Eine kurze Auseinandersetzung bei einer Tankstelle endet für Scott (Thomas Jane) damit, dass er seine Ehefrau bei einem Schusswechsel verliert. Seine ebenfalls dabei anwesende Tochter Jane (Harlow Jane), verliert durch den Schock ihre Fähigkeit zu hören und hört völlig auf zu sprechen. Ein Jahr später hat sich an diesem Zustand nichts geändert und Scott versucht manchmal besser manchmal schlechter, damit umzugehen.
Als ein Mann namens Victor (Emile Hirsch) auftaucht und Scott viel Geld für Grab- und Abrissarbeiten an einem alten Haus anbietet, nutzt dieser die Chance, weil er das Geld für eine spezielle Behandlung seiner Tochter nutzen will. Dies sollte sich als weniger gute Idee herausstellen, denn bald darauf sind Scott und Jane Geiseln von Victor und seiner psychotischen Freundin Lola (Liana Liberato) und die beiden müssen ihnen bei Ausgrabungen „helfen“, falls sie jemals wieder lebendig aus der Sache heraus kommen wollen.
Mit Regisseur/Produzent K. Asher Levin kann man scheinbar gut arbeiten bzw. ist er ein guter Boss, denn in seinem nächsten Film „Slayers“ spielt wieder Thomas Jane mit und in seinem übernächsten Werk „Helen´s Dead“, ist Emile Hirsch wieder dabei. Was er mit Dig erzählt ist eine sehr kleine Geschichte, bei deren Betrachtung man auch einige Unglaubwürdigkeiten ignorieren sollte, sowie dumme Entscheidungen der Hauptfiguren.
Dass ich neben den von mir geschätzten Schauspielern diesen Film gesehen habe, hat mit einem Interview zu tun, dass ich angeschaut habe. Darin wurde mit Thomas und Harlow Jane über den Film gesprochen und über die Tatsache, dass die beiden auch im echten Leben Vater und Tochter sind. Der Regisseur soll auch betont haben, dass es hier um die Figuren geht und es nicht eine Therapie-Stunde für die Jane-Familie sein soll.
Das als Vorwissen hat mich einfach gereizt und es ist dann auch ganz klar so, dass die an sich sehr einfach gehaltene Handlung, ziemlich ausschließlich von den Darstellern getragen wird. Dabei gibt es unterschiedliche Zugänge. Emile Hirsch (Midnight in the Switchgrass) ist zwar scheinbar auch nur mehr selten im Kino zu sehen, aber der gibt immer alles. Hier als Victor hat er einfach Spaß an der Übertreibung, ein exzentrischer Bösewicht mit Hang zum comichaften Overacten.
Liana Liberato (Die Logan Verschwörung) macht als seine Freundin Lola so ziemlich das gleiche, nur dass sie im Grund ihres Herzes, die noch bösartigere Person ist. Die zwei sind sehr gelungene Gegenspieler, weil man sie bis zu einem gewissen Grad auch cool finden kann, auf eine Bonny und Clyde Art und Weise. Den Kern der Story macht aber klar nicht die von ihnen ausgehende Gefahr aus – denn Scott und Jane werden vom Drehbuch geschützt – ihre Peiniger könnten sie leicht gleich mehrere Male umbringen.
Der emotionale Kern mit all dem zwischenmenschlichen Ballast, der findet natürlich zwischen Vater und Tochter statt. Hätte man sie nicht von der heimlichen Party holen müssen, würde die Mutter noch leben. Hätte er auf der Tankstelle nicht gestänkert, wäre die Mutter noch am Leben und die Tochter würde noch hören/reden. So führt die eigene Schuld und das suchen der gleichen beim jeweils anderen, zu einigen hitzigen Momenten.
Wie die Sache dann endet kann wohl jeder erraten, doch eines kann ich klar sagen, das passt, ist stimmig so und kommt ohne Kitsch aus. Thomas Jane (Run Hide Fight) ist stark als gespaltener Vater, irgendwo zwischen es nicht wahr haben wollen und versuchen, damit umzugehen. Harlow Jane (She Came to Me) in ihrer ersten richtigen Rolle hat mir dann aber am Besten gefallen, denn ihre Art ist direkt, ehrlich und unverbraucht und sie vermittelt sämtliche Gefühle nur rein mit ihrer Gestik bzw. Mimik und ihren Augen.
Insgesamt also ein sehr kleiner, ja richtig unspektakulärer Thriller, der nicht immer mit Logik punktet, das Herz in Form des emotionalen Kerns, jedoch eindeutig am richtigen Fleck hat. Die Performances sind stark und die Vater-Tochter Chemie auf beiden vorhandenen Ebenen ist spannend. Was soll ich noch sagen, ich habe ihn gerne gesehen und freu mich auf Slayers. Kurzlebige und unrealistische Thriller-Kost hat eben auch durchaus seine Daseinsberechtigung.
„Dig“ bekommt von mir 6/10 sich seine eigene Grube graben lassende Empfehlungspunkte.