Eigentlich ist der 86 jährige Irving Zisman (Johnny Knoxville) mit der Trauer um seine kürzlich verstorbene Ehefrau beschäftigt. Aus diesem Grund passt es ihm auch überhaupt nicht, dass seine Tochter, die wegen ihres Drogenproblems wieder ins Gefängnis muss, ihren Sohn bei ihm abliefert. Da Irving ja bekanntlich um seine Frau trauert, und auch sonst plant sein Leben künftig in vollen Zügen zu genießen, beschließt er kurzerhand seinen Enkel Billy (Jackson Nicoll) bei dessen Vater abzuliefern…
Filme aus dem Hause MTV sind bekanntlich etwas anders. Hier legt man weniger Wert auf ein dreistelliges Millionenbudget oder ein ausgefeiltes Drehbuch, sondern man geht die Dinge auf einfache Art und Weise an. Zwar fallen sie damit nicht in die Kategorie der Trash-Filme, aber die Richtung stimmt und was dabei herauskommt, ist die vermutlich leichteste Unterhaltung die direkt auf die Lachmuskeln zielt.
Auch wenn Johnny Knoxville (The Last Stand) schon mehr in seinem Leben geleistet hat, ist er wohl dennoch am bekanntesten für Jackass. Das Format hat es immerhin auf drei Staffeln als Serie und ebenso viele Filme gebracht. Nun dachte sich das Jackass-Team vermutlich, es seit endlich Zeit für etwas Neues und so versuchte man sich am ersten (Achtung Sarkasmus!) erstzunehmenden Spielfilm.
Eins vorab: wenn hier Jackass draufsteht, dann ist es auch drinnen. Das beginnt bereits bei Regisseur Jeff Tremaine, der scheinbar immer bei gemeinsamen Unternehmungen Regie führt und endet bei Knoxville, der die Hauptrolle hier selbst spielt. Beide waren, neben noch drei anderen Schreibern, am Drehbuch beteiligt (sofern man hier davon sprechen kann) und was dabei herausgekommen ist, funktioniert überraschend gut.
Sacha Baron Cohen (Der Dikator) hat uns 2006 mit „Borat“ gezeigt, dass man mit einer verrückten Idee, vielen vorab nicht eingeweihten Protagonisten und „Fremdschämen“ als Unterhaltungsform einen Film in (fast) Spielfilmlänge machen kann. Weil es so gut funktioniert hat, ging die Idee dann drei Jahre später mit „Brüno“ in die zweite Runde. Nun hat sich Knoxville vermutlich gedacht er könne es besser und bringt jetzt seine eigene schräge Geschichte in die Kinos.
„Bad Grandpa“ lässt sich am Besten als Road-Movie beschreiben, in dem zwei ungleiche Protagonisten die schrägsten Dinge aufführen, wobei die Reaktionen des Umfelds eingefangen werden. Der Film schafft es dabei die einzelnen Situationen zu einer einigermaßen intelligenten Geschichte zusammenzuführen, was eigentlich eine Kunst für sich ist. Dabei unterstreicht der Film am Ende noch einmal in einer Art kurzem Making-Off, dass hier offensichtlich die wenigsten eingeweiht waren.
Dennoch bin ich skeptisch, was diesen Punkt betrifft und das hat einen Grund: Knoxville scheint während der Dreharbeiten weder ein blaues Auge davongetragen, noch ein paar Zähne verloren zu haben. Gut, die Hemmschwelle dürfte in der Regel zu hoch sein, um einen 86-jährigen Brillenträger zusammen zu schlagen. Hier dürfte Knoxville zugute gekommen sein, dass seine Verkleidung sehr gut gelungen ist und selbst wenn man im Nachspann sieht, wie er sich in Irving Zisman verwandelt, kann man es kaum glauben. Aber die Maske ist hier nur die halbe Miete.
Bis jetzt verbindet man den Namen Johnny Knoxville eher kaum mit schauspielerischem Talent und von da her war es ein Stück weit überraschend zu sehen wie perfekt er in eine Rolle schlüpft, die mehr als doppelt so alt wie er selbst ist. Auch wenn er aus dem Film am stärksten heraus sticht, schlägt sich auch sein junger Begleiter sehr wacker. Jackson Nicoll (Arthur) als Billy schafft es auch in den Szenen, in denen er alleine unterwegs ist, fremde Passanten mühelos in Verlegenheit zu bringen. Der Junge hat meiner Meinung nach eine Zukunft im Showbusiness, wenn auch nicht wegen seines schauspielerischen Talents, sondern vielmehr wegen seines fehlenden Schamgefühls.
Insgesamt glänzt „Jackass: Bad Grandpa“ durch ein verhältnismäßig gelungenes Drehbuch und eine Menge peinlicher Pointen. Zwar hat man irgendwie das Gefühl, dass es noch besser ginge, auf der anderen Seite hätten viele Gags noch um einiges seichter sein können und ich für meinen Teil bin froh, dass man hier irgendwo eine imaginäre Linie gezogen hat. Optisch verleiht ein leichtes grieseln dem Film ein eigenständiges Aussehen, was vermutlich durch die Bildqualität der versteckten Kameras erklärt wird. Im Gegensatz zu Jackass 3 hat man an dieser Stelle auf den 3D-Effekt verzichtet und das ist auch gut so.
Der Film „Jackass: Bad Grandpa“ bekommt von mir 7,5/10 Oma von der Brücke werfende Empfehlungspunkte (immerhin hat sie das so gewollt!). Anbei der Trailer, der dem potentiellen Zuschauer genau zeigt, was er zu erwarten hat…