John Carpenter’s The Fog aka Nebel dess Grauens (1980 Filmkritik)

Zur 100-Jahr-Feier der amerikanischen Küstenstadt Antonio Bay passieren seltsame Dinge zwischen Mitternacht und ein Uhr früh. Radiomoderatorin in ihrem eigenen Lokalsender Stevie Wayne (Adrienne Barbeau) berichtet über einen Nebel, der sich entgegen aller physikalischen Gesetze entgegen die Windrichtung in Richtung Stadt ausbreitet.

Und etwas scheint sich im Nebel zu verbergen. Dieses Etwas sehnt sich nach Rache für ein vor 100 Jahren begangenes Unrecht und es ist ihm völlig egal, dass sich nur an den Nachfahren rächen kann …

John Carpenter(„Das Ding aus einer anderen Welt„, „The Ward„) ist einfach ein Meister seines Fachs, da gibt es keine Diskussionen (nennt einen Kultfilm aus dem Genre zwischen 80 und 2000 und die Chance ist groß, das er entweder direkt von Carpenter ist; es sich um ein Remake eines Carpenter-Films handelt; die Drehbuchautoren behaupten, sie seien von einem Carpenter-Film inspiriert worden; Oder der gute Mann war irgendwie anders an dem Ding beteiligt). Der Mann weiß einfach ziemlich genau was er tut und gerade „The Fog“, immerhin ein Film der bereits fast 40 Jahre auf seinem Buckel hat, macht immer noch alles richtig. Sicher, der Schnitt ist langsamer als heutzutage gewohnt und die Effekte sind alt, ja, das stimt definitiv. Aber das macht die Stimmung nicht weniger unheimlich und die Szenen nicht weniger intensiv.

Heutzutage erschrickt man ja ohnehin kaum noch, wenn eine Hand durch ein Fenster bricht – vor allem, wenn es so langsam passiert wie hier in „The Fog“, aber trotz all dem schafft Carpenter es Spannung zu erzeugen. Das liegt daran, dass er seinen – ja, zugegeben klischeebeladenen – Charakteren etwas mitgibt. Es ist schwer zu beschreiben, aber nehmen wir mal Tom Atkins Charakter Nick Castle:
Er nimmt eine Anhalterin mit. Am nächsten Morgen wachen die beiden gemeinsam auf. Man kann davon ausgehen, dass sie Sex hatten. Zwei Menschen, die sich getroffen haben, sich gegenseitig anziehend fanden und das auch am nächsten Morgen noch okay finden. Anhalter Elizabeth (Jamie Lee Curtis) begleitet Nick am nächsten Tag sogar durch die Stadt, die beiden verstehen sich gut und keiner der beiden zögert als es später darum geht ein Kind vor den Dingen im Nebel zu retten.

Mehr brauchen wir nicht zu wissen: Erwachsene Menschen, die nicht vor Verantwortung zurückschrecken. Die sympathisch sind, weil sie ehrlich sind, weil sie sich für andere einsetzen und weil sie selbstlos handeln und dabei nie – keine Sekunde lang – zu irgendwem unfair sind. Und trotzdem schafft Carpenter es, dass sie nicht wie Abziehbilder wirken, sondern wie echte Menschen.

Oder Hal Holbrook, der Vater Malone, den örtlichen und alkoholkranken Pfarrer, spielt und der als erster begreift was da vor sich geht. Der Typ hat klar richtig große Probleme. Er ist ein Säufer. Er hat Angst in dem Buch weiterzulesen, welches ihm die Wahrheit über den Nebel erzählen könnte und er macht mehrere Fehler. Aber als er begreift, was Sache ist, da ist er der erste, der sich hinstellt und sagt: Hier bin ich. Lasst die anderen in Frieden.

Der gesamte Cast besteht tatsächlich aus Antihelden, aber sie alle zögern durch die Bank keine Sekunde, wenn es darum geht anderen zu helfen und sie zu unterstützen. Es gibt in diesem Film keine unsympathische Person, keinen Dorf-Bösewicht, keinen Bully, der die anderen schickaniert. Es ist eine Ansammlung aus lauter Menschen, die es gut meinen, die versuchen ihr Leben so ruhig und so gut es geht zu leben. Findet man in modernen Horrofilmen (auch früher, wenn man an Stephen King-Filme denkt) immer mindestens einen Charakter bei dem sich alle ZuseherInnen wünschen (sollen), dass dieser rasch von der Bildfläche verschwindet, so gibt es das hier nicht.

Diese Leute mag man. Alle. Und man hat Angst um sie. Definitiv. Die geniale (von Carpenter mitgeschriebene) Musik ist da nur noch das Tüpfelchen auf dem I. Alte Effekte? 70iger Haare und 80iger Frisueren? Ohja. Aber ist der Film immer noch super? Absolut.

Da kann das Remake von 2005 (dazu an anderer Stelle mehr) trotz moderner Technik einfach einpacken.

„The Fog – Nebel des Grauens“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, kultfilmige Punkte.

[amazon template=multinational&asin=B00EQZO8GM,B001CQFNIA]


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.