Autoverkäufer Stanley Hill (John Travolta) wird von seiner Frau Vivian (Rebecca De Mornay) vom Flughafen abgeholt, nachdem er ein erfolgreiches Jobinterview hinter sich gebracht hat. Als die beiden im Parkhaus in ihr Auto steigen wollen, werden sie von drei Männern überfallen. Stanley wird dabei verletzt, Vivian stirbt. Er zieht sich daraufhin zurück und gibt sich seiner Trauer hin. Die wandelt sich jedoch schon bald in Wut, denn die Polizei scheint nichts unternehmen zu können/wollen.
Ihm bleibt daher keine andere Wahl. Stanley hat vor vielen Jahren für seine Frau sein altes Leben aufgegeben, doch nun wird er wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren müssen. Er kontaktiert seinen alten Kumpel Dennis (Christopher Meloni), mit dem er früher einige Black Ops Spezialaufträge ausgeführt hatte. Somit ist klar: diese Verbrecher werden ihrer gerechten Strafe keinesfalls entkommen und seinen geballten Zorn zu spüren bekommen.
Seit er im Jahre 2002 mit „The Scorpion King“ die Karriere von Dwayne „The Rock“ Johnson ins Rollen gebracht hat, ist es ruhig geworden um Regisseur Chuck Russell (Die Maske). Nun meldet er sich zurück mit einem John Travolta Vehikel, dass ich nur als größtenteils verunglückten Film bezeichnen kann, der sowohl auf die „in die Jahre gekommener Mann mit speziellen Fähigkeiten rettet seine Familie“ (Taken lässt grüßen) als auch auf die „Killer im Ruhestand wird wieder aufgeschreckt“ (John Wick, wo bist du bloß wenn man dich braucht) Masche setzt und dabei beide nicht mal ansatzweise erreicht.
Ja, das Drehbuch gibt nichts her und ist unheimlich generisch. Das aber könnten eine flotte Inszenierung und mitreissende Performances der Darsteller wieder ausgleichen. Es ist aber das Gegenteil der Fall. Leider hinterlässt nämlich vor allem Travoltas offensichtliche Perücke den bleibendsten Eindruck, denn er sieht damit einfach künstlich und irgendwie witzig aus, so dass ich ihn in keiner Szene wirklich ernst nehmen konnte (wie gerne würde ich das eben Geschriebene als zynische Übertreibung bezeichnen, aber es ist leider die Wahrheit). Zumal er ständig grimmig drein schaut und in überzeichnet cooler Manier seine Gegner beseitigt.
Wie unpassend hier sein gesamtes Auftreten ist kommt dann noch extremer zum Vorschein, wenn er mit seinem von Christopher Meloni gespielten Freund unterwegs ist. Der hat nämlich Charisma, eine lockere Art und eine eindeutig coole Aura an sich. Er hat eine Freude bei der Arbeit und liefert auch den Spaß in den Action-Sequenzen, der bei den Parts von Travolta, völlig fehlt. Schon klar, der ist wütend und traurig weil er seine Frau verloren hat, doch gerade seine Spielweise ist einfach unfreiwillig komisch (zu großen Teilen dank seiner „Perücke des Bösen“). Meloni und er hätten vielleicht einfach die Rollen tauschen sollen, als nicht ernst zunehmenden Sidekick, hätte ich mir Travolta hier durchaus vorstellen können.
Was dann die Action an sich betrifft, da gibt es keine einzige beeindruckende Szene und schon gar keine, die im Gedächtnis bleiben würde. Ein paar Schüsse da, einige Messerstiche dort, nur Meloni hat einen kurzen Fight gegen drei Gegner, der gut aussieht und am Ende wieder nett von einem „da musste ich Grinsen“ Moment abgefangen wird. Travolta hingegen ist augenscheinlich nicht trainiert und leicht träge, da muss er eben großteils auf seine Schusswaffen zurückgreifen (außerdem wird er sicherlich immer seine Perücke in Hinterkopf haben, dass sie ja nicht verrutscht bei all dem Herum-Gehüpfe).
Dem ganzen Spektakel, das man sowieso nur ansehen kann wenn man sich von jeglicher Ernsthaftigkeit verabschiedet, dann auch noch die christliche Ebene zu verleihen, was die Herkunft des titelspendenden „I Am Wrath“ betrifft, das ist dann wirklich nur mehr lächerlich. Natürlich wirkt dann auch die Szene, in der er genau diese Worte sagen darf, ziemlich erzwungen und gestellt. Das passende Tatoo übrigens auf seinem Rücken inklusive riesigem Kreuz, das er sich im Film stechen lässt, das ist dann sofort verheilt, da er sich kurz darauf ohne zu zucken ganz ruhig auf seinen Rücken ins Bett fallen lässt. Oder Travolta ist einfach so hart, ich habe keine Ahnung.
John Travolta (American Crime Story) finde ich in anderen Filmen durchaus gut, doch hier ist er für mich (wie sicherlich bereits herauszulesen war) einfach fehl besetzt und dank Perücke und auch Botox im Gesicht, ziemlich schlecht verkleidet bzw. in Szene gesetzt. Christopher Meloni (Man of Steel) als Dennis ist dafür der beste Schauspieler dieses Filmes, er ist smart, witzig und viel überlegter als sein Partner. Amanda Schull (12 Monkeys) als Tochter von Travolta macht ihre Sache ebenfalls gut als starke Dame, die sich um ihre Familie und ihren Vater große Sorgen machen muss.
Insgesamt daher ein Film zum Vergessen, der vor allem an seinem Hauptdarsteller leidet und mit einer anderen – sprich B-Movie Besetzung – schnell völlig in Vergessenheit geraten würde. Regisseur Chuck Russell hat seine Pause scheinbar nicht gut genutzt, vielleicht läuft er bei seinen bereits angekündigten nächsten Werken, wieder zu alter Form auf. Und Travolta? Der sollte entweder zu seinem Alter stehen und sich dementsprechend präsentieren oder einfach seinen Stylisten, Visagisten, ach was, am Besten gleich die ganze Make-Up Crew (und vielleicht auch noch den Schönheitschirurgen) wechseln.
„I Am Wrath“ bekommt von mir 4/10 höchstens uns Zuschauer richtig wütend machende Empfehlungspunkte.
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