Bei manchen Spielen hängt die Bewertung ungewöhnlich stark davon ab, welche Erfahrungswerte und Erwartungshaltung der jeweilige Spieler mitbringt. Das trifft auch auf Capcoms neues „Street Fighter X Tekken“ zu, das nach bewährtem Muster zwei bestens bekannte Kampfspiele mit ihren Eigenheiten zusammenführt. Hardcore-Fans werden die Einflüsse aus dem Tekken-Universum zu schätzen wissen, doch ist der Titel auch für Neueinsteiger in den „Street Fighter“-Franchise oder Gelegenheitsspieler empfehlenswert?
Eines ist klar: Unterversorgt waren die Fans der Capcom-Fighter in den letzten Jahren definitiv nicht, brachte der Hersteller doch nach „Street Fighter IV“ das verbesserte „Super Street Fighter IV“ heraus, beide für xBox 360 und PS3. Wer nicht sofort zugriff, konnte nach einigen Monaten Special Editions erstehen, die den nachträglich veröffentlichten Download-Content gleich auf der Disc mitbrachten. Hinzu gesellte sich „Marvel vs. Capcom“. Somit gab es eigentlich (fast) immer etwas Neues oder zumindest Aktuelles in der Geschmacksrichtung „Street Fighter“.
Man muss Capcom zugute halten, dass jede Veröffentlichung die Grundformel und deren Umsetzung weiter verbesserte. Die Menüführung wurde flinker und geschmeidiger, die Präsentation und das Spielhallen-Flair wussten immer mehr zu überzeugen, und die Dynamik der Kämpfe sowie die Spezialangriffen machten immer mehr Furore. Genauso gelang es den PS3-Versionen in Punkto Grafik (Hintergrund-Szenen) mit den xBox-360-Ausgaben immer mehr gleich zu ziehen. Wer nun erwartet, dass „Street Fighter X Tekken“ ein weiterer Schritt nach vorne ist, dem dürfen wir sagen, dass er nicht enttäuscht wird.
Die große Stärke des neuen „Street Fighter X Tekken“ ist, dass es mehr als jedes andere Spiel das Gefühl auslöst, man befände sich wirklich in einer Spielhalle. Das liegt nicht nur am Look und am Sound, sondern gerade auch an der außergewöhnlich guten Integration der Online-Modi. Eine ausreichend schnelle Internet-Anbindung vorausgesetzt, sucht „Street Fighter X Tekken“ im Laufe des Arcade-Modus nach passenden Kontrahenten, die dann nach kurzer Wartezeit als Gegner eingebunden werden. Das Ganze läuft derart reibungslos ab, dass der Eindruck entsteht, man zocke in einer Halle und jemand habe gerade zusätzliche Münzen eingeworfen, um einen herauszufordern. Wirklich super!
Die Einflüsse von der „Tekken“-Serie sind spürbar, und sie sind Geschmackssache. Speziell Neueinsteiger treffen auf eine etwas anspruchvollere Steuerung, „Tekken“-Jünger hingegen freuen sich über „ihre“ Figuren Yoshimitsu, Heihachi, Jin, Kazuya, King, und Julia. Völlig neu ausgedacht haben sich die Entwickler den „Pandora-Modus“, der toll aussieht und dem beinahe besiegten Spieler zehn Sekunden Zeit gibt, das Schicksal nochmals abzuwenden. Auch das Gem-System ist neu: Die Gems können vor Spielbeginn konfiguriert werden und verstärken im Verlauf eines Matches die Eigenschaften der Kämpfer, aktivieren Auto-Abwehr-Funktionen oder erweitern den Pandora-Modus.
Gelegenheitsspieler sind beim durchaus noch aktuellen „Marvel vs. Capcom 3“ bzw. dessen Neuauflage mit dem Zusatz „Ultimate“ besser aufgehoben, sofern sie es auf den größtmöglichen Spaßfaktor abgesehen haben. Einsteiger in Capcoms Kampfspielwelt hingegen werden mit „Street Fighter X Tekken“ umfassender als je zuvor bedient, da es die Figuren aus zwei klassischen Franchises vereint. Ein besonderes Zuckerl gibt’s noch für PS3-Gamer, da sie zusätzlich mit PacMan, MegaMan und vor allem der Figur Cole aus „inFamous“ (Rezension zu „inFamous 2“ hier) spielen können.
So bewerten wir „Street Fighter X Tekken“:
– Für Hardcore-Kampfspieler: 9,5 von 10
– Für Einsteiger ins Gerne: 8,5 von 10
– Für Gelegenheitsspieler: 7,5 von 10