In jungen Jahren wurde Vlad (Luke Evans), gemeinsam mit anderen transsilvanischen Kindern, in die türkische Armee eingezogen. Dort machte er sich als Vlad der Pfähler einen Namen und versetzte seine Feinde in Angst und Schrecken.
Später kehrte er wieder in sein Land zurück, um es als Fürst zu regieren. Als Sultan Mehmed II (Dominic Cooper) die Herausgabe von 1000 Jungen und Vlads Sohn verlangt, schließt Vlad einen Pakt mit einer dunklen Macht in den Bergen, um seine Familie und sein Volk zu retten.
Regie führte hier der Neuling Gary Shore, der bei „Dracula Untold“ auch gleich sein Erstlingswert abgeliefert hat. Das macht sich auch hier und da bemerkbar und dennoch zeigt Shore an dieser Stelle, dass er mit Leidenschaft bei der Sache ist und ein gewisses Talent besitzt. Was die Geschichte betrifft, so distanziert man sich ein Stück weit von der von Bram Stoker entwickelten Figuren.
Stattdessen lässt man sich von wahren Begebenheiten (z.B. wird die Belagerung in Wien durch die Türken erwähnt) inspirieren und greift mit Fürst Vlad auf eine Figur zurück, die es so oder so ähnlich vielleicht sogar gegeben hat. Nett ist dann auch, dass man sich von gewissen Vampir-Filmen nicht großartig beeinflussen lässt (ja ich meine dich „Twilight„), sondern ein eigenes Ding macht.
Dabei ist das Grundkonzept ganz einfach. Vlad bekommt einen Vorgeschmack auf die Kräfte, die er als Vampir hätte und drei Tage Zeit sie zu nutzen. Sollte er es schaffen, sich in dieser Zeit von menschlichem Blut fernzuhalten, hat er eine Chance sein Volk zu retten und wird im Anschluss wieder ein normaler Mensch. Sollte er es nicht schaffen, wird er gänzlich zu einem Geschöpf der Nacht, dass sein Land ins Chaos stürzt.
Nun mag sich jemand sinngemäß denken: Das ist ja voll langweilig und da weiß ich ja jetzt schon wie der Film endet. Diese Leute haben allerdings keine Ahnung. „Dracula Untold“ hat noch die eine oder andere Überraschung parat und überhaupt geht es hier in erster Linie darum, wie aus Vlad der vermutlich bekannteste Vampir der Geschichte wird.
Normalerweise bin ich kein Fan von Filmen, die das Werden und/oder Leben eines Bösewichts beleuchten. Schön an dieser Stelle ist allerdings, dass man es durchgängig schafft, die Integrität des Charakters zu bewahren. Selbst Vlads Kriegsverbrechen aus seiner Zeit bei der türkischen Armee habe einen noblen Hintergrund.
Doch wie heißt es so schön in Dantes göttlicher Komödie? Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Der Brite Luke Evans (Furious 6) muss an dieser Stelle den Film mehr oder weniger alleine tragen und macht das dann auch sehr gut. Er schafft es als Vlad seine Rolle unerwartet und vor allem charismatisch anzulegen, was der weiteren Geschichte sehr zu gute kommt.
Ihm zur Seite stehen Sarah Gadon (Dream House) als Vlads Gemalin Mirena und Art Parkinson (Game of Thrones) als dessen Sohn Ingeras. Beide leisten angemessene, aber leider nicht herausragende Arbeit. Überraschen konnte an dieser Stelle Dominic Cooper (Need for Speed), der als Sultan Mehmed, dank einer intensiven Bräunungskur, kaum wieder zu erkennen ist.
Optisch hat man sich einige Besonderheiten einfallen lassen. Die Art wie Vlad mit seinen geschärften Sinnen die Umgebung wahrnimmt, die Art wie er im Alleingang mit einer ganzen Armee aufräumt (unter anderem gibt es eine Szene, in der man Vlad durch die Reflektion eines Schwertes beobachtet) oder die Art wie Fledermäuse in seinen Kampfstil eingebunden werden, ist sehr gelungen.
Alles in allem ist „Dracula Untold“ ein durchaus gelungener Film, über den vermutlich bekanntesten Vampir der Welt. Man hat sich hier einiges einfallen lassen, was die Geschichte und die Optik betrifft und erzählt dabei eine Geschichte, die man so noch nicht kennt. Einziger Kritikpunkt an dieser Stelle ist, dass man hier und da erzählerisch und optisch offenbar ein wenig Potential verschwendet hat.
Wie Universal Pictures kürzlich bekannt gab, gehört „Dracula Untold“ zu einem neu ins Leben gerufenen Monster-Film-Universum. Deswegen dürfen wir uns auf ein Wiedersehen mit dem Grafen freuen und das ist gut so.
Der Film „Dracula Untold“ bekommt 7/10 die dunklen Mächte nutzende Empfehlungspunkte.