The Last Of Us – Staffel 1 (Serienkritik)

Joel (Pedro Pascal) hat keine Freunde. Außer Tess (Anna Torv). Der Grund dafür ist tragisch. Joel hat einen harten Verlust hinter sich und die Schuld daran gibt er FEDRA. FEDRA ist die Regierung, denn die Welt, wie wir sie kennen, die gibt es nicht mehr. Eine Pilzinfektion, die sich im Hirn einnistet, ist ausgebrochen und die Welt ging mehr oder weniger unter. Wer von den Pilzen infiziert wird, der wird von diesem gesteuert und wandert zombiemäßig herum.

Aber Joels Alleingängertum wird just unterbrochen, als er für die Fireflies (eine Rebellengruppe) ein junges Mädchen namens Ellie (Bella Ramsey) zu einem Treffpunkt bringen muss, denn die junge Dame ist extrem wichtig.

Widerwillig macht Joel das, aber nur, weil Tess darauf besteht. Nach und nach kommen Komplikationen dazu. Und nach und nach wächst Ellie Joel ans Herz und der Job wird mehr als nur ein Job, sondern der Schutz von Ellie wird eine persönliche Angelegenheit …

Um die Sache kurz zu fassen: Ja, „The Last Of Us“ ist so ziemlich die beste Spiele-Verfilmung, die ich bis dato gesehen habe. Was ja jetzt auch nicht so schwer ist, denn die Latte hängt ja ziemlich tief. Trotzdem ist es beeindruckend, wie hoch die so genannten Production Value hier ist und wie eng man sich an die Story des ersten Teils der Spiele gehalten hat.

Sicher, es gibt ein paar Abweichungen und Anpassungen (keine Sporen, die infizieren, sondern Wurzelstränge) und ja, ein paar der Szenen sind wirklich richtig kitschig geworden (ich sage nur: Tentakelwurzeln, die aus einem Mund in den nächsten wandern wollen … Klischee, Klischee, wo bist du?), aber im Regelfall sind die Veränderungen in der Serie zum Vorteil.

Als Beispiel sei mal die dritte Folge genannt, in welcher das Schicksal zweier Charaktere erzählt wird und dafür nimmt man sich eine ganze Folge Zeit. Ganz abgesehen davon, dass die schauspielerische Leistung superb ist (Nick Offerman ist einfach immer gut), ist die Geschichte einfach herzerwärmend. Man hat auch das Ende ein wenig abgeändert. Es ist immer noch tragisch, aber tragisch-süß. Und in Summe tut das der Serie sehr gut, denn die Düsternis, die sich im Spiel auf gute 20 Stunden aufteilt, wäre hier auf neun bzw. 10 Stunden komprimiert dann doch zu viel. Also großes Lob an die Autoren Neil Druckman (der auch das Spiel und den zweiten Teil geschrieben hat) und Craig Mazin (der das absolut großartige „Chernobyl“ verfasst hat).

Wenn man jetzt mal die Verblüffung darüber ablegt, dass die Verfilmung eines Spiels großartig geworden ist und tatsächlich die Atmosphäre des Originals so gut einfängt, dann muss man jedoch gestehen, dass es durchaus Mängel gibt.

So gibt es ein paar Momente, in denen Figuren eingeführt und beleuchtet werden die tatsächlich viel Zeit bekommen, nur um in der gleichen oder sogar der nächsten Folge ziemlich unspektakulär abserviert zu werden. Da wäre weniger mehr gewesen. Auch werden – in Ermangelung eines besseren Wortes verwende ich das folgende – Handlungsstränge geöffnet, die dann nie weiter verfolgt werden und es gibt auch den einen oder anderen „Deus Ex Machina“-Moment. So taucht ein Sporenmonster auf, welches ziemlich aufräumt, dann aber nie wieder thematisiert wird bzw. das nie wieder vorkommt. Oder der Zeitpunkt an dem es auftaucht ist zu 100% ein Hollywood-Klischee.

Gerade gegen Ende ist dann auch so, dass die Geschichte wirklich rasch abgehandelt wird, ohne Raum zur Entfaltung zu geben. Die letzte Folge zeigt Joel als Killermaschine, was passt, wenn man das Spiel kennt, aber die Serie hat in dieser Richtung zwar immer wieder ein paar Andeutungen gemacht, aber diese Shooter-Sequenz hat für mich nicht so richtig gepasst, weil sie auch einfach aus dem Nichts zu kommen schien. Passt schon, war gut gemacht, aber da wäre für mich noch Luft nach oben gewesen.

Und dann mein größter Kritikpunkt: Bella Ramsey. Ja, sie spielt gut und gerade die letzten Folgen mit David (Scott Shepherd, grandios creepy) zeigen, was sie drauf hat an Emotion und allem drum und dran. Aber … und das ist ein sehr persönliches Aber … das ist für mich nicht Ellie. Ich habe knappe 40 Stunden oder mehr mit „Ellie“ verbracht und das hier … das ist sie nicht. Das ist primär optisch, das weiß ich und ist mir klar – und ich möchte nochmals anmerken, dass sie großartig spielt -, aber das ist nicht Ellie. Das ist „eine“ Ellie, aber nicht Ellie.

Was auch spannend war: Es kommen extrem wenige Infizierte vor. Ja, immer wieder, aber eigentlich weniger. Hauptsächlich ist es ein Roadtrip und man bekommt sehr gut mit, dass die Menschen hier die wahren Bestien sind, aber ein wenig mehr Interaktionen hätten es schon sein können.

Alles in allem ist es dennoch so, dass die Serie von sehr hoher Qualität ist und sogar die Szenen, die 1:1 aus dem Spiel kopiert sind, waren für mich spannend, obwohl ich wusste, was passieren würde. Großen Respekt an dieser Stelle, denn das war sicher nicht einfach. Was mir auch sehr gut gefallen hat (ich mag sowas einfach) ist, dass viele der Synchronsprecher:innen aus dem Spiel kleine Rollen in der Serie haben. Ich will euch den Spaß beim Suchen nicht verderben, deshalb erwähne ich hier keine Details, aber ich mag sowas.

Ich gehe davon aus, dass es eine zweite Staffel geben wird, auch wenn ich denke, dass man durchaus mutiger sein müsste und die Story von „Part II“ im Grunde genommen auf zwei oder drei Staffeln aufteilen sollte (würde sich von den Handlungssträngen her gut anbieten), damit auch wirklich alle emotionalen Paukenschläge sitzen. Auch wenn das dann die drei deprimierendsten Staffeln der Filmgeschichte werden würden. Sind wir da mal ehrlich.

Zusammengefasst eine klare Empfehlung.

„The Last Of Us“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, wirklich gut umgesetzte, Punkte.


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