Mass Effect 2 (Game-Review)

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Die Citadel ist gerettet und die Bedrohung durch die Reaper zumindest für den Moment abgewendet. Shepard ist der Held der Menschheit und alles ist eitel Wonne und Sonnenschein. Natürlich nicht. Auf einer regulären Erkundungsmission wird die Normandy von einem seltsamen Raumschiff angegriffen und trotz der tollen Flugleistung(en) vom Piloten Joker in ihre Bestandteile zerlegt. Commander Shepard … stirbt dabei.

Lange Zeit später. Shepard erwacht zum Leben. Er wurde rekonstruiert. Sein Leichnam wurde gefunden, aufbewahrt, von den Medizinern der Gruppe „Cerberus“ wieder zusammengeflickt und alles in allem eigentlich recht gut behandelt. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut den Commander wieder ins Leben zu holen, denn „Cerberus“ (nach allgemeingültiger Definition eigentlich nicht Teil der „Guten“) und der ihnen vorstehende „Illusive Man“ glauben, dass eine große Bedrohnung auf die Galaxie zukommt. Ganze Kolonien verschwinden, als hätten sich die Bewohner in Luft aufgelöst.

„Cerberus“ will, dass Shepard in ihrem Auftrag der Sache nachgeht, denn der Verdacht besteht, dass eine seltsame Alienrasse namens „Collectors“ Menschen entführt, allerdings weiß niemand genau, ob das stimmt und wenn es stimmt, warum sie es tun. Die Vermutung liegt nahe, dass es etwas mit den „Reapers“ zu tun hat, aber niemand will es recht glauben. Also muss Shepard ein Team um sich scharen und der Sache auf den Grund gehen …

2010 kam er – der Nachfolger zu „Mass Effect“ und er begann mit einem Knall. Bereits im Vorfeld wurde in Trailern die Möglichkeit angedeutet, dass Commander Shepard das Spiel nicht überleben würde, aber was dann geschah, dass war wohl einer der imposantesten Einstiege in ein Computerspiel überhaupt. Denn euer Spielcharakter stirbt bereits nach 10 Minuten. Ja. Ihr lest richtig. Euer Charakter stirbt nach 10 Minuten Spielzeit. Aber – und das ist das Grandiose daran – wie zu erwarten war, bleibt er nicht tot, sondern wird wieder zurückgeholt (gerade noch) und die Tatsache, wer ihn zurückgeholt hat, wird das ganze Spiel über thematisiert, denn „Cerberus“ sind alles andere als beliebt. Also muss sich der Held „Shepard“ ein ums anderen Mal dafür rechtfertigen mit ihnen zusammenzuarbeiten.

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Das große Problem, dass sich bei Trilogien immer wieder ergibt, ist die Tatsache, dass Mittelteile immer irgendwie „komisch“ sind, denn einerseits gibt es nicht viel Neues einzuführen, da ja das Problem und die Hürden bereits etabliert sind und andererseits ist klar, dass nichts zum Abschluss gelangt, denn es gibt ja einen dritten Teil. Da ist oftmals ein Durchhänger zu erwarten. Also was tun? Gute Frage. Und Bioware gibt mit „Mass Effect 2“ eine der besten Antworten – und das sage ich völlig ohne Fanboy-Gehabe. Warum?

Zum Einen eröffnet das Spiel die Handlung gleich mal mit einem Knall. Wie viele Spiele gibt es, in denen eure Hauptfigur gleich mal zu Beginn ihr Leben lässt? Nicht allzuviele, dürfte ich meinen. Dann kommt die Dynamik mit Cerberus dazu, die von allen in der Galaxie als rassistische Vereinigung angesehen wird – und gerade die holen euch zurück. Wenn das nicht Zündstoff ist, was dann? Außerdem gibt es eine neue Bedrohung, die zu erforschen ist – was sich aber rasch als neuer Angriff der Reaper herausstellt, da die Offensive im ersten Teil ja nicht funktioniert hat – und die an sich schon mal nicht ohne ist.

