Als Sheriff in einem kleinen, australischen Örtchen, ist Maddy (Tess Haubrich) einiges gewöhnt, von ihren nicht immer nüchternen Mitmenschen. Auch ihr Onkel Schmitty (Michael Biehn) gehört zu der Kategorie Mensch, die man nicht durchgehend ernst nehmen sollte.
Vor allem natürlich, wenn er anfängt von einem riesigen Känguru zu erzählen, das ihn anfallen wollte und das nicht gestorben ist, nachdem er auf es geschossen hatte. Als immer mehr Leichen von Einheimischen auftauchen, beginnt Maddy zu recherchieren. Sie wird sich dabei schon bald wieder an Schmittys Worte erinnern…
Im Jahr 2014 inszenierte der australische Regisseur und Drehbuchautor Ryan Coonan den nicht einmal zehn Minuten langen Kurzfilm „Waterborne“. Zehn Jahre später hat er sich nun an die knapp 80 Minuten lange Spielfilmversion seiner Idee gewagt und dafür Michael Biehn (The Terminator, Aliens) als Hauptdarsteller und Produzent aufgetrieben. Leider hat er dabei auf einen Mix gesetzt, der hier so gar nicht funktionieren will.
Wenn man die Handlung so ließt denkt man sich sofort, dass dies ein klarer Fall für die „Best of Worst Case“ Reihe meines Kollegen Fireagent ist, ein Creature Feature Trashfilm eben. Was es aber im Kern ist, ist eine Drama. Es geht darum sich zwischen Pflicht und der Freiheit selbst wählen zu können zu entscheiden. Es geht darum zu erkennen, was man selbst wert ist. Es geht um Verlust und Lügen die wir uns einreden, um schöne Erinnerungen aufrecht erhalten zu können.
Tess Haubrich (Alien: Covenant) spielt die Sheriff-Dame, die sich mit diesen Dingen beschäftigt, kämpferisch und mit Humor, einfach richtig sympathisch. Sie ist das Zentrum des Filmes und auch die restlichen zwischenmenschlichen Beziehungen und die Inszenierung an sich, nimmt sich fruchtbar ernst. Dass als Rahmen dieses Kerns dann jedoch ein Zombie-Killer-Känguru sein Unwesen treibt, nimmt sämtlichen ernstgemeinten, tiefgründigen Überlegungen, völlig die Basis.
Natürlich kann (auch auf Grund der nicht durchgehend gelungenen Effekte, die jedoch noch viel schlimmer hätten sein können) und soll man das Vieh nicht ernst nehmen, das Geschehen zwischen der Heldin und ihren Vaterfiguren jedoch schon. Statt einem schizophrenen Gefühl oder gar dem Eindruck eines homogenen Ganzen, hat sich bei mir eher das Gefühl der Apathie eingestellt. Wenn der Film nämlich schlecht ist, ist er dies nie, in einer lustigen Form.
Ich muss noch mal drauf zurück kommen: das hätte kultig sein können, nein, sogar müssen. Ein spaßiger Trashfilm – optional auch mit Botschaft – der sich selbst so gar nicht ernst nimmt, wie es übrigens auch Poster wie „Rippy´s Gone Rogue“ vermitteln. So ernst nämlich der menschliche Teil ist, so richtig überhaupt nie gruselig, sind die Szenen mit dem Känguru. Einer der Attacken des Tiers ist dabei ziemlich brutal, ansonsten gibt es auch hier kaum kreatives oder blutiges Treiben zu bewundern.
Übrigens – und jetzt folgt ein Spoiler, obwohl es für diesen Film egal ist – sieht man nach dem Finale, dass dies wohl der Anfang einer Zombie-Epidemie sein soll, denn vom Zombie-Tier gebissene Menschen, werden (logischerweise) selbst zu Zombies. Also der Anfang vom Ende geht von einem Känguru aus, das an sich, ist wohl der beste Witz des gesamten Filmes, der sich mit freiwilligem Humor, sehr zurückhält.
In Summe also eine vergebene Chance, etwas richtig Witziges zu schaffen. Oder einfach ein gescheiterter Versuch, ein Trash-Drama zu inszenieren. Tess Haubrich ist zu gut für das hier und zumindest Michael Biehn hatte als Comedic Relief offensichtlich seinen Spaß, der sich aber nur wenig auf den Zuschauer überträgt. Abgesehen von Fans der Hauptdarstellerin, kann ich den Film somit leider keinem empfehlen, denn auch der bessere Drama-Anteil, bleibt klar nur an der Oberfläche.
„Rippy“ bekommt von mir 4/10 null Konkurrenz für Skippy darstellende Empfehlungspunkte.