Mass Effect 3 (Game-Review)

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Es ist soweit. Die Bedrohung ist real und niemand kann mehr leugnen, was Commander Shepard und seine Begleiter bereits wussten. Die Reaper sind da. Ein Großangriff auf die Erde findet statt und trotz aller Warnungen ist niemand auf deren Durchschlagskraft vorbereitet. Nur knapp kann Shepard mit der Normandy entkommen und nur von der Ferne zusehen, wie seine Welt langsam aber sicher untergeht.

Damit das nicht passiert kann nur eines helfen: Alle Völker der Galaxis vereinen und die Angreifer zurückschlagen, im besten Fall vernichten. Also macht sich Shepard mitsamt seiner Crew auf und versucht alle Rassen zu vereinen. Eine schier unlösbare Aufgabe, aber vielleicht kann ein gemeinsamer Feind ja schaffen, was Jahre an Verhandlungen nicht geschafft haben …

Da kam es also, das große Finale der „Mass Effect“-Trilogie. 2012 wurde die Erde als Schlachtfeld auserkoren, auf welchem sich das Schicksal der Galaxie entscheiden würde. Alle Hoffnungen ruhten auf Shepard und seinem Team. Es ist wohl nicht falsch zu behaupten, dass „Mass Effect 3“, das man meisten erwartete Spiel 2012 war. Und es hat – zumindest mich – in keiner Weise enttäuscht. Auch wenn viele das anders empfunden haben, aber dazu später mehr.

Zuerst zu den kleinen, dezenten Änderungen im Spielverlauf. Vom ersten Teil ausgehend, rückte der Fokus erneut mehr in Richtung Shooter, was der actionreichen Handlung allerdings mehr entgegen kam als schadetete. Alle Entscheidungen aus den Vorgängern konnten in den neuen Teil importiert werden und zum Großteil machten sich diese auch im Spielablauf bemerkbar. Die Begleiter, welche Shepard in den ersten beiden Teilen unterstützt haben, finden sich ohne Ausnahme alle (wenn sie denn bis hierhin überlebten) auch im Finale wieder ein. Manche als Begleiter, wie es bereits in den Vorteilen der Fall war (Garrus, Tali, etc), andere nur als Teil einer der vielen Nebenhandlungen, denn die Gebiete, auf denen es etwas zu tun gibt, wurden ausgeweitet.

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Weggefallen ist das Sammeln von Ressourcen, dafür kommt eine neue Komponente, nämlich das Ansammlen von Unterstützungsmöglichkeiten für den Krieg gegen die Reaper. Das funktioniert im Grunde sehr einfach: Wer Leute findet, die bestimmte Kenntisse haben, kann diese während der Missionen ansprechen und rekrutieren, manche machen breitwillig mit, andere müssen überzeugt werden. Alles in allem geht es darum, eine möglichst große, möglichst einflussreiche und schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Dass Volk A mit Volk B nichts zu tun haben will ist nach wie vor ein Riesenproblem, also müssen Shepard und Co mitunter zwischen den Fronten vermitteln, wichtige Leute retten oder einfach mal so richtig Dampf machen, damit die Damen und Herren und Zwischenwesen jetzt mal endlich in die Gängen kommen.

Inszenatorisch kann man Bioware keinen Vowurf machen, denn alle Missionen – vor allem jene mit den ehemaligen Begleitern – sind in sich stimmige, in den Kontext passende und teiweise wirklich herzzerreißende Geschichten. Auch schwerwiegende Entscheidungen sind erneut in kleinerem oder größerem Rahmen zu treffen. So kann man einen General opfern (der wichtiges Wissen besitzt) oder seine Männer opfern (die unweigerlich sterben, wenn man mit dem General abhaut), oder man kann den „Genophage“ (der eine ganze Rasse so gut wie unfruchtbar gemacht hat) eventuell rückgängig machen (was allerdings bedeuten könnte, dass diese später dann wieder über die Galaxie herfallen) oder eben nur tun als ob (was vermutlich, wenn jemand die Lüge entdeckt, auch kein gutes Ende nehmen wird) und vieles mehr.

