Sam Carlson (Noomi Rapace) ist Expertin, was das Bekämpfen von Terroristen betrifft. Dabei hat sie auch dem einen oder anderen Journalisten, schon sicheren Begleitschutz gegeben. Als Bodyguard einer verwöhnten Tochter aus reichem Haus zu fungieren, damit hätte sie jedoch nicht gerechnet. Aber die Auftraggeber fordern eben für Zoe (Sophie Nélisse) explizit eine Dame an.
Die beiden Frauen kommen eher schlecht als recht miteinander aus und Sam kann es kaum erwarten, die letzten Stunden ihres Auftrages hinter sich zu bringen. Als jedoch das Hochsicherheitshaus gehackt wird, alle anderen Sicherheitsleute getötet werden und selbst einige Polizisten bestochen wurden und somit auf der falschen Seite sind, liegt es an Sam, Zoe aus der Sache heil wieder heraus zu bringen.
Regisseurin Vicky Jewson gilt seit ihrem zweiten Film „Born of War“ als Action-Hoffnung für Filme, mit starken weiblichen Darstellern. In ihrem für Netflix produzierten, erst dritten Film „Close“ (sie war auch am Drehbuch beteiligt) schafft sie dann auch etwas, dass zum Beispiel Wonder Woman für mich nicht geschafft hat: Damen vor allem vom Verhalten her durchgehend stark zu inszenieren, ohne inkonsistent zu wirken.
Angefangen vom Vorspann – wo das Lied „Running Up a Hill“ von Kate Bush in neuer Version eingesetzt wird und für mich wie die weibliche Version eines Bond-Songs klingt – wird klar, dass eine gewisse Schwere und Melancholie hier mitschwingt und Spannung in der Luft liegt. Das in Verbindung mit dem Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen und wie sich ihr Verhalten zueinander entwickelt, verleiht dem Film die nötige Tiefe.
Die ist auch notwendig, denn die Handlung an sich ist wohl bekannt und sorgt abgesehen vom obligatorischen „wer steckt dahinter“, für keinerlei Überraschungen. Neben den Landschaftsaufnahmen und der Bedrohlichkeit die eine fremde Kultur ausmacht, überzeugen vor allem auch die Kämpfe. Sam ist eine Kämpferin, die alles in ihrer Umgebung, zu ihrem Vorteil bzw. als Waffe nutzt. Das ist auch wichtig, gegen körperlich überlegene Männer oder wenn sie gerade die Hände auf den Rücken gefesselt hat.
Überhaupt schlagen hier alle Damen zurück, obwohl jede ebenso körperlich leiden müssen. Selbst Profi Sam zittert nach der Ausübung von Gewalt, Zoe muss sich übergeben, doch wenn es wirklich wichtig ist, dann kämpfen beide mit aller Kraft. Dass die Überheblichkeit der Männer meistens mit zu ihrem Untergang führt, finde ich sehr passend und beinahe schon ironisch. Die Figur der Sam Carlson basiert ja auf Jacquie Davis, eine der bekanntesten weiblichen Bodyguards im echten Leben (sie hat z.b. schon die britischen Royals oder Nicole Kidman beschützt).
Noomi Rapace passt perfekt in diese Rolle, nicht umsonst hat sie sich doch in den letzten Jahren einen Namen als toughe Lady aufgebaut (Prometheus, What Happened to Monday, Unlocked). Sie schließt Menschen aus ihrem Leben aus, lässt (beinahe) nichts an sich heran, nur um nicht angreifbar zu werden. In Wirklichkeit beschützt sie sich natürlich nur selbst. Sophie Nélisse (mittlerweile erwachsen doch auch als Kind richtig gut in „Die Bücherdiebin„) als Zoe, hat eine starke Chemie mit ihr.
Die zwei sehr unterschiedlichen Damen raufen sich natürlich zusammen und entwickeln im Laufe der Zeit so etwas wie eine Mutter-Tochter Beziehung, was man so durchaus erwarten konnte. Die beiden machen ihre Sache aber sehr gut, alles wirkt natürlich und kommt ohne Kitsch aus, weshalb man dieser Entwicklung als Zuschauer gerne folgt. Alle restlichen Figuren treten dabei in den Hintergrund, doch das gibt den Damen nur umso mehr Entfaltungsmöglichkeiten.
Insgesamt sicherlich ein moderner Film, mit einer rauchenden, saufenden, um sich schlagenden, stechenden und schießenden Hauptdame, sowas wäre früher 100 prozentig eine typische Männerrolle gewesen. Da hier aber jegliche Künstlichkeit fehlt, die Emotionen passen, die Actionszenen intensiv gestaltet sind und die Inszenierung flott daher kommt, steht trotz fehlender Innovation einem unterhaltsamen Nachmittag für Genre-Freunde, nichts im Wege.
„Close“ bekommt von mir 7/10 ein paar mal etwas zu knapp gerade noch entkommende Empfehlungspunkte.