Ip Man (Donnie Yen) bekommt die Diagnose Krebs. Sein Sohn hat sich von ihm entfremdet und wird von der Schule verwiesen. Seine Frau ist tot. Und irgendwo in Amerika macht sich sein Schüler Bruce Lee bei anderen chinesischen Kampfsportler*innen eher unbeliebt.
Auf eine Einladung von Bruce zu einem Turnier fliegt Ip Man nach Amerika, um die Zeit dort zu nutzen, um eine Schule für seinen Sohn zu finden, doch wo er auch hinkommt, wird er mit Rassismus und Bürokratie konfrontiert, die sich strikt gegen Einwanderer richten.
So einfach, wie Meister Ip dachte, wir die Sache nicht werden. Dazu kommt noch, dass einer von Bruce Lees Schülern das Wing Chun zu den US Marines bringen will, was dem Ausbildner (Scott Adkins) allerdings nicht in den Kram passt. Und dieser schreckt auch nicht davor zurück ganz üble Methoden anzuwenden, um seinen eigenen Willen durchzusetzen …
Irgendwie war im dritten Teil der Ip-Man-Reihe dann doch schon die Luft draußen. Ja, okay, er war grundsätzlich gut, aber irgendwie hatte man das alles trotzdem schon gesehen und die „Formel“, der die Filme folgen, kannte man auch schon zur genüge. Also war meiner Ansicht eigentlich dem dritten Teil per se nicht mehr viel hinzuzufügen.
Gerüchten zufolge wollte Donnie Yen ja nach dem ersten Teil keinen weiteren drehen, bis er das DRehbuch für den zweiten vorgelegt bekam. Also hat er zugestimmt. Dann wollte er keinen mehr drehen, weil er meinte, dass es besser nicht mehr ginge. Dann bekam er das Drehbuch für den dritten Teil und er war noch immer nicht interessiert – bis man ihm sagte, dass Mike Tyson der „Bösewicht“ sein sollte. Also machte er doch mit. Und wollte danach einen Schlusspunkt setzen.
Und jetzt gibt es den vierten Teil. Bei diesem hier allerdings ging Donnie Yen auf Nummer sicher, denn er rang den Produzenten, dem Regisseur und Drehbuchautoren das Versprechen ab, dass die Figur Ip Man bis zum Abspann des Films nicht überleben werde. Und ja, dieses Versprechen wurde gehalten. Ip Man 4 ist also tatsächlich ein Finale. Ein Abschied. Ein unumkehrbares Lebewohl zu einem vielleicht nicht per se ungewöhnlichen, aber doch unerwarteten Franchise. Wer hätte nach dem ersten Teil gedacht, dass hier noch drei Teile kommen und – wer hätte gedacht, dass die dann sogar tatsächlich so gut sind.
Und Teil 4 folgt allen Mustern. Ip Man ist die Ruhe in Person. Krempelt sich der gute Mann die Ärmel hoch, dann sollten sich alle anderen schleunigst verbeugen und Ruhe geben und außerdem ist der Bösewicht des Anfangs etwa ab der Mitte des Films kein Bösewicht mehr und der wahre „Endgegner“ tritt auf den Plan. Alles wie gehabt.
Die Action kam mir im Vergleich zu den vorigen Filmen weniger vor, aber dafür ist sie immer noch übersichtlich inszeniert, ziemlich mitreißend und einfach toll anzusehen. Außerdem ist die Geschichte (oder die Geschichten) rundherum auch interessant und spannend und vor allem, wie Amerika bzw. der Umgang von Amerikaner*innen mit Ausländern mal aus Sicht der Ausländer dargestellt wird. Ein paar der Szenen sind natürlich ziemlich plakativ und aufs Auge gedrückt, aber subtil (ich denke nur an Ip Man, den ersten Film) war die Reihe ja noch nie.
Donnie Yen ist das Herz des Films und er trägt ihn mit Leichtigkeit. Sein Gegenpart Scott Adkins ist einfach ein Kerl, den man nicht mögen kann, der aber absolut beeindruckt ob seiner Härte. Da hat wohl jemand vor dem Antreten vor der Kamera einmal zu oft „Full Metal Jacket“ geguckt. Aber es passt. Und gerade der finale Kampf hat bei meiner Frau und mir (meine Frau liebt die Ip-Man-Filme) tatsächlich dazu geführt, dass wir beide(!) am Couchrand saßen und bei jedem Treffer und Schlag, den Yen und Adkins sich da verpassen, zusammengezuckt sind.
Das muss man erst einmal hinbekommen. Respekt.
Wer mit den ersten drei Teilen etwas anfangen kann, der oder die wird auch den vierten Teil mögen. Für mich nach dem dritten Teil wieder ein Schritt nach oben und ein sehr, sehr gelungener Abschluss (auch wenn jene, die Bruce Lee sehen wollten, hier falsch sind und ich mich frage, wozu der in dieser Länge überhaupt im Film war).
„Ip Man 4: The Finale“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, einen absolut runden und zufriedenstellenden Abschluss bietende, Punkte.