perverser Neugier, wie man zu sowas einen zweiten Teil machen konnte) muss ich für „Arachnicide“ einen leichten positiven Anstrich verpassen, denn der Film ist jetzt grundsätzlich nicht schlechter als die vorher genannten beiden Filme (die ich sehr schlecht fand) – vom Drehbuch her betrachtet.

Abgesehen vom Budget, denn das war vermutlich ein Millionstel von dem was Gerard Butler und Co hatten. Der Rest ist annähnernd gleich. Alle Klischees die es gibt kommen vor (und das obwohl der Film von ItalienerInnen gemacht wurde) und werden zelebriert. Sowas wie Ironie oder Sarkasmus gibt es einfach nicht. Die Army-Guys sind einfach harte Kampfschweine (sorry) und das ist es dann auch schon. Ich habe mir keinen einzigen Namen gemerkt – ich bin mir nicht mal sicher, ob einer im Film gefallen ist.

Der „Held“ ist ein Kotzbrocken, der gegen Ende einfach nur noch One-Liner rausschmeißt, die nicht mal witzig sind und die Frau, die natürlich eine Gefahr für die Integrität der Gruppe darstellt (warum dem so sein soll kann scheinbar keiner im Film erklären, aber es dürfte ja auch so offensichtlich sein, denn ich meine, hallo, wir sprechen hier von einer Frau. Muss man das echt noch erklären? /sarcasmoff). Was für ein Schwachsinn.

Die ersten zwei Drittel des Films gehen mit dem Vorstellen der Abziehbil … äh .. Stereoty … nein, Pappkarto… ach, Personen, die im Film … nein … ach. Was soll’s? Niemand stellt irgendwas vor, sondern wir bekommen eine Reihe von Szenen gezeigt, die andere Actionfilme kopieren und das soll uns ZuseherInnen vermutlich vermitteln um welche Art von Charakteren (ah – das war das Wort, das mir einfach nicht eingefallen ist) es sich hier handelt. Dabei wiederhole ich: chauvenistische Kampfschweine. Punktum.

Die Optik des Films gefällt mir prinzipiell, das CGI hat ob seiner Schlechtigkeit eine gewisse surreale Wirkung und manche Szenen wirken wie gemalt. Dabei kommen dann teilweise sogar gute Bilder raus, zum Beispiel als zwei Soldaten über einen Hügelkamm laufen und hinter ihnen gerade die Sonne aufgeht, welche die Kamera blendet und dann Spinnen als Schatten hinter den beiden auftauchen – das sieht echt ziemlich cool aus. Und immerhin: Vier super aussehende Sekunden in diesem Film – damit hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr gerechnet.

Von den peinlichen Momenten, Logikfehlern und Drehbuchschwächen will ich schon gar nicht mehr reden, aber immerhin machen die Spaß. Okay. Einer sei erwähnt: Irgendein General (wie gesagt: Name? juckt niemand) will die „Jungs da raus holen“ und es wird ein Rettungseinsatz genehmigt. Er bittet seinen Vorgesetzten „Teil des Rettungsteams zu sein“. Okay. Wird genehmigt. Später sieht man das Rettungsteam: Der Hubschrauberpilot und der Typ. Irgendwie hat jemand „Teil von“ mit „ich allein“ verwechselt, aber gut.

Die anderen Sachen sind einfach nur witzig (Man sieht dank Satellit die Soldaten im Spezial-Infra-Wärme-Super-Durch-Wände-blicken-kann-Dings, aber die Spinnen sieht man erst nachdem(!) sie angreifen), spielen aber keine Rolle mehr.

Warum die Entscheidung getroffen wurde, Menschen beim Aussteigen aus Maschinen oder beim Anlegen der Waffen mit CGI zu ersetzen (inklusive aller abgehakten und schlechten Bewegungsanimationen) ist mir ein Rästel. Alle gewollten Witze befinden sich im Trailer (ja, es ist nur einer) und der Rest ist … nun … lächerlich.

Die absolut pseudo-coole und übertrieben schlimme Synchronisation in englischer Sprache macht tatsächlich einen positiven, weil unfreiwillig witzigen, Reiz aus, da sie so richtig schlimm geraten ist und viel zur Unterhaltung beiträgt.

„Arachnicide“ bekommt 3 von 10 möglichen, einen davon rein für die optische coole Szene am Ende, Punkte.

Best-Of-Worst-Case-Urteil (Trashfaktor: alles):
Ein absolutes Highlight, wenn man richtig schlechte Filme mag. Der Spannungsaufbau bis zu zwei Drittel des Films ist irgendwie schon gut gemacht, aber man fragt sich halt wozu? Das Vorstellen der vorkommenden Abziehbilder ist sowas von unnötig und es hätte gereicht ein Gruppenbild zu machen und die Worte: „Coole Hunde“ drunterzuschreiben. Hätte den gleichen Effekt gehabt und wäre genauso unterhaltsam gewesen. Sobald die Spinnen auftauchen kommt so etwas wie Witz auf und wenn dann noch der Drogenbaron zu dem obersten Offizier per DVD spricht, dann ist die Skurriliät auf dem Höhepunkt. Gut ist der Film trotzdem nicht.

Fazit: Wer wirklich, wirklich herzhaft über schlechte Filme lachen kann, sollte unbedingt reinschauen. Personen, die sich rasch fremdschämen: Großen, ganz, ganz großen Bogen um den Film machen.

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