Enemies Closer (Filmkritik)

An der amerikanisch-kanadischen Grenze tief im Waldgebiet, versucht Henry (Tom Everett Scott) als Park-Ranger ein tragisches Erlebnis aus seiner militärischen Vergangenheit zu verarbeiten und durch die hier vorherrschende Ruhe, neue Lebensperspektiven zu erlangen. Als jedoch Clay (Orlando Jones) in seiner Hütte auftaucht, ist es vorbei mit der Ruhe. Denn dieser Mann will sich für den Tod eines Familienmitgliedes rächen und gibt dafür Henry die Schuld, die er nur mit seinem Tod abbezahlen kann.

Bevor es aber soweit kommt, stören Xander (Jean-Claude Van Damme) und seine Söldnertruppe die beiden Kontrahenten und eröffnen das Feuer auf sie. Um die nächsten Stunden überleben zu können, müssen Henry und Clay zusammen arbeiten. Xander und seine Jungs sind nämlich auf der Suche nach versunkenen Drogen, für deren Bergung sie den taucherfahrenen Ranger brauchen, den Clay aber nicht teilen möchte. Der Feind meines Feindes, ist eben manchmal doch auch mein Feind.

Enemies Closer

Nachdem Jean-Claude Van Damme „Dragon Eyes“ und seine letzen beiden Universal Soldier Auftritte („Regeneration“ und „Day of Reckoning„) unter der Regie von John Hyams über die Bühne gebracht hat, ist nun wieder sein Vater Peter Hyams am Zug, der mittlerweile vor bereits fast 20 Jahren, mit „Timecop“ und „Sudden Death“ zwei Van Damme Kinohits inszeniert hat, aber in den letzten Jahren wie sein Hauptdarsteller, ins Fach der B-Movie DVD-Premieren abgerutscht ist.

Um gleich mal klar zu stellen, was „Enemies Closer“ für ein Film geworden ist: Von der Formel her ist dies ein typischer Actionfilm ohne echten Höhepunkt, wie es zahlreiche andere schon zuvor gegeben hat. Was aber neu ist und den Film für mich über den Durchschnitt hebt, ist (auch wenn es manche nicht glauben werden) Van Dammes Spielfreude und seine komplett überdrehte Performance. Er war zwar auch am Anfang seiner Karriere schon ein paar mal der Böse und auch zuletzt in „Expendables 2„, doch was er hier abliefert, habe ich so von ihm wirklich noch nie gesehen.

Ein Veganer der keine Schusswaffen mag. Der in ruhigen Momenten, in denen er eine Geschichte erzählt, immer am Gefährlichsten wirkt. Der nach dem – fast im Vorbeigehen erledigten – brutalen Abstechen von zwei Polizisten augenblicklich aufspringt, voller Faszination eine Waldbeere verspeist und sich dabei wundert, dass diese in diesen Wäldern überhaupt wächst. Ein Mann, der die Natur schützen will, jeden Menschen aber augenscheinlich entweder als überflüssig, oder einfach nur als entbehrliches Mittel zum Zweck betrachtet. Ach ja und als Kind hat er seine Ziege über alles geliebt.

Eigentlich ja eiskalt in seiner Art und unheimlich effizient als Tötungsmaschine, sorgt Van Damme als Xander aber durch seine Mimik und Gestik, vor allem jedoch durch seine schrägen Antworten und Oneliner immer wieder für Grinsen beim Zuschauer und für Irritation in seiner näheren Umgebung. Er packt sich einen Gegner mit festen Griff und verschanzt sich hinter ihm, während ein anderer die Waffe auf ihn richtet. So will Xander Forderungen stellen. Sein Gegenüber meint darauf: „I´m the guy with the gun!“ Van Dammes Antwort: „I´m the guy with the guy!“ Ja, natürlich ist er das. Ansatzweise erinnert er hier sogar durch seine Verspieltheit und den immer wieder hervorblickenden Irrsinn, an Heath Ledger und seinen Joker in „The Dark Knight„.

Neben Van Damme gehen alle anderen Schauspieler etwas unter. Tom Everett Scott (Milo und Mars) als Ranger ist ausreichend sympathisch, um ihn als Helden wieder willen akzeptieren zu können. Orlando Jones (Sleepy Hollow) als sein Feind und späterer Verbündeter, ist glaubhaft wütend, beginnt dann aber zu zweifeln an seinem blutigen Vorhaben, seine Rolle ist aber nur wenig entwickelt, darum kann er auch nicht wirklich viel damit machen. Natürlich darf auch Van Dammes Sohn Kristopher Van Varenberg (6 Bullets) nicht fehlen, der als Söldner mit großer Klappe sogar mal so zutreten darf, dass sein Papi sicherlich stolz auf ihn war.

Wie bei einigen seiner Filme zuvor stand Peter Hyams auch hier zusätzlich zur Regie hinter der Kamera und er weiss sichtlich, was er tut. Er ist sicher keiner, der schöne Bilder erzeugen will, eher ein guter Handwerker, der genau das zeigt, was er vermitteln möchte. Das wirkt sich besonders bei den Kampfszenen aus, die wuchtig daherkommen und man die Kraft bzw. den Schwung hinter den Schlägen und Stürzen förmlich spüren kann. Auch ansonsten ist trotz der zahlreichen Nachtszenen immer genug zu erkennen und man verliert nur selten und wenn dann eher gewollt, den Überblick.

Ein Film also, der von der Grund-Handlung her völlig beliebig ist doch durch einen überragenden Van Damme und seine unbändige Spielfreude, für zahlreiche schräge Momente sorgt und somit bestens zu unterhalten weiß. Natürlich hat das hier keine Substanz, das haben viele andere Filme auch nicht, doch auf seine alten Tage noch eine neue Seite eines der Helden meiner Jugend zu bewundern, ist doch eine schöne Sache. Als nächstes folgt ja für Jean-Claude die Komödie „Welcome to the Jungle“, wo er wieder sich selbst, aber vor allem sein Image parodieren kann. Gut so, denn wenn das überspitzte Spiel in letzter Zeit bei Dolph Lundgren („Last Bullet„, „The Package„) so gut funktioniert, warum sollte das nicht auch bei seinem alten Konkurrenten der Fall sein?

„Enemies Closer“ bekommt von mir 7/10 für kurze Zeit die vegane Lust am Töten befriedigende Empfehlungspunkte.


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