Knock At The Cabin (Filmkritik)

Andrew (Ben Aldridge) und Eric (Jonathan Groff) sind mit ihrer Adotivtochter Wen (Kristen Cui) in einer Hütte im Wald und wollen eigentlich nur in Ruhe eine schöne Zeit verbringen.

Als Wen gerade in der Nähe vom Wald spielt und Insekten fängt wird sie plötzlich von einem Mann angesprochen, der sich als Leonard (Dave Bautista) vorstellt, angesprochen. Der sanfte Riese versteht sich eigentlich gut mit dem Mädchen, bis er ihr eröffnet, dass Freunde von ihm auf dem Weg hier her sind und sie haben einen Auftrag, der sie und ihre Eltern betrifft. Wen sieht die Leonards Freunde kommen und sie tragen Waffen. Also flieht sie und sperrt sich gemeinsam mit ihren Eltern in der Hütte ein, wohl wissend, dass Leonard ihr nachgerufen hat, dass sie ihren Eltern sagen, soll, sie sollen ihn und seine Freunde reinlassen, weil sie sich sonst mit anderen Mitteln zutritt verschaffen werden müssen.

Und bei all dem beharrt er darauf: Es ist weder persönlich noch böse gemeint. Das, was passieren müsse, müsse nun einmal passieren …

Die Wellen, in denen die Filme von M. Night Shyamalan zu kommen scheinen, sind tatsächlich sehr abwechslungsreich. Sieht so aus, wäre aber hier und jetzt Ebbe angesagt, denn war es lange Zeit so, dass die Qualität seiner Filme im Auge der Allgemeinheit zwar schwankte, so war sich die Allgemeinheit dennoch meist einig darüber, ob ein Film nun gut oder schlecht war. „The Visit“ zum Beispiel wurde fast durch die Bank als „Comeback“ bezeichnet, während „The Happening“ bis heute noch primär belächelt wird. Und über „After Earth“ will ich gar nicht reden.

Jedenfalls ist „Knock At The Cabin“ der erste Film von Shyamalan bei dem ich tatsächlich auf sehr gespaltene Meinungen gestossen bin. Eine Seite meint, der Film sei genau eine Sache und die würde auf den Namen „Langweilig!“ hören. Die andere Seite meint, er habe einen Thriller mit starker Ausgangslage genommen und alles an Spannung, was diese Ausgangslage bietet, rausgequetscht.

Nun, die Wahrheit liegt vermutlich im Auge der Betrachter:innen. Im meinen Augen ist es so, dass ich für beide Seiten Verständnis habe. Tatsächlich bin ich selbst extrem zwiegespalten, was diesen Film betrifft. Das hat mehrere Gründe. Aber bringen wir zuerst die technischen Details aus dem Weg: Regie: top. Schauspielerische Leistungen: Top. Extra Erwähnung: Dave Bautista, der den sanften Riesen in Optik und Betonung seiner Worte (im englischen Original) fast wie Streicheln für die Ohren anlegt. Großartig! Musikeinsatz: Passt. So. Damit wäre das mal aus dem Weg geräumt.

Das Problem ist das Drehbuch, welches auf dem Buch „The Cabin At The End Of The World“ beruht. Ich kenne das Buch nicht und kann nur darauf verweisen, dass dieses scheinbar ein offenes Ende hat, in welchem die Überlebenden durch den Wald in eine ungewisse Zukunft marschieren. Das ist im Film nicht der Fall. Der Film hat eine sehr klare Auslegung seiner Geschehnisse und gibt den Nachwirkungen der getroffenen Entscheidung(en) auch Raum.

Wovon rede ich da jetzt? Nun, die Fremden, welche Andrew, Eric und Wen überfallen, wollen nichts anderes, als die Welt retten. Und um dies zu erreichen, muss eine Person der dreiköpfigen Familie freiwillig sein (ode ihr) Leben geben. Kein Suizid, sondern eine Opferung. Und Leonard und seine Mitstreiter sind in der Hütte, um sicherzugehen, dass dies auch passiert oder zumindest sicherzugehen, dass die drei wissen, was von ihnen abhängt.

Dass es hierbei zu vielen Fragen kommt und noch viel mehr Unglauben, versteht sich von selbst. Dabei ist der Trick, ein gleichgeschlechtliches Pärchen in der Hütte zu haben, insofern fast genial, als dass es keine Diskussion hinsichtlich „Mann schützt Frau“ oder was auch immer geben kann. Es sind zwei Männer. Punkt. Hätte auch mit zwei Frauen funktioniert, aber das nur am Rande. Jedenfalls ist die Ausgangslage schonmal denkbar schräg und die Frage, ob das was die vier Fremden behaupten stimmen kann, ist klar Teil der Spannung.

Nun ist es so, dass ich vorsichtig sein muss, denn jedes Wort zu viel könnte euch den Spaß am Film rauben. Ich sage es mal so: Dies hier ist sicher Shyamalans geradlinigster Film. Keine Schnörkel. Kein Twist. Das ist die Story und fertig. Ob das jetzt heißt, dass die vier Fremden richtig liegen oder ob Andrew recht hat, wenn er sie alle geisteskrank nennt, ist dann halt die Frage, die ihr euch stellen müsst.

