Mass Effect (Game-Review)

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Die Erde ist nicht der einzig bewohnte Planet im Universum. Im Gegenteil – er ist nur einer der letzten, der erkennt, dass „da draußen“ noch viel mehr ist. Verschiedene Rassen reisen seit Jahrzehnten mit so genannten „Masse Portalen“ durch die Galaxie, bekriegen sich, freunden sich an und mischen sich kurz gesagt, bunt zusammen.

Dass diese Menge an verschiedenen Rassen natürlich auch jemanden braucht, der ein wenig guckt, das alles in geregelten Bahnen verläuft, ist klar. Dafür wurde der „Rat“ gegründet, der aus gewählten VertreterInnen der ältesten Rassen besteht. Die Menschheit ist darin nicht vertreten – sie ist noch zu jung, und alle anderen Völker blicken skeptisch auf sie hinab.

Als ein altes Artefakt gefunden wird, und ein Spectre (eine Art Superagent des Rats, der alle Freiheiten hat und sich an keine Gesetze halten muss) verdächtig ist, seine Finger in einer Sache zu haben, welche die Galaxie langsam ins Verderben bringen könnte, wird Commander Shepard der erste menschliche Spectre. Sein Auftrag: Aufzuklären, ob der „Held des Universums“, tatsächlich ein Verräter ist und gleichzeitig zu beweisen, dass die Menschheit bereit ist, in den Rat aufgenommen zu werden …

2007 kam „Mass Effect“ mit einem Knall. Bioware, das legendäre Entwicklerstudio aus Kanada, hat sein eigenes Sci-Fi-Universum erschaffen und ein Rollenspiel veröffentlicht, welches viele Qualitäten mit seinem Fantasy-Pendant „Dragon Age“ teilt, aber doch noch ein paar Schäufelchen in punkto Action und Inszenierung drauflegen kann, auch wenn manche Teile ziemlich gleich sind.

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So ist es zum Bespiel von Anfang an klar, dass man einen Menschen spielt (hallo, „Dragon Age II“) und es steht nur die Auswahl zwischen Männlein und Weiblein, sowie der Charakterklasse (Soldat, etc) zur Verfügung. So weit, so Standard. Was super ist (und auch neu) ist das Dialograd – im Grunde genommen nichts anderes als normale Multiple Choice-Dialoge, die allerdings mit netten Zeichen in der Mitte des Rads zeigen, welche Art von Antwort (wütend, nett, etc) das wird. Für gute Taten gibt es „gute Punkte (Paragon)“ und für böse Taten, eben „böse Punkte (Renegade)“. Was in manchen Dialogen wiederum andere Optionen freischaltet oder auch hin und wieder Aktionen ermöglicht, die eben nur jemand auf der einen oder anderen Seite des Spektrums auslösen kann. Ein klassisches „ich bleibe in der der Mitte und halte mir alle Optionen offen“-Spiel ist damit eigentlich so ziemlich die schlechteste Variante.

Was wirklich grandios gelungen ist, ist die cinematische Einführung in die Spielwelt und die Konfrontation mit eurem Charakter (den ihr optisch zusammenbauen dürft wie ihr wollt), der sofort in ein längeres Gespräch verwickelt und dann in die Schlacht geworfen wird, um eben ein Artefakt zu bergen. Die verschiedenen Rassen sind von Anfang an dabei – und die Vorbehalte gegenüber den Menschen oder umgekehrt, jene der Menschen gegen die anderen Rassen, sind sofort greifbar.

Während ihr also mit der Normandy (später euer Raumschiff) durch die Galaxien flitzt, Hinweisen nachgeht, Kolonien rettet, Forschungsgipfel erklimmt, ganze Rassen vor dem Aussterben rettet (oder es verursacht) bis zur Entdeckung, dass es da eine ganz alte Rasse namens „Protheaner“ gab, welche das Universum vor so etwas wie „Reapern“ gewarnt hat (die alle 50.000 Jahr alles Leben auslöschen („reaping“) um danach wieder von vorne zu beginnen), trefft ihr auf viele verschiedene Völker, die alle bereits ihren Platz in der intergalaktischen Zivilisation gefunden haben. Angefangen beim Nomadenvolk namens „Quarianer“, die in einer „Schrotthalde“ von Raumschiffen von A nach B fliegen, und nirgends gewünscht werden, über das Volk der Kroganer, das nur aus KriegerInnen besteht und deren größter Wunsch es war, die Welten zu unterwerfen (was ihnen sowas wie eine gesamtgesellschaftliche Zwangssterilisation eingebracht hat), bis hin zu den alten und weisen Völkern ist alles dabei.

