Bauarbeiter Emmet ist von allen Dingen begeistert, solange sie nur seinem geregelten Alltag entsprechen. Er hat keine Freunde, nur den Fernseher als einzige Freizeitaktivität und er wird von seiner Umwelt als unscheinbarer Mitläufer gesehen. Doch das wird sich alles ändern, denn Emmet ist der Auserwählte, der die Lego Welt vor dem Untergang bewahren wird. Blöd ist dabei nur eine kleine Tatsache, denn der einfältige Bauarbeiter hat keine Ahnung, was genau er zu tun hat. Gut, dass ihm mit Batman, der mutigen Wildstyle und dem weisen Vitruvius eine bunte Truppe von Meisterbau-Spezialisten zur Seite stehen.
Zuerst mal kurz zur Metaebene bzw. dem Kreislauf, der sich hier in gewisser Weise wieder schließt. Dieses Spiel basiert auf einem Film, der wiederum auf Videospielen beruht, die von Spielzeug inspiriert wurden. Wie gut die Verantwortlichen bei Lego ihr Handwerk verstehen und mit welchem Respekt und Wissen sie auch das jeweils verwendete Material behandeln, konnten wir Gamer ja zuletzt bei „Lego Marvel Super Heroes“ bewundern. Nun spielen erstmals von Lego selbst entwickelte Helden die Hauptrolle, gemischt mit verschiedensten Figuren der Popkultur und sogar ein paar aus dem „echten“ Leben.
Natürlich wird die bereits etablierte Formel auch hier wieder gekonnt angewandt. Die Hauptaufgabe besteht darin, den Weg quer durch die 15 farbenfrohen Level zu finden und dabei neben dem Lösen einiger Puzzles, möglichst viele Gegner in kleine Stücke zu schlagen. Oft ist es dabei wieder notwendig, zwischen den Charakteren zu wechseln, um auf ihre einzigartigen Fähigkeiten und Waffen zurückgreifen zu können. Zum Glück ist dieser Prozess mittlerweile so flüssig gestaltet und geht schnell von der Hand, dass diese Mechanik viel Abwechslung in das Kampfgeschehen und die Entdeckungsreise-Möglichkeiten bringt.
Dabei fühlt sich jedes Level anders an als das zuvor und bringt sogar meistens eine Erweiterung und Abwechslung für das Spielvergnügen mit sich. Helikopter vom Himmel schiessen, über einen Highway rasen oder durch einen von Aalen wimmelnden Tunnel schwimmen, für Vielfalt und frischen Wind wird reichlich gesorgt. Wer den Titelsong des Filmes nicht bereits tief in seinen Gehörgängen verankert hat, der wird ihn spätestens nach dem Rhythmus Minispiel sicherlich nie mehr los. Die Hacking-Sequenzen bringen hingegen angenehmes Retro-Feeling mit mit, da man sich stark an die guten alten Pac-Man Abenteuer erinnert fühlt.
Wer „The Lego Movie“ noch nicht gesehen hat, der sollte dies übrigens unbedingt noch tun, denn dieses Spiel hat dann einen beachtlichen emotionalen Mehrwert und nicht nur, weil man die Figuren bereits kennen- und lieben gelernt hat (wobei die Zwischensequenzen sowieso fast wie aus dem Film wirken). Auch wenn nicht alle Bereiche der Handlung mit übernommen wurden, besonders die Momente mit mehr Action sind gekonnt in den Spielspass hochleben lassende Szenen transferiert worden, in denen man (auch beim Finale, die Filmkenner wissen warum dies nicht selbstverständlich ist) stets die volle Kontrolle hat. Szenen, die im Film nur einige Sekunden gedauert haben, werden dabei zu längeren Aufgaben in jedem Level, was besonders optisch weitere Details der Vorstellungskraft der Macher offenbart.
Im Schnell-Durchlauf ist es möglich, dass Spiel in ungefähr 6 Stunden durch zu spielen, was es zu einem der kürzesten Lego Abenteuer macht, die ich bisher gespielt habe. Natürlich gibt es aber zahlreiche Bereiche, die beim ersten Durchspielen noch nicht erreichbar sind und ein Fülle von unterschiedlichsten Charakteren warten darauf, entdeckt, gekauft und natürlich auch gespielt zu werden. 10 bis 12 Stunden kann man in dieser Form leicht in der Lego-Welt verbringen, besonders mit einem Freund im bekannten Drop In – Drop Out Verfahren, natürlich auch noch gerne länger.
Klar ist es schwierig, die hohe Gag-Dichte und den gesamten Schwung des Filmes in ein Spiel zu transferieren, was nur auf optischer Ebene ohne Einschränkung geglückt ist. Was eher als Bremse funktioniert, sind aber ein paar Störungen, die den Spielfluss unterbrechen (getestet wurde die PS3 Version). Springen in Bereiche, in denen es trotz zahlreicher Hüpf- und Schlagkombinationen ohne Neustart kein Entkommen gibt? Auch das Wechseln zu einem anderen Charakter bringt keinen Erfolg? Das ist nicht nur ärgerlich, sondern zerstört auch die ziemlich starke Atmosphäre völlig. Das insgesamt tolle Endergebnis, kann diese Tatsache aber freilich auch nicht mehr wirklich abschwächen.
Egal ob man nun mit Batman, Shakespeare, Uni-Kitty, Gandalf, Superman, Abraham Lincoln, Good/Bad Cop oder einem der anderen zahlreichen Figuren das Spiel bestreitet, der Charme und die strahlend quietsch bunte Optik wissen einfach von Anfang bis Ende zu fesseln. Wer Lego an sich, die Spiele zuvor oder einfach nur den Film liebt, der kann mit dem Kauf dieses Spieles sowieso nichts falsch machen. Es gibt für mich definitiv schlechtere (und auch ein paar bessere) Videospiele mit den kleinen Plastikmännern da draussen, doch das ungeheuer hohe Level an Sympathie, dass Emmet und seine Freunde beinahe schon einfordern, bekommt so schnell keiner der Konkurrenz hin.
„The Lego Movie Videogame“ bekommt von mir 8/10 dem Charme einer Welt aus Plastik erliegende Empfehlungspunkte.
[amazon template=multinational&asin=B00GZKYMHQ,B00ECOAX3E,B00GXY51Y2]