Bedeviled – Das Böse geht online (Filmkritik)

Als Alice (Saxon Sharbino) und ihre vier Freunde die Einladung eine App herunterzuladen vom Handy ihrer gerade an einem Herzstillstand verstorbenen Freundin Nikki bekommen, sind sie zunächst auf Grund der unheimlichen Umstände skeptisch. Schließlich laden sie doch alle die App herunter und werden fortan von „Mr Bedevil“ durch ihr Leben begleitet, der ihren Alltag in allen Bereichen erleichtert.

Doch schon nach kurzer Zeit kennt er alle Geheimnisse seiner User, was tödliche Folgen hat. „Mr Bedevil“ ist nämlich eine übernatürliche Lebensform, die über dein Handy die Kontrolle über dein Leben übernimmt, deine schlimmsten Ängste heraus findet und dich anschließend mit ihnen konfrontiert. Somit hat nur mit einem Klick der Ausdruck „zu Tode erschrecken“, für die fünf jungen Leute, eine ganz neue Bedeutung bekommen.

Für ihren ersten gemeinsamen Film haben die beiden Brüder Abel und Burlee Vang gleich auch noch zusammen das Drehbuch verfasst und ihr Projekt produziert. Von der Ausgangslage her haben solche Filme bei mir grundsätzlich einen Sympathiebonus, weil sie alles andere als lustlose Auftragsarbeiten sind. Gleich mehrere Aufgaben bei einem Film zu übernehmen ist jedoch keine leichte Sache und auch wenn sie schon ein paar gemeinsame Arbeiten hinter sich haben, die Vang Brüder sind dennoch noch eher neu in der Branche.

Wie man auch im Making Of bei den Specials der DVD/Blu-Ray schön sehen kann, wissen die zwei zwar was sie wollen, doch sie führen ihre Darsteller dabei nicht. Die praktische Auswirkung ist dann, dass sie aus den Schauspielern nicht das Beste heraus holen, was manchen eher schwächeren, hier sicherlich gut getan hätte. Aber egal, mehr stören mich diese Momente, die auf ein nicht richtig durchdachtes Drehbuch hindeuten und mich beim Ansehen aus dem Geschehen werfen. Um zu erklären was ich meine, muss ich im nächsten Absatz kurz spoilern.

In einer Szene sagt Alice „Licht aus“ zu Mr. Bedevil und die Lichter gehen aus im Haus. Als sie wieder „Licht an“ sagt, passiert nichts. Jemand rüttelt an der Haustüre, sie bekommt Angst, flüchtet in ihr Zimmer. Schritte kommen näher, die Türe geht auf, sie schreit. Entwarnung, es war nur ihre Mutter. Wird jetzt ein Wort darüber verloren, warum es dunkel ist im Haus? Nein, die reden einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Auch als Mr. Bedevil Alice erzählt, er hätte ihre Freunde frühzeitig umbringen müssen, überprüft sie das dann? Fragt der andere Überlebende im Freundeskreis nach ihnen? Nein, auch hier wäre scheinbar jede klärende Dialogzeile zuviel gewesen.

Ansonsten ist dies ein kleiner, anspruchsloser Horror-Snack für Zwischendurch, bei dem ein paar hübsche aber zum größten Teil dumme Jugendliche, von ihren wenig komplexen Ängsten zu Tode erschreckt werden. Das sind bei dem Schwarzen im Team dann weiße Menschen, oder bei den Mädchen ein Teddybär oder die verstorbene Großmutter. Bei jedem „Schockmoment“ schnellt die Lautstärke der Musik dann nach oben und so manche Wesen, sind eher unfreiwillig komisch als furchteinflössend.

Was dafür doch irgendwie vermittelt wird, ist die Sozialkritik am Handy-Wahn der heutigen Zeit und der gegenseitigen Verknüpfung unseres gesamten Lebens in digitaler Form. Ich bin mir aber sicher, dass auch nach diesem Film die Oneline-Sucht über die Angst siegen wird. Ja, welche Überraschung. Mr. Bedevil selbst wäre jedenfalls mit seinem irren Gelächter, den spitzen Zähnen und den überlangen Fingern sicherlich ein Bösewicht, den man mit etwas Feinschliff, durchaus noch ausbauen könnte. Wenn er in Fahrt kommt, dann möchte man nicht am anderen Ende der Leitung sein und seinen Zynismus abbekommen.

Von den Darstellern ist Saxon Sharbino (Trust Me, Poltergeist) am Stärksten, was sie zu einer guten Wahl für das Final Girl macht. Ihre Alice bleibt immer etwas skeptisch und verliert nie ihren Kampfgeist. Brandon Soo Hoo (From Dusk Till Dawn) funktioniert ganz gut als Comedic Relief, dessen Aussagen auch gerne mal unpassend wirken. Der restliche Cast schwankt zwischen „nicht schlecht“ und „da hätten noch ein paar Stunden Schauspielunterricht nicht geschadet“ hin und her, was aber hier nicht wirklich weiter ins Gewicht fällt.

Insgesamt daher ein Film, der ein paar atmosphärisch dichte Momente hat, diese aber nicht zu einem homogenen Ganzen zusammenführen kann. Die meisten Darsteller bemühen sich, genau wie die Effekt-Leute, die teilweise am geringen Budget scheitern. Wer das Genre mag und auf anspruchslose Art und Weise einfach mal wieder Abschalten will, der kann hier trotzdem ruhig einen Blick wagen. Der schönste Gag ist dabei dann versteckt in der Metaebene, denn dieses Produkt ist oberflächlich, genau wie die sogenannte „Smartphone-Generation“.

„Bedeviled“ bekommt von mir 5/10 trotz Killer-App das Telefon nie aus der Hand legende Empfehlungspunkte.

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