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Natürlich gewinnt ihr im Laufe der Zeit auch Verbündete, die euch begleiten und zu all dem rund um euch herum auch klare Vorstellungen, Einstellungen und Meinungen haben – so etwa der Turianer Garrus, der einen sehr stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat, oder die Quarianerin Tali, welche nicht gewohnt ist, dass in der Welt da draußen jemand für sie Partei ergreift (und einfach eine verdammt liebenswerte Person ist), genau wie die Wissenschaftlerin Liara, der Krieger Wrex und die beiden Erdensoldaten Kaidan und Ashley.

Wer von diesen das Spiel überlebt liegt zum Teil an euch und streckenweise verlangt euch Bioware schon hammerharte Entscheidungen ab, wenn ihr zwischen zwei Fronten steht – an beiden Ende eure Verbündeten Hilfe brauchen, ihr aber nur eine Seite davon unterstützen könnt. Oder ein Gespräch mit einem Charakter, das in einem Streit mündet, Waffen gezogen werden und es, wenn es hart auf hart kommt, schon passieren kann, dass ihr den Kerl erschießt, oder – was wirklich hundsgemein ist – eure rassistische Kollegin, die ja fast nur auf einen Grund dafür gewartet hat, den Typen von hinten niederknallen darf.

Wie immer ihr durch die Welt marschiert, die Leute werden auf euch reagieren und die Story nimmt in ihrem Lauf immer mehr an Fahrt auf. Ihr besucht fremde Planeten, stellt euch fremden Völkern und habt durch euren Status als „Spectre“ natürlich auch die Option, euch über Gesetze hinweg zu setzen. Aber die anderen Völker behalten euch im Auge – ihr seid nicht nur ihr selbst, ihr seid auch die Vertretung der Menschheit. Was immer ihr tut und vor allem wie ihr es tut, fällt auf die gesamte Menschheit zurück.

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Da „Mass Effect“ von Anfang an als Trilogie ausgelegt war, war es schon interessant zu sehen, wie gut Bioware es schafft, den ersten Teil als a) Einstieg in das Universum zu präsentieren und b) dennoch eine ganze in sich geschlossene Geschichte zu erzählen.

Beides haben sie mit Glanz und Glorie geschafft. Das Universum von „Mass Effect“ ist faszinierend, die Charaktere super ausgearbeitet und bleiben gut im Gedächtnis hängen. Noch dazu bietet „Mass Effect“ ein Finale, das viele Filme wohl nicht zustande bringen. Action, Drama, große Entscheidungen und die Frage nach der Loyalität (wem gegenüber?) stellen sich bis zum Ende.

Um es zusammenzufasssen: Der Einstieg ist für alle, die mit Sci-Fi und Rollenspiel (das allerdings klar action-orientiert ist, so wird zB aus einer Schulterperspektive gekämpft) etwas anfangen können eine definitive Empfehlung. In dieses Universum (und seine Figuren) kann man sich nur verlieben. So ist „Mass Effect“ tatsächlich das Sci-Fi-Pendat von „Dragon Age“, da das ganze erdachte Universum nur so von Hintergrundgeschichten sprüht und alle Völker, sowie deren Ansichten übereinandern wirklich super ausgearbeitet sind und es mühelos schafft SpielerInnen dasd Gefühl zu geben, dass da wirklich eine offene Welt vor ihnen liegt, die es schon lange vor ihnen gab und (hoffentlich) auch nach ihnen weiter exisitieren wird.

„Mass Effect“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, das Universum der Bioware-Spiele auch auf Sci-Fi ausgedehnte, Punkte.

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