Der Junge muss an die frische Luft (Filmkritik)

Hape Kerkeling (Julius Weckauf) hat eine schwere Kindheit. Vielleicht nimmt er sie leicht. Vielleicht hat er von Geburt an eine kleine Macke. Vielleicht ist eine Kindheit auch nicht schwer, sondern nur seine Mutter Margret (Luise Meyer), die immer stärker an Depressionen und anderen psychischen Krankheiten leidet.

Wie geht Hape damit um? Er versucht sein gesamtes Umfeld aufzuheitern indem er andere Menschen kopiert und sich über sie lustig macht. Was man halt so macht wenn man noch jung ist.

Und er hat damit Erfolg. Er wird einer der bekanntesten Comedians Deutschlands.

Ich mag deutsche Filme nicht besonders, lasse mich jedoch immer wieder einmal dazu hinreißen, mir einen anzusehen. Es sind ja doch immer wieder großartige Werke darunter, wie „Der Krieger + die Kaiserin“ (unbedingt ansehen), „Lola Rennt“ (immer wieder gut), „Victoria“ (Meisterwerk nach zähem Anfang) oder „Systemsprenger“ (ansehen!).

„Der Junge muss an die frische Luft“ zählt nicht dazu. Ja, er ist nicht schlecht und auch ganz unterhaltsam. Die Produktion ist einwandfrei, die Kostüme, das Setbild, das alles ist wirklich wunderbar geworden, keine Frage.

Vielleicht bin ich deshalb nicht so richtig damit warm geworden, weil ich einfach keine Ahnung habe, was an Hape Kerkeling so lustig ist. Ja, ich habe von ihm gehört und ja, er mag eine große Nummer (in Deutschland) sein, aber ich fange nicht viel mit ihm an. Sei es drum, der Film ist dennoch sehenswert und das liegt an dem Support-Cast bzw. die Charaktere.

Die Großmutter von Hape ist einfach ein Wahnsinn. Wenn diese auch nur annähernd so ist/war, wie sie hier dargestellt wird, dann ist sie die Inkarnation des Wortes „Großmutter“. Eine absolut bewundernswerte und großartige Frau, die von Ursual Werner perfekt gespielt wird. Bitte nicht falsch verstehen, auch die anderen sind wirklich gut gespielt, aber Fr. Werner ist eine Klasse für sich.

Die einzige, die wirklich auf Augenhöhe mit ihr spielt ist Luise Heyer, die Hapes Mutter Margret spielt und deren Wandlung bzw. Anwandlungen während des Films sind einfach ein Wahnsinn. Ich habe ihr jede Sekunde jede Emotion abgekauft und manche Teile sind tatsächlich wirklich schwer anzusehen, weil sie so intensiv geworden sind. Und ja, auch Julius Weckauf spielt wirklich gut, ich finde die Rolle jedoch nicht unbedingt sehr dankbar.

Auch wenn der Ton des Films lange Zeit locker und flockig ist, so gibt es doch ein paar sehr düstere Momente. Alles in allem kann man sich jedoch nicht so richtig entscheiden Wird es jetzt eine Komödie oder ein Drama. Die Übergänge sind schwammig und das Drehbuch schwächelt an einigen Stellen, da man wichtige Nebencharaktere einfach akzeptieren muss, da sie einfach nicht gut genug eingeführt wurden oder wenn sie gut eingeführt wurden, dann verkommen sie zu rasch zu einer Randnotiz.

Alles in allem: Ein guter Film, für Hape-Fans sicher großartig, für alle anderen zumindest sehenswert. Man versäumt aber (von den Performances von Luise Heyer und Ursula Werner abgesehen) nicht so wirklich was.

„Der Junge muss an die frische Luft“ bekommt 7 von 10 möglichen, durchaus unterhaltsame, Punkte.


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