Grundsätzlich kann man sagen, dass sich „Mass Effect 3“ von der Spielmechanik her nicht groß (bis überhaupt nicht) von Teil 2 unterscheidet, was aber dafür so richtig Schwung in die Sache bringt, ist eben, dass beinahe alle Nebenquests bzw. Hauptquests auf Entscheidungen der ersten beiden Teile beruhen. Das wiederum bedeutet, dass ihr vielleicht eine bestimmte Rasse nicht vor der Auslöschung retten könnt, weil ihr in Teil 2 einen wichtigen Fehler gemacht habt. Die Konsequenz mit welcher Bioware diese Entscheidungen streckenweise durchzieht ist manchmal schon richtig unheimlich. Das muss man sich mal bewusst überlegen: Es gibt Dinge, die man plötzlich begreift (warum zb in Teil 2 ein Charakter so und nicht anders gehandelt hat) und man versteht auf einmal die (guten) Beweggründe, aber da diese Informationen im zweiten Teil nicht da waren, hat man möglicherweise eine Entscheidung getroffen, die „damals“ richtig schien – und jetzt, im realen(!) Leben zwei Jahre später – muss man damit leben und tatenlos zusehen, wie diese eine Entscheidung Leid über ein ganzes Volk bringt. Hut ab vor so viel Konsequenz, das muss man sich als Spieleentwickler erst einmal trauen. Ein Grund mehr, warum man „Mass Effect“ als „ein ganzes Spiel“ und nicht drei einzelne Teile betrachten sollte.

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Die Quests haben es auch in sich. Egal ob man nun mit Jack neue Rekruten rettet, mit Grunt auf Jagd geht oder mit Miranda ihre Schwester retten will, alles Quests sind persönlich, intim und absolut unter die Haut gehend. Mehr als nur ein einziges Mal saß ich sprachlos vor dem Bildschirm und war den Tränen nahe (zwei Mal war ich ihnen nicht nur nahe, sondern gebe unumwunden zu, dass ich geheult habe) – das muss ein Spiel(!) erst einmal schaffen. Charaktere so auszuarbeiten und so lebensnah gestalten, dass man tatsächlich wirklich mit ihnen mitfühlt. Unglaublich.

Dann kommt die finale Schlacht und auch diese ist ein Erlebnis für sich. Zu sehen wie sich die Flotte, die man gesammelt hat, im Weltall sammelt und gebündelt die Reaper angreift ist schon einer der größten Gänsehautmomente in der Spielgeschichte und wird mir sicher ewig in Erinnerung bleiben. Vergleichsweise fallen mir nur Bilder aus dem Finalkampf von „Serenity“ oder neuerdings auch „Guardians Of The Galaxy“ ein, die da nahe hinkamen. Mit dem Unterschied, dass es bei „Mass Effect“ ich(!) war, der diese Truppen versammelt hat und nicht nur eine dritte Person auf dem Bildschirm, der ich dabei zusehen konnte.

Aber dann kommt das Ende. Und das war für viele ein Schlag ins Gesicht. Ohne jetzt zu viel verraten zu wollen (wer es nicht kennt kann ja Google nutzen): Alle Entscheidungen, die davor getroffen wurden, waren ab einem bestimmten Zeitpunkt völlig egal. Zumindest bist Bioware nach Fanprotesten den „Extended Cut“ nachgeliefert hat (den ich allen „NeuspielerInnen“ nur ans Herz legen kann) gab es außerdem noch etliche Stellen im Finale, die einfach Löcher in der Dramaturgie bzw. der Inszenierung aufwiesen. Ein Beispiel? Man stürmte mit zwei Begleitern einen Hügel nach unten – eine Explosion und man lief alleine weiter. Am Ende des Spiels gab es einen Abspann, in welchem aber genau jene beiden Begleiter (die gestorben sind!) wieder dabei waren. Unlogisch? Auf jeden Fall. Aber der Extended Cut schuf Abhilfe, denn die Lücken wurden geschlossen (so werden zB beide oben erwähnten Personen verletzt abtransportiert).

Was das Ende der Story an sich betrifft: Ich fand es super und gut so, denn die Konsequenz mit der man hier zu Werke ging hat mich beeindruckt. Wie kann man gegen eine solche Macht (Reaper) gewinnen (was jetzt nicht heißt, dass das im Spiel nicht geht)? Eben. Nur unter Aufbringung aller möglichen Opfer. Das sich die Enden vor dem „Extended Cut“ alle ziemlich gleich blieben sehe ich auch so, aber danach fand ich es toll. Die erweiterten Szenen haben mich in Punkto „Closure“ absolut zufrieden gestellt. Dass die Story für viele damit völlig belanglos geworden ist (wie manche behaupten) kann ich so nicht nachvollziehen, denn „Mass Effect 3“ ist in Summe von Anfang bis zu diesem einen Punkt knapp vor dem Ende eines: Die absolute Konsequenz aus eure Entscheidungen aus Teil 1 und Teil 2. Dass sich die Story an irgendeinem Punkte wieder finden/treffen muss, ist wohl klar. Also war das okay für mich. Ein würdiger Abschluss der Trilogie.

„Mass Effect 3“ bekommt von mir 9,5 von 10 möglichen, die Galaxie vereinende, Punkte.

PS: Entgegen der Frage nach dem „Ende“ stellt sich mir storytechnisch eine andere Frage, nämlich: Wozu zum Geier wollten die Reaper am Ende von „Mass Effect 2“ einen menschlichen Reaper bauen? Völlig für den Hugo.

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