Nobody Sleeps In The Woods Tonight II (Filmkritik)

Adas (Mateusz Wieclawek) wäre gerne ein cooler Cop, ein Held. Aber er ist nur ein Deputy und noch dazu ist er ein wenig zu ängstlich. Als eines Tages Zosia (Julia Wieniawa-Narkiewicz) in die Verwahrungszelle gebracht wird, weil sie behauptet einen Meteor gefunden zu haben, der zwei Kerle in Monster verwandelt hat und alle ihre Freunde tot sind, ist er ganz froh, dass er bei der Besichtigung des Tatorts nicht dabei sein muss.

Als dieser dann aber nicht zurückkehrt, da wird er unruhig und fährt mit seiner Kollegin Wanessa (Zofia Wichlacz) gemeinsam hin, um nach dem Rechten zu sehen. Wie sich herausstellt ist nicht alles in Ordnung, sondern ganz im Gegenteil. Der Meteor ist noch da und er hat neue Opfer gefunden, die er in Monster verwandelt hat.

Und von da an nimmt die Tragödie ihren Lauf …

Ich mag es, wenn Filme meine Erwartungshaltung untergraben und völlig ihr eigenes Ding durchziehen. Respekt. Absoluter Respekt. Dennoch denke ich, dass sich die Macher:innen mit der Story des zweiten Teils keinen Gefallen getan haben, sondern viele vor den Kopf stoßen werden. Vielleicht war das der Sinn der Sache und geplant, aber ich kann es mir schwer vorstellen. Vor allem speziell eine Szene im Film hat die Sache für mich kaputt gemacht. Und wenn ich so im Netz lese, was andere Leute über den Film sagen, dann bin ich nicht der einzige dem es so ging.

Aber zurück zum Anfang: „Nobody Sleeps In The Woods Tonight“ ist ein Slasher aus Polen, der auf Netflix richtig durchgestartet ist. Auch mir hat er gefallen, vor allem war die weibliche Helding Zosia, wunderbar gespielt von Julia Wieniawa-Narkiewicz, wirklich eine coole Figur. Smart, glaubwürdig, liebenswert, tough, wenn es dann drauf ankam und trotzdem immer weiblich und verletzlich. Fand ich wirklich, wirklich gut.

Um zu erklären, warum der zweite Teil trotz guter Ideen, coolen und praktischen Effekten, halbwegs viel Gore und guten Schauspieler:innen für mich nicht funktioniert und ich es schade finde, dass man diesen Weg hier ging, muss ich leider zu ein oder zwei großen Spoilern greifen. Ich versuche zwar so vage wie möglich zu bleiben, aber ich kann nicht garantieren, dass ich das schaffe.

Die Geschichte ist im Grunde die von Adas. Der sucht in erster Linie nach Anerkennung und Liebe. Deshalb will er ein cooler Cop sein, weil er denkt, dann würde er jemand finden. Passt. Stimmig. Hat ja schon anderswo auch funktioniert. Daneben steht dann Wanessa (ebenfalls super gespielt von Zofia Wichlacz), die ihn eigentlich mehr oder weniger die meiste Zeit über anlaufen lässt, einen auf cool macht und ihn für einen Dummkopf hält. Das ändert sich im Laufe des Films und man merkt, dass auch sie nur eine junge Frau ist, die Angst vor dem hat, was da rundherum passiert. Es gibt eine wirklich tolle Szene, wie ich finde mit Adas und Wanessa. Ein Bonding-Moment quasi. Ich mag beide Figuren. Tatsächlich fand ich Wanessa sogar die Interessantere.

Als drittes Steinchen kommt Zosia ins Spiel, die ja in der Zelle im Revier sitzt. Und irgendwie gibt es sofort eine Verbindung zwischen ihr und Adas. Die beiden sind mehr oder weniger vom ersten Moment an Seelenverwandte. In den Szenen, in denen man Julia Wieniawa-Narkiewiczs Gesicht sehen kann und bevor tausend Tonnen Make-Up darauf kleben, ist das auch noch zu einhundert Prozent nachzuvollziehen.

Dann aber folgt der erste Twist relativ am Anfang des Films: Zosia wird infiziert und wird selbst zu einem Monster. Man nimmt also den besten Teil aus dem ersten Film und … macht ihn kaputt. Dazu später mehr. Zurück zum Thema: Ja, ihr lest richtig. Die Heldin aus dem ersten Teil wird im zweiten „die Böse“. Kann man mögen, muss man aber nicht. Und die Sache geht noch weiter, denn Zosia infiziert Adas und auch der wird zum Monster. Und dann folgt seine Einschulung als Monster, denn auch das will ja gelernt sein. Das macht Zosia. Und ach ja, die beiden haben Monster-Sex. War jetzt nicht großartig, aber gut, wenn es denn sein muss. Zumindest kann ich jetzt behaupten, sowas auch mal gesehen zu haben. Nicht das ich das in meinem Leben gebraucht hätte, aber okay.

Finde ich es gut, dass man Zosia derart verändert? Nein. Ich halte es für richtig mutig und neu, aber für diese Art der Wandlung mochte ich die Figur einfach zu gern. Und hier folgt der zweite Spoiler, der den Film für mich eigentlich kaputt gemacht hat, denn ich hatte schon ein wenig die Hoffnung, dass man Zosia wieder in Menschengestalt retour bringen kann oder so, jedoch passiert das nicht. Tatsächlich ist es so, dass Zosia relativ am Ende Wanessa ziemlich, ziemlich brutal tötet. Und ich meine wirklich, wirklich brutal. Der Grund dafür ist: Eifersucht. Adas scheint etwas für sie zu empfinden und Wanessa liegt wehrlos vor ihnen – also: Bumm. Nein, danke.

Das ist einfach eine dermaßen miese und besch****ne Aktion, dass ich den Charakter, der sogar als „Böse“ noch ganz okay war, einfach abstoßend fand. Sowas hätte „Zosia“ niemals gemacht. Sicher kann man jetzt sagen, dass der Meteor sie verändert hat, aber da war der Ofen bei mir aus. Ich weiß schon: Wir leben in einer Zeit in der wir alle unsere Helden und Heldinnen dekonstruieren müssen – aber, nein, müssen wir nicht. Es darf, es kann, es MUSS welche geben, die einfach Helden bleiben. Zosia war cool. Das hier … das hier ist es nicht.

Wem das völlig egal ist, bitte, schlagt ein paar Punkte drauf: Vor allem, wenn ihr auf Gore steht.

Nochmals: Ich kann absolut respektieren, was man hier versucht und gemacht hat, aber für mich fühlte es sich einfach falsch an. Und spätestens nach oben erwähnter Szene war es das für mich. Ich weiß, ich weiß: Am Ende meiner Review für den ersten Teil habe ich geschrieben „bitte mehr davon“ und das haben wir bekommen. Ich bereue es fast, denn einen an sich feinen Charakter wollte ich so nicht enden sehen. Wirklich schade, denn gerade in der ersten Hälfte sind ein paar wirklich coole, involvierende Szenen drin.

„Nobody Sleeps In The Woods Tonight II“ bekommt von mir 4 von 10 möglichen, für mich mit dieser Charakterentwicklung völlig uninteressante, Punkte.


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