From Hell (Filmkritik)

Inspektor Frederick Aberline (Johnny Depp) hat Visionen. Meistens zwar im Drogenrausch, aber immerhin. Das kommt der Polizei im Viktorianischen Zeitalter ziemlich gelegen, denn ein brutaler Mörder geht um, der scheinbar Jagd auf Prostituierte macht und sie schrecklich verstümmelt.

Mit der Unterstützung einer Prostituierten (Heather Graham) versucht Aberline den Täter zu schnappen und kommt einer großen Verschwörung/Bedrohung auf die Spur. Denn „Jack The Ripper“, wie der Killer genannt wird, ist tatsächlich ein Auftragskiller mit einer Mission.

Verfilmungen von Alan Moore Comics bekommen ja meistens schlechte Presse, da sie dem Ursprungsmaterial nicht gerecht werden. Zumindest sieht das Alan Moore so. Zum Teil stimme ich ihm zu, denn das Ursprungsmaterial ist teilweise schon ziemlich großartig („V For Vendetta“ oder „Watchmen“). Gerade bei „From Hell“, welches ja kein „kleines Werk“ darstellt, sondern ein Riesenschmöker ist, kann ich allerdings nicht umhin, den Film als tatsächlich gelungen zu bezeichnen. Klar, das kommt darauf an, was man sich in der Umsetzung dieses Mamutwerks erwartet hat, aber für einen Thriller, der sich auf die Krimihandlung reduziert, ist der Film wirklich gut und spannend geworden.

Fans des Buches haben wahrscheinlich extrem viel zu kritisieren, von meiner Seite her finde ich es allerdings völlig okay, was gestrichen wurde (nur als Beispiel: Es gibt ein Kapitel in welchem diverse Orte von London besucht und ihr Kontext in der Geschichte von London und jener der Freimaurer inklusive deren Einflüsse von Gottheiten und Bedeutungen geschildert wird. Sinn: Am Ende wird gezeigt, dass die Sehenswürdigkeiten von London tatsächlich mit Strichen verbunden ein Pentagram ergeben – die Implikationen sind weitreichend, für die Story „Jack The Ripper“ als Krimi aber zu vernachlässigen), denn die Länge eines Films ist nunmal begrenzt.

Die Möglichkeit eine Serie daraus zu machen wäre natürich gegeben, allerdings muss man bedenken, der Film wurde 2001 gedreht – da waren Serien noch weit weniger beliebt als jetzt und Netflix und Co waren zu der Zeit noch kein Thema.

Betrachtet man also „From Hell“ als Film und bedenkt man, was er erreichen will, dann ist er ziemlich gut gelungen. Die Hughes Brüder haben einen soliden, düsteren und streckenweise brutalen Film abgeliefert, der definitiv spannend ist und durchgehend bleibt. Wenn man bedenkt, welche Filme sie davor gemacht haben („Meance II Society“, irgendwer?“) ist der Genrewechsel überraschend, aber definitiv geglückt. Vor allem das Sounddesign hat mich immer wieder mal kalt erwischt.

Der Cast spielt glaubwürdig und gut auf (auch wenn ich anmerken muss, dass, wie in allen Filmen aus den USA, sogar die dreckigen, heruntergekommenen und völlig mittellosen Prostituierten aus dem Buch erstaunlich sauber, gepflegt und sexy rüberkommen – vor allem natürlich Heather Graham). Johnny Depp ist guter Laune und noch nicht auf seine „Captain Jack“-Variationen eingefahren. Heather Graham spielt ihre übliche Rolle, tatsächlich glaube ich allerdings, dass ich mir so ziemlich alles ansehen kann, was die Frau spielt, weil sie einfach eine verdammt sympathische Ausstrahlung hat (Highlight bleibt für mich dennoch ihre Molly aus „Scrubs“). Ian Holm macht Ian Holm, was bedeuten soll, er ist nett, sympathisch und trotzdem, wenn der Schleier zwischendurch gebrochen wird, verdammt creepy. Also quasi „Bilbo Beutlin“ mit und ohne Ring.

Wie gesagt, als Fan des Ausgangsmaterials kann man sich – wenn man es drauf anlegt – ohne Unterlass ärgern, schlichtweg, weil die „Graphic Novel“ schlichtweg viel, viel tiefer geht und auch mit diversen Randnotizen, Informationen und geschichtlichen … ich nenne es mal Seitenhieben, natürlich breiter angelegt ist. Die Kritik an vielen Dingen wird darin (typisch Moore) großgeschrieben und fällt im Film fast komplett weg.

Wer den Film als Film sehen kann und sich um das Ausgangsmaterial keine Sorgen macht, der oder die kommt hier auf jeden Fall auf seine/ihre Kosten und darum sollte es ja in erster Instanz gehen.

„From Hell“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, das Rätsel um „Jack The Ripper“ endlich (fiktiv) auflösende, Punkte.


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