Jedenfalls ist der Film großteils ein Kammerspiel mit ein paar Rückblenden über die Vergangenheit des Pärchens, die allerdings für mich wie unnötige Anhängsel wirkten und die Beziehung bzw. das Verständnis für die Liebe der beiden, vertiefen hätten sollen. Für mich waren sie unnötig. Ja, es gibt ganz am Ende eine Szene, die mit einer vorigen verhakt, emotional super passt, aber ich fand mich durch die Rückblenden nicht näher bei der Familie als ohne. Liegt vielleicht dran, dass ich Vater bin, aber ganz egal wem man die Frage stellt: Bringst du eine:n deiner Liebsten um, um die Welt zu retten und wenn ja, wen bzw. wer meldet sich freiwillig? Das ist starker Tobak.

Vorausgesetzt natürlich, man glaubt, dass die Welt auf dem Spiel steht. Ansonsten ist die Sache ohnehin hinfällig und man fragt sie nur, wieso diese kranken Typen ausgerechnet in meiner Waldhütte gelandet sind und wo bekomme ich die Waffen her, um die Damen und Herren aus den Socken zu hauen? Aber das wäre ein anderer Film.

Wie dem auch sei: Was hier leider verpasst wird, sind die emotionalen Anker, denn wer nicht von vornherein Sympathie für die Familie hat, der wird sie im Laufe des Films vermutlich nicht aufbauen. Tatsächlich hatte ich die meiste Zeit über viel mehr Mitleid mit Leonard und seinen Kolleg:innen, denn die wirkten die gesamte Zeit über (und das sagen sie auch mehrmals) richtig bedrückt über die Dinte, die sie tun müssen. Und sie alle haben ihren Grund, weshalb sie hier sind. Sie alle haben jemanden, den sie retten möchten.

Und hier ist mein persönliches Problem mit dem Film: Ich bekomme die gesamte Zeit über gesagt, warum die vier hier sind. Was sie zurücklassen. Was auf dem Spiel steht. Warum sie die Drei von ihrer Mission überzeugen wollen bzw. ihrer Ansicht nach müssen. Aber ich spüre es nicht. Ich spüre die Verzweiflung, aber ich spüre nicht, dass diese aus Liebe da ist. Das liegt meiner Ansicht nach daran, dass ich nur in Close Ups von der jeweiligen Person erzählt bekomme, warum sie hier ist und was ihre Geschichte ist, aber ich sehe es nicht. Es gibt keine liebevollen Momente mit denen, die sie schützen wollen.

Beispiel: Batista ist Football-Coach und er sinniert darüber, was für ein Privileg es ist, junge Menschen zu unterrichten. Und welche Ehre es ist, ihnen zeigen zu dürfen, wie die Welt funktioniert. Eine Aussage, die mir wirklich Gänsehaut bereitet hat (erneut: Vater), weil sie so wahr ist: „Die Kleinen glauben dir alles. Also darfst du ihnen nur Wahrheiten vermitteln und aussprechen, derer du dir sicher bist. Es ist schwer das Richtige zu tun und zu sagen. Aber es ist eine Ehre ein Vorbild sein zu dürfen und dieser Verantwortung gerecht zu werden.“ Und um diese, seine „Kinder“ zu schützen, deshalb ist er hier. Und verlangt von einer Familie, zu entscheiden, wer sich opfern will.

Ja, so ein Film ist das. Und es ist harter Tobak. Es ist eigentlich ein Hammer, was da dahinter steckt an Fragen und Möglichkeiten und Implikationen. Und es mir auch klar, warum Shyamalan diese Vorgeschichten nicht zeigt: Weil es die unausgesprochene Regel im Film gibt, dass das was, was gezeigt wird, der Wahrheit entspricht. Also würden diesen Vorgeschichten auflösen, was wirklich los ist. Irre oder Apokalypse?

Für mich war klar, in welche Richtung der Film gehen wird und wie er enden wird. Jedes andere Ende hätte mich schwer überrascht. Deshalb verstehe ich, warum manche den Film langweilig finden. Er ist auf Schiene. Er fährt. Er biegt weder links noch rechts ab. Und wenn du von Anfang an auf der richtigen Schiene gedacht hast, dann überrascht dich nichst was passiert. Auf der anderen Seite: Wenn du dir nicht sicher bist, welche Schiene du jetzt glaubst, dann kann man vermutlich nicht mehr an Spannung rausquetschen als hier der Fall ist.

Deshalb verstehe ich beide Seiten. Und bin mir nicht sicher, ob ich den Film jetzt toll finde oder langweilig. Nachdem er technisch gut gemacht ist, alle super spielen und das Drehbuch durchaus versucht, Spannung abseits dieser Frage reinzubringen, bin ich mal wohlwollend.

„Knock At The Cabin“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, das Ende der Welt oder Verrückte vor der Tür habende, Punkte.


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