Die Menschheit hat versucht der globalen Erwärmung mittels des Einsatzes von CW7 Herr zu werden und dabei die nächste Eiszeit ausgelöst, die beinahe alles Leben auf der Erde ausgelöscht hat. Die verbleibenden Überlebenden leben in einem gigantischen Zug, der Snowpiercer genannt wird, und der seine Bahnen um die Erde zieht.
Die Gesellschaft an Bord des Zugs ist in Klassen eingeteilt, wobei die Reichen die vorderen und die Armen die hinteren Wagons bewohnen. Siebzehn Jahre nach Ausbruch der Eiszeit bereiten die Bewohner der hinteren Abteile den Aufstand vor.
Die Geschichte zu diesem Film basiert auf den französischen Comics Schneekreuzer (Originaltitel: Le Transperceneige) von Jacques Lob. Entdeckt wurde sie vom Südkoreaner Joon-ho Bong in einem Comic-Buchladen wo er die gesamte Reihe an Ort und Stelle durchgelesen hat. Fasziniert von der Geschichte und der darin beschriebenen Klassengesellschaft hat Bong sie seinem Freund Park Chan-wook gezeigt, dessen Firma die Verfilmungsrechte für Bong gesichert hat.
Etwas das bei diesem Film bei näherer Betrachtung auffällt ist die Nähe zum Ausgangsmaterial, auch wenn dies sowohl positive als auch negative Auswirkungen hat. Zum einen wirkt die Geschichte frisch und kreativ leidet aber auch unter den Problemen, den die Portierung in die reale Welt mit sich bringt. Während ich mir noch einreden lasse, dass das Eis vom Antrieb in Trinkwasser umgewandelt wird, wirken andere Aspekte ausgesprochen surreal.
Das beginnt bei der Innenausstattung gewisser Zugabteile und endet bei der Tatsache, dass gewisse Elemente des Zugs (unter anderem auch die Gleise) offenbar keine Wartung brauchen. Wobei man „Snowpiercer“ zu Gute halten sollte, dass es kleinlich wäre in einer Zeit in der sich Filmhelden mit Göttern messen (ja ich meine euch „The Avengers„) auf solchen Kleinigkeiten herum zu reiten.
Bong nimmt sich dieses Umstandes an, erklärt im Wesentlichen gerade so viel damit der Zuschauer eine konkrete Vorstellung hat in welcher Situation sich die Protagonisten befinden, und inszeniert seine Geschichte absichtlich surrealistisch, in etwa wie einen Fantasy-Film. In dieser Welt ist das Lebens eines Bewohners der hinteren Abteile nicht viel wert während sich die quasi reichen Bewohner der vorderen Abteile nehmen was sie haben wollen und im Luxus leben.
Zu Beginn wird der Zuschauer in das Leben (soweit man es Leben nennen kann) der Bewohner der hinteren Abteile eingeführt. Diese Menschen, die scheinbar nur den Zweck haben den privilegierten Fahrgästen ein schönes Leben zu ermöglichen, müssen wie die Tiere hausen. Dieser Umstand wird spätestens dann bewusst, wenn zu einem späteren Zeitpunkt die vorderen Abteilungen gezeigt werden die durch ihre schon beinahe surreal luxuriöse Innenausstattung glänzen.
Dabei ist Widerstand von Seiten der nicht privilegierten, armen Menschen nicht gerne gesehen und wird mit rigorosen Bestrafungen geahndet. Die Behauptung Bong hätte die Zweiklassengesellschaft hier zum Thema gemacht kann also klar als Untertreibung angesehen werden. Etwas das den Film aufwertet ist sein erstklassiger Cast.
Chris Evans (Captain America 2) als Curtis führt den Aufstand an und ist daher auch der zentrale Mittelpunkt des Films. Evans kann hier nach Filmen wie „Puncture“ beweisen, dass er auch abseits des Marvel-Filmuniversums ein extrem talentierter Schauspieler ist und verleiht seiner Rolle eine unglaubliche emotionale Schwere und innere Zerrissenheit und dennoch fühlt man sich mit Curtis verbunden.
Insgeheim hoffe ich ja, dass Evans seine Pläne, die Schauspielerei an den Nagel zu hängen um sich vermehrt der Regie zu widmen, wieder verwirft. In weiteren Rollen finden sich Jamie Bell (Filth), Tilda Swinton (We Need To Talk About Kevin), John Hurt (Immortals) und Ed Harris (Man on a Ledge) wobei alle ihre Sache so gut machen wie schon lange nicht mehr.
Alles in allem ist „Snowpiercer“ ein gelungener Film dem es nicht vollständig gelingt seine auf einem Comic basierende fantastische Welt elegant mit seiner intelligenten und gesellschaftskritischen Geschichte zu kombinieren. Die Schauspieler sind erstklassig wobei vor allem Chris Evans mit seinem Können überzeugt.
Der Film „Snowpiercer“ bekommt 7/10 durch Eis und Schnee pflügende Empfehlungspunkte.