Isaac Clarke wacht auf. Es muss ein Albtraum gewesen sein, denn so gräßliche Dinge, wie er geträumt hat, können nicht passiert sein. Aber die Realität sieht anders aus. Er trägt eine Zwangsjacke und wird von einem jungen Mann befreit, der ihm erklärt, dass er auf der Raumstation Sprawl ist und etwas Schreckliches … weiter kommt er nicht, denn dann bohrt sich ein Nekromorphstachel in sein Hirn und er mutiert. Isaac – noch immer in der Zwangsjacke – muss fliehen.
Immerhin scheint er nicht der einzige Überlebende zu sein, denn die Sprawl ist groß und so trifft er über Funk auf Bekannte, die ihm helfen wollen und auf Menschen, die wohl eher … zwielichtig, verrückt und teilweise zu Recht skeptisch sind. Denn Isaac fehlen fünf Jahre. Er weiß nur, dass irgendetwas mit ihm gemacht wurde und die Nekropmorphs ein weiteres Mal aufgehalten werden müssen.
Das größte Problem ist dieses Mal jedoch Isaacs Verstand, denn – war er im ersten Teil schon nicht ganz zurechnungsfähig – so dreht er aufgrund seiner Schuldgefühle dieses Mal wirklich durch. Und die Bezeichnung „Selbstverletzendes Verhalten“ hat in diesem Fall eine überaus schwerwiegende Bedeutung.
2011 war es soweit und der erwartete und ersehnte Nachfolger zu „Dead Space“ ist erschienen. Der Titel startet gleich mal mit einem Adrenalinkick, denn wehrlos und allein durch die Sprawl zu laufen, während rundherum die Nekromorphs die Station auseinandernehmen ist eine beeindruckende und sehr adrenalinhaltige Erfahrung. Von diesem Moment an lässt einen „Dead Space 2“ eigentlich nicht mehr los. Es ist zwar kein Action-Dauerfeuerwerk, aber es ist nicht zu leugnen, dass die Macher mehr Fokus auf die Ballerei gelegt haben als auf die Horrorelemente.
Was nicht bedeuten soll, dass diese nicht mehr funktionieren – im Gegenteil. Neue Gegner, noch ekliger als im ersten Teil und noch abartiger (ich sage nur: Es gibt einen Kindergarten auf der Sprawl) als vor drei Jahren.
Grafisch kann man dem Spiel erneut nichts vorwerfen, es ist sogar so, dass die neue Umgebung dem Spiel sehr gut tut, denn die Sprawl ist eben wirklich eine kleine Stadt und dort finden sich neben dem oben erwähnten Kindergarten auch Wohnungen, Labore, Maschinenräume – sogar Tempel und Kirchen findet man. Was sich durch die neuen Umgebung realer anfühlt und auch streckenweise ein paar Farbtupfer in das an sich dunkle/düstere Spiel bringt. Dass Isaac jetzt spricht ist absolut positiv, denn er Mann hat einiges zu sagen und die Handlung, die anfangs nur auf „Folge den Befehlen aus dem Mirkofon“ besteht, wird im Laufe der Zeit immer dichter – vor allem, da man rasch erkennt, was da in Issacs Kopf vorgeht.
Die eingebauten Charaktere sind dieses Mal wichtige Spannungs- und Storyträger. Allen voran der zweite „verrückte“ Gefangene namens Stross – der einen Weg kennt, wie die Nekros aufgehalten werden können – nur leider so derart hinüber ist, dass er leichte Probleme hat, das auch zu erklären. Was ihn sehr frustriert macht. Frust zu Aggression führt und Aggression zur dunklen Seite der Macht, wie Yoda sagen würde. Wie das endet? Spielt selbst.
Ausflüge in die luftleeren Weiten des Raums sind auch dieses Mal dabei, allerdings eine Ecke besser gelöst (freies Landen auf ebenen Flächen, als Beispiel) und die Waffen aus Teil 1 haben es fast 1:1 in den neuen Teil geschafft.
An einigen Stellen kommt der pure Horror aus dem ersten Teil retour (bei einem netten Rundgang auf dem Schiff des ersten Teils), aber die Actionschraube und schnelle Nekromorphs lassen den Puls weit oben bleiben. Auch dieses mal hab ich mich ein paar Mal so erschrocken, dass ich die Maus erst wieder aufheben musste, weil ich sie unabsichtigt in die Ecke geschossen hatte.
Allerdings merkt man deutlich, dass die Horroratmosphäre zugunsten der Action zurückgeschraubt wurde. Klar, wenn die ganze Welt herum erzählt, dass sie zu viel Angst hatten, das Spiel zu Ende zu spielen wird der Publisher (EA) nervös und will halt ein bisschen mehr in Richtung Massenmarkt. Nachvollziehbar und in diesem Fall kein großes Manko, da Visceral Games es wirklich schaffen den Spagat zwischen „Horror und Spannung“ sowie „Adrenalin und Action“ konstant nahezu perfekt zu machen.
Die Abwechslung kommt keineswegs zu kurz und „Dead Space 2“ ist absolut kurzweilig, auch wenn ich gut acht Stunden zum Durchspielen gebraucht (normaler Schwierigkeitsgrad) habe, so war es zu keiner Sekunde langweilig. Die Story um die Marker und Issacs Verknüpfung damit wird interessant weitererzählt und die markerverehrenden Spinner haben ihren festen Platz in der Storyline. Wenn man aber erst begreift, dass es wirklich um Isaac und dessen Psyche geht, dann ist die Story wirklich wunderbar und großartig geraten.
Die Sprecher machen allesamt (im englischen Original) einen super Job und lesen nicht nur langweilig ihre Texte ab, sondern fühlen und fiebern (von kleinen Aussetzern abgesehen) mit. So gehört sich das.
Immer wieder kommen kurze Quick-Time-Events zum Einsatz, allerdings primär, wenn euch die Nekros zu nahe kommen, ansonsten bleibt das Spiel zu einem großen Teil frei davon. Die Mechaniken, die im ersten Teil funktioniert haben, funktionieren immer noch. Eigentlich ist „Dead Space 2“ genau das, was alle wollten: Mehr vom gleichen, mit neuer Story und neuer Umgebung.
Dass das Spiel es schafft, doch tatsächlich ein paar sehr denkwürdige Momente einzubauen (wie zum Beispiel … also … oder … naja, ich spoilere jetzt nicht) ist natürlich auch nicht schlecht, zumal die große Überraschung ja ausbleibt, denn wie „Dead Space“ funktioniert, hat man ja im ersten Teil bereits gesehen, also fällt der Überraschungseffekt weg. Dass dieser Nachfolger dennoch besser als sein Vorgänger ist (wenn euch der größere Actionanteil nicht stört), spricht für sich.
„Dead Space 2“ bekommt von mir 9,5 von 10 möglichen, die Ishimura nur mit guten Nerven betretende, Punkte.
PS: Auch dieses Spiel ist ABSOLUT NICHTS für Kinderhände. Nur damit das klar ist.
[amazon asin=B004G8QMF4,B004G8QMFE,B004G8QMFO&template=multinational]