The Man from Earth (Filmkritik)

Geschichtsprofessor John Oldman (David Lee Smith) hat vor, nach 10 Jahren heimlich die Stadt zu verlassen. Doch er hat die Rechnung ohne seine Kollegen gemacht, die erscheinen nämlich uneingeladen zu einer kleinen Abschiedsparty. Als seine ehemaligen Kumpels nach den Gründen für seine mehr als überstürzt scheinende Abreise fragen, will er erst nicht recht mit der Sprache heraus rücken. Doch als die anderen keine Ruhe geben, beginnt er eine wahrlich fantastisch anmutende Geschichte zu erzählen.

Was wäre, wenn es einen Menschen gäbe, der schon seit der Zeit der Höhlenmenschen lebt und somit inzwischen 14.000 Jahre alt ist? Der alle anderen überlebt hat, die er jemals kennen lernte und noch immer so aussieht, als wäre er keinen Tag älter als 35? Seine Zuhörer werden in seinen Bann gezogen und wissen nicht was sie glauben sollen. Ist er verrückt, oder ist an der unwahrscheinlich klingenden Geschichte etwas Wahres dran?

The Man from Earth

Dieser Film hat mich wirklich zu überraschen gewusst. „The Man from Earth“ trumpft weder mit sonderlich bekannten Schauspielern, noch mit teuren Special-Effects auf. Es wurde die (vielleicht) wahre Geschichte eines 14 000 Jahre alten Menschen erzählt, der eigentlich alle Zeitalter der Menschen und deren Entwicklung miterlebt hat.

Hauptcharakter John Oldman erzählt von florierenden Zeitaltern und von Künstlern mit denen er (angeblich) zu Abend gesessen hat, von der Wahrheit über die Bibel und all das, ohne einen wirklichen visuellen Rückblick zu bieten. Da wird nicht anschaulich ein Höhlenmensch gezeigt, denn wenn man sich hin die Erzählung von Oldman hineinversetzt, entstehen die passenden Bilder vor dem eigenen geistigen Auge. Man wird förmlich in die damalige Zeit gesogen und all das ohne die sonst so übliche Effekt-Hascherei, die heute oft bei Mainstream-Filmen so üblich ist, wenngleich es natürlich auch hier Ausnahmen gibt. Doch in „The Man from Earth“ hat man sich auf das Wesentliche konzentriert – eine Geschichte zu erzählen, und zwar ohne irgendwelche der Tricks, die heute verwendet werden um seichte Drehbücher dahinter zu verstecken.

David Lee Smith spielt John Oldman. Man kennt ihn wohl am ehesten als IAB Sergeant Rick Stetler aus „CSI Miami“. Er versteht es fantastisch, den Zuseher mit seinen Erzählungen fast in den Film mit einzubeziehen. Man fühlt sich, als ob man selbst Gast dieser Party wäre. Man ist ständig hin und her gerissen zwischen dem Gefühl, dass er einem einen Streich spielt, dass er den Verstand verloren hat, oder tatsächlich die Wahrheit erzählt. An seiner Seite spielen zum Beispiel die fantastische Ellen Craw, die vielen von uns durch ihre langjährige Mitarbeit in „Emergency Room“ ein Begriff sein dürfte. Sie spielt die sehr bibelfeste Edith, deren Glauben in den Grundfesten zu erschüttert werden droht.

Tony Todd (The Rock – Fels der Entscheidung) – der wohl in so ziemlich jeder Serie die es so gibt mitgespielt zu haben scheint, aber vor allem wegen seiner Rolle in „Final Destination“ bekannt sein dürfte, spielt Dan. Er scheint sich als einziger der Gruppe wirklich in die Geschichte ein Stück weit hinein zu steigern, wirkt aber trotzdem sehr zurückhaltend.

John Billingsley (Dollhouse, The Mentalist, True Blood, Masters of Sex…)spielt Harry, der anfangs eher vom guten Whiskey begeistert ist. William Cutt spielt Art, der je weiter der Film geht immer mehr glaubt, dass der gute John seinen Verstand verloren hat und wohl eher ins Irrenhaus als in die weite Welt gehöre. Natürlich darf auch Richard Riehle nicht vergessen werden, der den übergewichtigen Psychologen Dr. Will Gruber spielt.

Regie führte Richard Schenkman, der hier das letzte Drehbuch des mittlerweile verstorbenen Jermone Bixby auf die Leinwand bannte. Er filmte den kompletten Film mit 2 Camcordern, was auch den ein wenig verstaubten Eindruck der Bildqualität erklärt. Er shootete hier mit einem Budget von etwa 200 000 Dollar – also eine wirkliche Low-Budget Produktion. Auf das Konto von Jerome Bixby gehen einige Star-Trek Folgen und auch einige Folgen von „Twilight Zone“. Dem mittlerweile verstorbenen Bixby ist mit diesem Film ein wirkliches Meisterwerk gelungen und er hat sich mit seiner letzten Arbeit wirklich grandios verabschiedet. Es wird sogar erzählt, dass Bixby seinem eigenen Sohn das Drehbuch noch auf dem Totenbett zu Ende diktiert haben soll.

Bekannt wurde der Film erst durch die User der Download-Plattform BitTorrent, die den Film online stellten. Natürlich ohne vorherige Erlaubnis, aber dadurch erlangte der Film einen Ruhm, der nicht zu erwarten war und schließlich bedankte sich der Produzent des Films Eric D. Wilkinson sogar, allerdings rief er auch dazu auf, den Film legal zu erwerben.

Abschließend kann ich nur sagen, dass mich der Film unerwartet berührt und überrascht hat, und da ich schon ein wenig abgebrüht bin, schafft ein Film das nicht so schnell. Dieser Film ist ein echtes Schmankerl und ist es definitiv wert knapp 90 Minuten seiner Zeit zu investieren.

Von mir bekommt der Film 8/10 Geschichten erzählende Empfehlungspunkte.

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