Best Of Worst Case: The Loch Ness Horror (Filmkritik)

Es ist, wie es meistens ist: Ein Schiff ist verschwunden und nun wird eine Truppe ausgesandt, die nachgucken soll, was denn los ist bzw. war. Wobei Truppe ein wenig professioneller klingt, als die Personen handeln, aber das sei mal dahin gestellt.

An Bord findet man – wie üblich – nur Fragen. Leere Gänge. Keine Crew (am Leben). Und dann taucht plötzlich aus den Tiefen etwas aus, dass wie ein riesiges Seeungeheuer aussieht und das Schiff angreift. Wie nur, wie kommt man lebendig wieder hier weg, wenn das Monster die See rund um das Schiff bewacht?

Nimmt man einen Filmtitel wie „The Loch Ness Horror“, der nicht im Loch Ness spielt und auch mit dem Horror nicht viel los ist, dann stellt sich unweigerlich eine Frage: Kann man Marketing-Teams überhaupt noch etwas glauben? Das war natürlich eine Scherzfrage. Und Nein, kann man nicht. Nie. Aber das wissen wir eh alle. Interessant dennoch, dass solche Dinge immer wieder funktionieren. Liest man diverse Kritiken zu diesem Film, dann kann man eigentilch nur schmunzeln. Da gibt es Leute da draußen, die scheinbar wirklich dachten, sie würden hier einen guten, „normalen“ Film sehen.

Uncork’d Entertainment ist ja mittlerweile sowas die The Asylum geworden. Die Firma verlegt Filme, die sonst scheinbar niemand haben will, macht coole (trashige) Cover und schneidet halbwegs brauchbare Trailer, um geneigte Fans dazu zu bringen, einen Blick zu riskieren. Und das scheint sich aufgrund irgendeiner unerklärlichen Raum/Zeit-Paradox-Zeitschleife auch halbwegs auszugehen, denn die Firma bringt viele (und ich meine: viele!) Filme auf den Markt.

So auch diesen hier. Um es gleich festzuhalten: Nein, „The Loch Ness Horror“ ist nicht gut. Nicht mal unterhaltsam schlecht. Er ist einfach schlecht. Zugegeben, das CGI sieht in den meisten Fällen absolut in Ordnung aus, die Atmosphäre am Schiff ist okay und zumindest eine Person im Cast kann schauspielern und tut das auch.

Aber die Regie und der Schnitt, liebe Leute, die Regie und der Schnitt. Das ist richtig schlimm. Ich meine, ja, auch das Drehbuch ist jetzt nicht besonders toll, aber es ist schon wild, wenn man eine Szene sieht und sich denkt „ja, ich weiß, was das laut Drehbuch hätte sein sollen, aber … nein, das hier ist es nicht“. Und ich meine damit jetzt keine schweren oder komplizierten Sachen, sondern einfach Standardszenen.

Beispiele gefällig? Ein Mitglied der Truppe wird infiziert und ein kleines Monster bricht aus ihm heraus. Ja, man sieht in Alien, wie das gut funktionieren kann. Hier dauert es von A nach B gefühlt eine Stunde. Langweilig. Oder das Mini-Monster steht am Ende eines Ganges. Der Soldat hält eine Pistole in seine Richtung. Dann läuft er auf das Monster zu. Schnitt. Es geht woanders weiter. Und auch dort taucht der Typ heil wieder auf. Was ist dazwischen passiert mit ihm? Wie entkam er? Keine Ahnung.

Oder eine Frau versteckt sich (zur Hälfte!) in einer Nische in einem Raum, weil das Mini-Monster zwischen ihr und der Tür am Tisch sitzt. Sie schreit um Hilfe. Zwei Menschen kommen. Sie rufen ihr zu. Sie läuft zu ihnen. Am Monster vorbei. Problemlos. Was soll ich sagen? Ging das vorher nicht?

Oder eine Person flieht vom quasi untersten Deck auf das oberste Deck. Das heißt: Leiter rauf, zur nächsten Leiter, rauf, zur nächsten Leiter, rauf. Ihr versteht. Jedes Mal(!), wenn sie eine Leiter hochkommt, kommt nach ihr das Mini-Monster rauf. Sie versteckt sich hinter irgendetwas, panisch und ängstlich. Man sieht das Monster, sieht, wie es sich umblickt – wir sollen glauben, sie Person wäre in Gefahr – und Schnitt. Die gleiche Person klettert einen Stock höher nach oben. Nach ihr kommt das Monster hoch. Sie versteckt sich ängstlich und panisch. Das Minimonster guckt sich um. Schnitt. Sie kommt bei einer Leiter … ihr wisst, was ich meine, oder?

Anders gesagt: Wenn jemand von euch wissen möchte, wie man Spannung bestmöglich sabotiert oder wie man durch Schnitt einen Film ruinieren kann: Bitte sehr. Hier habt ihr euren Lehrfilm. Ich habe schon lange nicht mehr solche Inkompetenz beim Schnitt gesehen. Szenen, die ein paar Sekunden dauern sollten (oder überhaupt geschnitten werden), dauern Minuten. Und nichts passiert. NICHTS passiert.

Spielt eh keine Rolle, weil der Film sich ohnehin so unendlich lange anfühlt. Und das obwohl er nur rund 70 Minuten dauert. Das zieht sich alles richtig, richtig lang. Da merkt man erst, wie relativ Zeit ist.

Was ich allerdings schade finde: May Kelly („Three Blind Mice„, „Mary Had A Little Lamb„). Ich meine, ganz im Ernst: Die Frau kann was. Die spielt hier richtig gut. Ihre Blicke, ihre Gestik, ihre Betonungen. Das passt alles. Vor allem im Vergleich zu den anderen Mitwirkenden, über die wir bitte den Mantel des Schweigens breiten. Und das in so einem Film. Da kann man nur gratulieren, dass sie sich scheinbar bei allem was sie macht wirklich Mühe gibt und sich voll einsetzt, nur, … bei einem Film wie diesen hier sind das Perlen vor die Säue. Wirklich. Das merkt man vor allem bei den oben erwähnten Szenen bei der eine Dame (eben May Kelly) von dem Minimonster verfolgt wird. Das ist wirklich gut gespielt. Wenn man das richtig schneidet, nicht x Mal wiederholt und vielleicht auch die Teile einbaut, die logisch fehlen, dann wäre das eine richtig gute Szene. Weil man May Kelly die Emotion glaubt. Man glaubt sich nicht zehn Minuten lang in Dauerschleife, aber – bleiben wir fair: Das würde ich auch Brad Pitt nicht glauben. Oder Meryl Streep.

Also – alles in allem: Nein, danke, nein. Schade drum. Hätte guilty pleasure Potential gehabt. Tyler-James (dessen nächster Film „Monsternado“ war) sollte sich einen guten Editor suchen, der den Mumm hat, seine Filme richtig gut zu schneiden (man lese: kürzen!). Das Drehbuchschreiben hat er zum Glück eh schon aufgegeben. Hoffe ich.

„The Loch Ness Horror“ bekommt 2,5 von 10 möglichen, leider alles in den Sand setzende, Punkte.

Best Of Worst Case-Urteil: (Trashfaktor: Alles)

Zu langweilig um lustig zu sein. Zu banal und fade gespielt, um peinlich zu sein. Einizg positiv: May Kelly (aus Prinzip) und die CGI-Effekte sehen okay aus. Schrecklich banal.

Fazit: Finger weg. Leider.


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