Mit Lou Bloom’s (Jake Gyllenhaal) Traumjob will es nicht so richtig klappen, weswegen er sich mit kleinen Diebstählen über Wasser hält. Als er trotz seiner intensiven Jobsuche erfolglos ist, ist er so verzweifelt, dass er, bewaffnet mit einer Kamera, als freier Reporter Bilder von Unfällen, Verbrechen und Mord an TV-Sender verkauft. Nachdem seine Beiträge bei der Chefredakteurin Nina (Rene Russo) gut ankommen, sucht er immer weiter nach sensationellen und schonungslosen Bildmaterial, bei dem niemand wegsehen kann. Denn, Chaos und menschliches Leid können in bare Münze umgerechnet werden.
Irgendwie hat es Jake Gyllenhaal, obwohl er regelmäßig auf der großen Leinwand zu sehen ist, vermieden, ein wirklich großer Star zu werden und das, obwohl er doch mit Filmen wie „Prince of Persia“, „Jarhead“, „Donnie Darko“ und Brokeback Mountain“ so ziemlich jedes Genre bedient hat. In seinem neuesten Film, stellt er einen sogenannten Ambulance-Chacer dar, der für gute Bilder vom Leid anderer Menschen voll abcasht. Simpel gesagt, sterbende Menschen sind nichts weiter als Quote für die Fernsehsender und Geld für Lou Bloom.
„Nightcrawler“ ist das Regie-Debut von Dan Gilroy, der bisher Drehbücher schrieb, wie etwa für „The Bourne Legacy“ und auch hier nebenbei noch das Drehbuch für sein Erstlings-Werk schrieb. Gemeinsam mit seinen zwei Brüdern Tony (Produzent) und John (Editing), schafft er es mit Louis Bloom eine faszinierende Hauptfigur zu schaffen, bei der man sich als Zuseher sehr lange fragt, was Bloom als Charakter ausmacht, wie er tickt und wie er es schafft, sich wie ein Chamäleon immer wieder aufs Neue an eine Situation anzupassen. Gleichzeitig schafft Gilroy es, ein Statement über die Sensations-Geilheit vieler Menschen zu machen, bei denen er die Gier nach dem Leid der Anderen als etwas verwerfens wertes darstellt.
Die Nightcrawler, wie die Sensations-Reporter auf der Suche nach den nächsten Bildern heißen und die Nachrichten-Macher, wirken leider erschreckend authentisch und man kann sich gut vorstellen, dass es in Amerika wirklich so zugeht. Es ist dann aber erschreckend wie gut sich Soziopath Bloom in dieses Metier hinein findet, ja dort sogar hinein passt.
Unter anderem durch die atmosphärischen Bilder des nächtlichen Los Angeles von Kamera-Mann Robert Elswitt (Michael Clayton) entstand an nur 25 Drehtagen bzw. L.A.-Nächten und mit niedrigem Budget (8,5 Millionen Dollar) ein packendes Stück Film. Durch das Stilmittel der voyeuristischen Perspektive wird man auch als Zuschauer förmlich in die diversen Tatorte hineingesogen, ja man kriecht förmlich über die Tatorte. Da scheint es beinahe als logischer Schritt, dass Bloom diese schließlich für seine Zwecke zu manipulieren beginnt.
Jake Gyllenhaal (Prisoners) schafft hier eine absolute Gratwanderung, denn leicht hätte seine Darstellung von Bloom zu einer Karikatur verkommen können. Für diese Rolle hat er hart trainiert und gehungert, wie man unschwer erkennen kann und man findet diesen Hunger in den Augen von Bloom wieder. Hunger nach Erfolg, Hunger nach Anerkennung, Hunger nach mehr treibt Lou an, der bei seinem Weg nach oben keine Rücksicht auf Verluste nimmt und scheinbare Freunde schon mal ans Messer liefert. Er lebt den amerikanischen Traum, aber indem er das Leben der Menschen um ihn herum zu Albtraum gemacht hat. Doch Bloom kann auch ausgesprochen witzig sein, etwas dass ihn davor bewahrt als totales Monster da zu stehen.
Rene Russo (Thor – The Dark Kingdom), übrigens die Ehefrau von Dan Gilroy, spielt die TV-Produzentin, die ebenso wie Lou nur wenig Skrupel kennt. Sie kämpft um einen neuen Vertrag und wird von Bloom schamlos ausgenutzt, zuerst nur finanziell und schließlich nötigt er sie auch zum Sex. Russo schafft es exzellent die Frau, die zwischen Dominanz und Verunsicherung schwankt, darzustellen.
Fazit: Ein Film der der Sensationsgier der Medien den Spiegel vor hält und gekonnt einen Mann porträtiert, der sich letzten Endes nicht mehr damit zufrieden geben kann, Tatorte nur zu filmen.
Dieser Film bekommt von mir 8/10 in Szene gesetzte Punkte.