Wyrmwood – Road of the Dead (Filmkritik)

Barry (Jay Gallagher) ist ein talentierter Mechaniker, der ein friedliches und vor allem normales Leben mit seiner Frau und seiner Tochter führt. Eines Nachts ändert ein Meteorschauer jedoch alles. Ein Großteil der Bevölkerung verwandelt sich in Fleisch fressende Zombies, was dazu führt, dass Barry seine Familie verliert. Zunächst will er auch selbst sterben, doch er nimmt seine ganze Trauer zusammen, wandelt sie in Wut um und macht sich auf die Suche nach seiner Schwester Brooke (Bianca Bradey).

Die wiederum hat ganz eigene Probleme, da sie zwar nicht zu den Infizierten zählt, jedoch scheinbar von der Regierung gefangen genommen wurde und ein ziemlich irrer Wissenschaftler, Experimente an ihr vornimmt. Das Blut eines Zombies injiziert zu bekommen, hat normalerweise sehr eindeutige Konsequenzen, doch Brooke reagiert auf eine ganz eigene Art und Weise, was sowohl ihr als auch Barry´s Schicksal, maßgeblich beeinflussen könnte.

Wyrmwood

Was ist nötig, um bei einem weiteren modernen Beitrag im Genre des Zombiefilms, wo man schon so gut wie alles gesehen hat, nicht sofort „Schon wieder? Wie langweilig!“ zu rufen? Eigentlich „nur“ ein junger Filmemacher, in diesem Fall namens Kiah Roache-Turner, der hier nach zwei Kurzfilmen sein Debüt abliefert und neben der Regie auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, als Cutter und Produzent fungierte, am Produktions- und Sounddesign beteiligt war und zusätzlich noch bei der Kamera und den Spezialeffekten mitgemischt hat.

Ein eindeutiges Herzensprojekt also und alles andere als eine Auftragsarbeit. Natürlich schadet es auch nicht, dass es sich hier um eine australische Produktion handelt, denn amerikanische Beiträge zum Genre, leiden entweder oft an einem zu sauberen Look, oder an einem Overkill an miesen CGI-Effekten. Dass auf dem Cover „Mad Max“ erwähnt wird als Vergleich, der ja ebenfalls aus Australien stammt, finde ich dabei sehr passend. „Wyrmwood“ fühlt sich nämlich durchaus an wie ein Roadmovie, dass seine minimale Handlung dazu benutzt, die Erwartungshaltung des Zuschauers einerseits zu erfüllen und andererseits auch einige frische Ideen hinzu zu mixen.

Vorrangig ist dies ja klar ein Actionabenteuer, dass weniger auf Grusel und mehr auf die unheimliche, stetig aggressive Bedrohung setzt. Funktioniert für mich gekonnt als Hommage an Filme unterschiedlicher Genres, hat gleichzeitig auch eine ironische Note, aber ohne sich selbst dabei nicht mehr ernst zu nehmen. Diese rohe, häufig nahe ans Geschehen zoomende Optik bzw. Kameraführung, ist einfach ziemlich bestechend und einnehmend, so dass man gar nicht darauf kommt viele Fragen zu stellen, sondern sich einfach voll auf das Ganze einlässt. Dabei werden auch keine unnötigen Antworten geliefert, egal ob es darum geht warum Menschen durch Meteoriten zu Zombies werden oder warum an ihnen herum experimentiert (Heilung finden?!) wird.

Elemente wie etwa wenn Brooke bemerkt, dass sie Zombies kontrollieren kann oder als Barry herausfindet, dass mit dem Blut von Zombies Autos angetrieben werden können, lösen dabei nie ein „Was soll das denn jetzt“ Gefühl aus, sondern erzeugen klar ein eindeutiges „Coole Sache“ Feeling. Außerdem gibt dieser leicht grüne Atem, den die Untoten absondern, der Sache einen ganz eigenen Look und erklärt zusätzlich, warum sie je nach Tageszeit, unterschiedlich schnell laufen können. Das alles funktioniert innerhalb dieser Welt sehr gut, ist stimmig und sogar mehr durchdacht, als man es erwarten hätte können angesichts der Handlung.

Wyrmwood The Doc

Das Make-up ist passend, gibt den Zombies einen animalisch wilden Look, der vor allem bei den Close-Ups seine einschüchternde Ausstrahlung nicht verfehlt. Die größtenteils schön handgemachten Effekte, kommen bei den zahlreichen Actionszenen mit einer geballten Ladung von Kopfschüssen zum Einsatz. Dabei wirken die Angriffe schön wuchtig, lassen auch eine gewisse Annäherung an eine Videospiel-Ästhetik nicht aus und sorgen sowohl bei den Hauptfiguren als auch bei den Zuschauern, für ständigen Adrenalinschub.

Eine echte Entdeckung ist Bianca Bradey (Turbines) als Brooke, die sehr tough rüberkommt und sexy ist, ohne es absichtlich sein zu wollen. Ihre Szenen im Lastwagen, in denen sie von einem irre aufspielenden Berynn Schwerdt als Doktor gequält wird, sind sehr intensiv und entfalten eine hypnotische Wirkung. Und wie dann die Zombies auf ihre Kräfte reagieren hat etwas von Bienendrohnen, die alles für ihre Königin tun würden. Fast schon liebenswert, wenn es nicht so brutal wäre. Wenn Brooke ihr siegessicheres Grinsen auflegt und ihren kämpferischen Blick, dann sollte man sich lieber nicht mit ihr anlegen, soviel steht fest.

Auch Jay Gallagher als Barry, der gleichzeitig auch Casting-Director beim Film war, war bisher ein Unbekannter für mich. Diese Art, wie er aus seiner Verzweiflung heraus Stärke zieht und auch in lebensbedrohlichen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt – wenn er nicht wahlweise völlig ausflippt – liegt ihm sehr gut. Scheint ein Vorteil zu sein, wenn man als Hauptdarsteller seine Mitspieler aussucht, denn die Chemie zwischen ihm und seinen Kollegen ist klar vorhanden und keiner vergisst auf die oft auch tragischen Komponenten ihrer Figuren, die man innerhalb des ganzen Wahnsinns, leicht auch vernachlässigen hätte können.

Insgesamt daher ein unheimlich starkes Debüt von Kiah Roache-Turner, dass für Genre-Fans sich erstaunlich frisch anfühlendes Futter bietet und am Ende fast nach einer Fortsetzung schreit, die es angeblich mit dem gleichen Team auch geben wird (hoffe nur, die können die Qualität halten). Nur wer Spannung durch subtilen Grusel sucht, ist hier völlig falsch, für alle anderen gilt: Schutzausrüstung anlegen, dabei auf die Trink-Öffnung für Bierdosen nicht vergessen, die Shotgun bereitlegen und den irren Trip in vollen Zügen geniessen. Das Zombie-Genre ist tot? Nein, es ist untot! Sorry, aber das musste jetzt einfach genau so gesagt werden.

„Wyrmwood“ bekommt von mir 8,5/10 mit speziell vollgetankten Autos, der Apokalypse entgegen rasende Empfehlungspunkte.

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