Aber – und das ist der große Wurf, der Bioware gelungen ist – der zweite Teil dreht sich zu 100% um die Charaktere, die ihr um euch scharen könnt. Und das sind mehr als in jedem anderen Bioware-Spiel bis dato. Euer Auftrag ist klar: Sucht euch die besten der Besten (die wenigsten davon Menschen) aus der Galaxie, die euch unterstützen können die „Kollektoren“ aufzuhalten, und zwar im Auftrag einer klar rassistisch definierten Gruppierung (deren Ideale ihr hoffentlich nicht teilt, aber ihr habt das gleiche Ziel in diesem Fall und die Jungs haben halt die Ressourcen), was natürlich alle(!) Leute, die ihr rekrutiert so richtig skeptisch ob eurer Motive macht.

Diese Charaktere haben es außerdem ihn sich. Ob es sich nun um den Auftragskiller Thane handelt (der streng gläubig ist), den genialen, aber absolut schrulligen Wissenschaflter Mordin (der auch mal Spion war), den Verbrecher Archangel (der Lynchjustiz praktiziert und auf einem Planeten verfeindete Banden gegeinander ausspielt), die genetisch erweiterte und verbesserte Menschenfrau Miranda (die für Cerberus arbeitet und deren Motive im Unklaren liegen), der Kroganer Grunt (der eigentlich ein Genexperiment war, aber leider nicht so richtig als „Erfolg“ verbucht werden kann), die gefürchtete Killerin Subjekt Zero (auch als Jack bekannt, die niemanden traut und eigentlich die ganze Welt hasst), bis hin zu der Tatsache, dass sich euch im Laufe der Zeit ein Geth (die Feinde aus dem ersten Teil, Maschinenwesen) anschließt, der auf den Namen „Legion“ hört, weil alle Geth eins sind.

Sie alle haben ihre Gründe und Motive euch einerseits zu helfen, aber andererseits auch Cerbereus und/oder die Menschen zu hassen. Je nachdem, ob ihr das Vertrauen besagter Personen gewinnen könnt, wird die finale Mission – eine Suizidmission – gelingen können oder auch nicht. Die Charaktere waren allesamt toll geschrieben, die Missionen super inszeniert und die eine oder andere moralische Entscheidung wurde euch ebenfalls abgerungen.

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Toll auch – wer den Spielstand aus dem ersten Teil importierte, musste mit den Entscheidungen, die er im ersten Teil getroffen hatte, leben. Sollte also zB Wrex den ersten Teil überlebt haben, so trefft ihr ihn wieder und habt schon mal einen Bonus bei ihm, weil er euch vertraut. Wenn er nicht überlebt hat, dann sitzt dort jemand anders an seiner Stelle und die Sache wird ein wenig komplizierter.

Was nicht bei allen gut ankam – die Komplexität des Vorgängers (der an sich schon sehr einsteigerfreundliche war), wurde reduziert, die Rollenspielanteile zurückgeschraubt und das gesamte Gameplay mehr in Richtung Action verschoben. Was zum Szenario passte, wie ich anmerken möchte, aber dennoch war klar: Hier geht es um Actionm, eine coole Story und Entscheidungen (nicht, dass viele davon so richtig ins Gewicht fielen), aber je nachdem, wie ihr euch verhalten habt, konnte es durchaus passieren, dass eure gesamte gesammelte Crew bei der letzten Mission starb. Sogar euer Charakter konnte sterben. Aus Maus. Finito.

Die Story war wieder super inszeniert und wirklich nervig war eigentlich nur das Sammeln von Ressourcen, die ihr brauchtet, um die „Normandy 2“ aufzurüsten, denn wenn ihr das nicht gemacht hattet, dann kam nicht mal die ganze Crew am Beginn der letzten Mission an. Das Ressourcen sammeln war nichts anderes als mit dem Fadenkreuz über Planetenüberflächen zu fahren und zu hoffen, das irgendwann, irgendwo eine Ressource angezeigt wurde. Langweilig, fade und trotzdem wichtig. Das hätte man sicher besser lösen können (deshalb leichte Abzüge in der B-Note).

Nichtsdestotrotz ist „Mass Effect 2“ eines der wenigen Beispiele, die es schaffen, dass der Mittelteil einer Trilogie sich dennoch rund und geschlossen anfühlt, und gleichzeitig verdammt viel Laune und Lust auf den dritten und letzten Teil macht. Grandiose Charaktere reichen in diesem Fall einfach wirklich aus, um ein ganzes Spiel zu füllen.

„Mass Effect 2“ bekommt 9 von 10, die wohl denkwürdigste Crew seit Mass Effect 1 zusammenstellende, Punkte.

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