Für die Außenwelt ist Bob Ho (Jackie Chan) nur ein langweiliger Füllfederverkäufer. In Wirklichkeit ist er jedoch einer der besten Spione, die je für die amerikanische Regierung gearbeitet haben. Gerade hat er den letzten Auftrag vor seiner Pensionierung wie immer erfolgreich erledigt. Es warten nun nämlich neue Herausforderungen auf ihn in Form der drei Kinder seiner Nachbarin und großen Liebe Gillian (Amber Valletta).
Um sich besser kennen zu lernen nutzt Bob daher die Gelegenheit und fungiert als Vollzeitbabysitter für die drei Kids, während Gillian für ein paar Tage ihrem verunfallten Vater im weiter entfernten Krankenhaus beisteht. Die Aufgabe für Bob dürfte jedoch schwieriger werden als zuerst gedacht, denn die Kinder tun alles, um den neuen, schrecklich langweiligen Spießerfreund ihrer Mutter wieder loszuwerden. Zusätzlich wartet Ärger in der Form eines ausgebrochenen Verbrechers der auf Grund einer geheimen Datei, die Bob durch seinen alten Kollegen Colton (Billy Ray Cyrus) zugespielt wurde, auf die Fährte des Exagenten kommt und schon bald mit seinen Leuten vor Bobs Haustüre steht. Das größte Abenteuer seines ereignisreichen Lebens hat damit begonnen.
Jackie Chan. Über ihn brauche ich wohl niemanden mehr etwas erzählen. Was tut ein Mann der mit seinen spektakulären Stunts und seiner Verweigerung Stuntmen einzusetzen das internationale Actionkino nachhaltig geprägt hat, doch irgendwann aufwacht und feststellt, daß er schön langsam zu alt (vor einem Monat wurde er 56 Jahre alt) für diese Art von körperlicher Höchstleistung ist? Richtig, er dreht vermehrt Komödien und schraubt den Actiongehalt und die Waghalsigkeit der akrobatischen Szenen gehörig herunter.
Obwohl Jackies neuester Streich mit den Filmen aus seiner besten Zeit überhaupt nicht mehr vergleichbar ist (da meine ich sogar auch seine älteren, amerikanischen Werke), ist doch ein kurzweiliger, mit Slapstickeinlagen gefüllter Spaß für die ganze Familie dabei herausgekommen. Für alle Erwachsenen ohne Kinder ist dieser Film daher eher weniger geeignet, es sei denn man sieht als Fan Mister Chan immer noch gerne bei der Arbeit zu oder man hat sich so wie ich seine kindlich verspielte Ader behalten können. Jackies Auftritt im für dieses Jahr angekündigten „Karate Kid“ Remake, mit dem furchtbar untalentierten Sohn von Will Smith in der Hauptrolle, werde übrigens sogar ich verweigern. Es gibt ja doch noch Grenzen
Warum „The Spy Next Door“ also ganz gut funktioniert liegt vor allem an der tollpatschig sympathischen Spielweise von Mister Chan und den altklugen, nicht immer ihrem Alter entsprechenden Aussagen der beiden älteren Kinder. Besonders der erst 11 jährige Will Shadley brachte mich mit seinen trockenen Bemerkungen mehr als einmal zum Schmunzeln. Wenn er etwa mit seiner Mutter streitet und sie danach traurig den Raum verlässt meint er einfach „Ich hasse es, wenn erwachsene Leute Gefühle haben“. Als er zur Direktorin der Schule zitiert wird, regt er sich über das derzeitig schwer angeschlagene Schulsystem auf in dem es sogar möglich ist, daß er als Opfer einer Mobbingattacke selbst als Schuldiger auf der Anklagebank gelandet ist.
Auch die 14 jährige Madeline Carroll mit ihrer „zickig harte Schale, liebesbedürftig weicher Kern“ Performance und die wirklich bezaubernde siebenjährige Alina Foley machen ihre Sache neben den routinierten, älteren Kollegen sehr gut. Die drei Jungstars, Jackie in Comedyhochform, ein paar lustige aber zahme Actioneinlagen und die teilweise lakonisch geistreichen Dialoge machen diesen Film daher zu einem unterhaltsamen Erlebnis für die ganze Familie. Da sehe ich auch gerne drüber hinweg, daß hier scheinbar kein Drehbuch vorhanden war und die Kitschschraube gegen Ende des Filmes noch einmal bis zum Anschlag angzogen wurde.
Gut war auch die musikalisch eindeutige Anlehnung an klassische Musik aus Filmen rund um Spione und der nostalgische Vorspann, der Bilder aus früheren Jackie Chan Filmen in Sepiatöne gefärbt zeigt, um so das vergangene Leben von Bob Ho dem Zuseher näher zu bringen. Wie ich aus einem Interview weiß, ist eine weitere Szene, in der Jackie aus seiner Kindheit erzählt, ebenfalls von autobiografischer Natur. Das sind nette Gags am Rande und zeigen den persönlichen Bezug des Hauptdarstellers zu seinem Projekt. Jackie hat somit genauso wie Vin Diesel vor einigen Jahren die Lizenz zum Babysitten wirklich verdient!
The Spy Next Door bekommt von mir 5/10 überall herumspionierende Empfehlungspunkte.