Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem (Filmkritik)

Es war einmal: Eine Ratte landete im Kanal. Vier Schildkröten ebenso. Alle waren mit einer seltsamen Flüssigkeit in Berührung gekommen. Und deshalb mutierten sie. Die Ratte adoptierte die vier Schildkröten als ihre Kinder und brachte ihnen unter anderem Kung-Fu und andere Kampfsportarten bei.

Jahres später: Die Schildkröten sind Jugendliche und wollen nicht mehr in der Kanalisation leben. Sie wollen nach draußen. Sie wollen einfach ein jugendliches Leben leben. Aber sie sind Mutanten und auf diese wird in der Welt da oben im Regelfall mit Panik reagiert, weil Monster sind nun einmal Monster. Noch dazu passieren in der Stadt eine ganze Menge Überfälle und es sieht so aus, als wären da eventuell auch Mutanten involviert.

Logische Konsequenz für die Jungs: Sie müssen helfen, die Sache aufzuklären, denn dann wird man sie als Helden feiern und akzeptieren.

Problem: Ihr Ziehvater, die Ratte, namens Splinter verbietet ihnen die Interaktion mit der Welt dort oben. Also ziehen sie im Geheimen los …

Bringen wir die Sachen, die man objektiv erwähnen muss, mal gleich vorweg aufs sprichwörtliche Papier: Die Turtles gibt es jetzt doch schon sehr lange und ursprünglich waren sie als Parodie auf Superhelden angelegt. Sie waren finster, dreckig, brutal, haben reihenweise Gegner getötet und relativ rasch ging die Sache in noch mehr Sci-Fi über, als Aliens und Teleporter und andere Dinge ins Spiel kamen. Damals noch in Schwarz-Weiß. Dann wurden sie aber so berühmt, dass die – man kann es Anbiederung nennen – die Öffnung hin auf einen Maintream-Markt nahe lag. Und so kam es zu Comics, zu einer Animationsserie und doch ein paar Live-Action-Filmen, die alle irgendwie in Richtung „Batman“ gingen. In dem Sinn, dass die Turtles zwar kämpfen, aber interessanterweise nie (oder fast nie) jemanden aktiv getötet haben. „Besiegen“: Ja. „Töten“: Nein.

Mittlerweile gibt es ja diverse Serien und irgendwann im Laufe der Jahre kam auch ein weiblicher Turtle oder Turtlein oder was weiß ich, wie man das nennen mag dazu, aber die verschwand rasch wieder oder kam nie richtig an. Zumindest bei mir nicht. Ich habe erst 2022 von einem Freund erfahren, dass es die überhaupt gab.

Wie dem auch sei: Die Turtles kennt man. 2007 gab es dann einen Film, der von einem der gedanklichen Väter der Turtles, konkret Kevin Munroe, inszeniert wurde und der kam in Summe nicht gut weg. Ich fand ihn gut, aber das ist ein anderes Thema.

Jedenfalls kam 2023 ein mehr oder weniger Reboot in die Kinos, geschrieben von – unter anderem – Seth Rogen. Über diesen Mann könnte man jetzt auch viel schreiben, aber das spare ich mir. Entweder man mag seinen Humor oder man mag ihn nicht. Ich jedenfalls war schon mal ein wenig skeptisch.

Nachdem ich die ersten Trailer gesehen habe, war ich dann aber zumindest interessiert, denn ich fand die Optik ziemlich cool und auch die Turtle-Jungs wirkten wie … Jungs. Das was ein netter Ansatz und ich dachte mir, vielleicht könnte das ja was werden. Was ich nicht gecheckt hatte, war das April O’Neil in der neuen Version eine – im direkten Vergleich zu ihren Comic-Vorbild – leicht übergewichtige junge Dame mit afro-amerikanischen Ursprungs ist (in den letzten beiden Live-Action-Versionen spielte Megan Fox die besagte Dame, nur so als Vergleich). Das sorgte teilweise für leichten Unmut, denn eine Figur, die so lange schon bekannt ist, jetzt dermaßen umzugestalten, ist nicht ohne und natürlich kamen die üblichen „verdammter Woke-Mist“-Rufe. Alles soweit zu erwarten.

Was ist jetzt mit dem Film? Nun, ich bin mir uneins. Einerseits ist es sicher der Turtles-Film, der den Spirit der alten Animationsfilme wohl am besten einfängt. Das Geplänkel zwischen den Turtles und ihre Interaktionen, Wortmeldungen, Neugier auf die Welt und alles – das ist schon super anzusehen. Die Optik, manche Action-Szenen und das Art-Design sind allesamt (bis auf wenig Ausnahmen, dazu gleich mehr) ebenfalls super anzusehen und ich muss sagen, dass ich positiv überrascht war.

Was mir dann nicht gefallen hat, ist der Overkill an Schurken und die Story an sich. Also die Überfälle und die ganzen anderen mutierten potentiellen Bösewichte und der Plan von Superfly und so weiter. Das war alles irgendwie eh nett und ich habe auch verstanden, was die Idee dahinter war und was man damit sagen wollte, aber irgendwie hat es mich nicht so richtig abgeholt. Und als gegen Ende dann eine Supermutation passiert, da hatte ich dann schon weit mehr „Ghostbusters“ und den Marshmellow-Mann im Kopf als die Turtles.

Auch ist der Humor in manchen Szenen für mich einfach zu grenzdebil gewesen. Als zum Beispiel April, die gerne Reporterin werden möchte, sich bei einem öffentlichen Auftritt übergeben muss. Sicher, klingt witzig. Aber das war für mich einfach zu in die Länge gezogen und übertrieben. Ich bin generell kein Fan von diesen „Kotz“-Witzen, aber das ist sicher Geschmackssache (Wortspiel!). Oder die Love-Story von Splinter, die (man verzeihe mir, falls ich hier irgendwelche Gefühle verletze) einfach peinlich und eklig. Das ist schlichtweg nicht der Meister Splinter, den ich kenne. Auch die Optik leistet sich ein paar Patzer, so für meinen Geschmack in den Rückblenden auf die „Kindheit“ der Schildkröten oder später im Endkampf … da hat man dann vielleicht zu viel gewollt. Aber in Summe: Alles gut.

Alles in allem muss ich trotz einiger Kritikpunkte ganz klar festhalten, dass dieser Film den Geist der „jugendfreien“ Turtles super einfängt und wirklich den „Teenage“-Teil der titelgebenden Held:innen betont. Sicher der beste Turtles-Film seit langem. Was allerdings im Relation nicht viel heißen mag, weil da in meiner Wahrnehmung ohnehin ganz lange eine Flaute war.

„Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem“ bekommt von mir 7 von 10 möglichen, optisch grandiose, inhaltich und storymäßig halbwegs okaye, Punkte.


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