Havoc (Filmkritik)

Nach einem geplatzten Drogendeal, ist ein junger Mann mit seiner Freundin auf der Flucht. Patrick Walker (Tom Hardy) ist Cop bei der Mordkommission und er kassiert nebenbei Geld vom einflussreichen Immobilien-Tycoon Beaumont (Forest Whitaker). Da einer der Flüchtigen der Sohn von Beaumont ist, setzt er Walker darauf an, ihn zu finden.

Eine Nacht voll mit blutigen Zwischenfällen beginnt, wobei sich Walker nicht nur gegen Anhänger der Triaden und korrupte Cops verteidigen muss, sonder mit Ellie (Jessie Mei Li) auch noch eine Rookie-Partnerin zugeteilt bekommt, die er überhaupt nicht kennt und sich angesichts der Lage, dennoch hundert prozentig auf sie verlassen können muss…

Bei dem Namen Gareth Evans (Regisseur der beiden The Raid Filme), reagieren Action-Fans sofort mit Neugier. Sein neuester für Netflix produzierter Streifen, wurde eigentlich bereits 2021 gedreht, doch Nachdrehs waren nötig, die wiederum durch die damaligen Streiks verzögert wurden. Ende April 2025 war es dann endlich soweit und Evans Hommage an die asiatischen Bloodshed Filme der 90er Jahre, erblickte das Licht der Streaming-Welt.

Wer nur Raid im Kopf hat und mit dem Begriff Bloodshed nichts anfangen kann, hier eine kurze Aufklärung, nur damit die Erwartungshaltung richtig eingestellt ist. Dies ist kein Martial Arts Film, hier werden Körper mit Schusswaffen durchsiebt. Sicherlich wird auch gekämpft ohne zu schießen, aber das ist nicht der Schwerpunkt und hat nie einen „jetzt kommt der große Kampf“ Charakter, sondern dient nur dazu, dass der Antiheld weiter kommt und seine Verfolger los wird.

Der Film hat mich dann vor allem gepackt durch die Atmosphäre (und dabei ist es zusätzlich noch ein Weihnachtsfilm). Psychologisch ist die Sache eine einzige Flucht vor vergangenen Entscheidungen und ein Verfolgen von Möglichkeiten, hier wieder raus zu kommen. Unabhängig vom Darsteller, zu dem ich später noch komme, ist das ein perfekter Aufhänger, um mit ihm mitfiebern zu können denn so gut wie jeder hat ja schon Entscheidungen getroffen, die er im Nachhinein bereut. Ich erwähne das nur, weil ich auch Emotionen hinter dem Eye Candy gespürt habe.

Dies ist auch kein Daueraction-Film (was leicht langweilig werden kann), sondern baut sich mit gut platzierten Shootouts/Fights zu einem Finale auf, dass es vom Einsatz an Kunstblut, in sich hat. Man spürt die Kugeln förmlich selbst und wie die Getroffenen fallen, das hat etwas von einem schrecklich schönen Tanz. Auf Netflix bezogen ist dies dann auch abgesehen (oder auch neben) den Extraction Filmen, der mit Abstand beste Action-Film des Streamers.

Tom Hardy (Venom Trilogie) als Walker, geht gegen seine Gegner mit dem Charme einer Abrissbirne vor und ist dennoch zutiefst menschlich, wenn er etwa um einen Platz im Leben seiner Tochter kämpft und man ihm anmerkt, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlt. Ihm mit Jessie Mei Li (Last Night in Soho) als Ellie eine junge Polizistin zur Seite zu stellen, finde ich dabei klassisch und clever zugleich, denn sie zeigt Feuer, Kampfgeist und trifft Entscheidungen, die ihr Alter an Weisheit klar übersteigen.

In Nebenrollen veredeln gute Männer in bekannten Rollen ihre Parts, etwa Timothy Olyphant (Hitman) als (natürlich) korrupter Cop oder Forest Whitaker (Southpaw), der wie Hardy kaum den „Vater des Jahres“ Award bekommen wird und dennoch gerne die Beziehung wieder hinbiegen würde. Die Darsteller des flüchtenden Pärchens kannte ich nicht, die machen das ebenfalls gut, aber dass ihnen nichts passiert wollte ich persönlich nur, weil es Walker und Ellie verhindern wollten, was wiederum für die beiden spricht.

In Summe also ein Trip, der mitreißt und involviert und mit einem Tom Hardy überzeugt, der nicht nur physisch alles gibt. Der Einsatz der CGI-Momente hat mich dabei nicht gestört und in Sachen Intensität, muss man in diesem Genre länger suchen, um etwas gleichwertiges zu finden. Übrigens: wer von Evans ein vergleichbares Feuer-Ballett bzw. eine Fingerübung für diesen Film sehen möchte, der sollte sich seine Gangs of London Serie ansehen und zwar speziell die fünfte Folge der ersten Staffel (ist auch gleichzeitig die beste Staffel), das ist ebenfalls großes Kino.

„Havoc“ bekommt von mir 8/10 ohne Kompromisse die Sache zu Ende bringende Empfehlungspunkte.


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