The Butler (Filmkritik)

Der Butler im Weißen Haus, der die Welt verändert hat. Geboren auf Baumwollfeldern, wurder er oberster Butler – hat mehrere Präsidenten kommen und gehen gesehen und während er immerzu aufmerksam, fleißig und pflichtbewusst war, hat er so die Welt verändert, denn durch ihn haben sich die Rechte der schwarzen Bevölkerung in Amerika zum Positiven verändert.

Sein Sohn allerdings, ist ein Revolutionär, der bei so ziemlich allen Protestaktionen der dunkelhäutigen Bevölkerung Amerikas dabei ist. Probleme sind vorprogrammiert.

The Butler

Cecil Gaines ist ein afroamerikanischer Mitbürger. Er wird Butler. Im Weißen Haus. Während Präsidenten kommen und gehen heiratet er, bekommt Kinder und lebt sein Leben in stiller Demut vor dem Glück, das er hat. Das ist die wahre Geschichte des Butlers, die mit diesem Film so gut wie nichts zu tun hat. Lee Daniels („Precious“) hat diesen Film basierend auf einem Drehbuch gemacht, das aufgrund eines Zeitungsartikels(!) entstanden ist. Der Teil, den ich in dem Satz vorhin zusammengefasst habe, ist auch so ziemlich er einzige Teil des Films, der stimmt. Denn die Geschichte der Vereinigten Staaten beeinflusst der Butler im Film – Hand aufs Herz – nicht die Bohne.

Ein drei Sätze langes Gespräch mit Nixon? Ein kurzer Plausch mit Kennedy? Ein Moment mit Nancy Reagan? Okay, alles da. Aber nichts davon auch nur irgendwie wichtig, auch wenn es für den Film so dargestellt wird, als hätte die „Zuverlässigkeit“ und die „Aufrichtigkeit“ des Butlers die Welt verändert. Als ich aus dem Kino kam war ich beeindruckt, denn der Film ist voll von starken Performances – von Forest Whitaker und Oprah Winfrey als seine Frau mal abgesehen, geben sich hier auch sonst extrem viele bekannte Gesichter die Klinke in die Hand.

Anfangen bei Robin Williams, über John Cusak, Liev Schreiber, Lenny Kravitz, Mariah Carey, Vanessa Redgrave, Jane Fonda, Cuba Gooding jr bis hin zu James Dument und viele weitere geben sich ein kurzes, aber prägnantes Stelldichein. Ich bin beeindruckt, wie viele Leute hier offensichtlich daran teilgenommen haben. Und der Film ist emotional total gut erzählt – teilweise sehr kitschig, ohne Frage, aber dennoch sehr berührend.

Wirklich toll sind die Kontraste, die Lee Daniels in den Handlungssträngen setzen kann – da haben wir auf der einen Seite den stillen, angepassten Butler Cecil und auf der anderen Seite seinen aufbrausenden und aktiven Sohn Louis (gespielt von David Oyelowo). Extrem gut gelungen war zum Beispiel eine Sequenz, die einerseits das stilvolle Diner im Weißen Haus darstellt und dazwischen geschnitten immer wieder Momente einer Protestaktion von Louis, bei der er und seine Freunde im „weißen“ Bereich eines Lokals sitzen und beschimpft, bespukt und misshandelt werden. Der Kontrast wirkt definitiv. Die Szene war sehr eindringlich.

Ich war tatsächlich sehr berührt, als ich aus dem Kino kam, auch wenn trotz der gut zwei Stunden Laufzeit mir ein paar Sachen einfach zu schnell gingen – gerade die Präsidenten huschen nur so durch die Handlung und sind sogar eher Nebensache (Kennedy mal ausgenommen, oder besser … seine Ermordung). Der Grund, weshalb ich „The Butler“ absolut sehenswert fand, war aber meine Erwartungshaltung als „Familiengeschichte“. Denn genau das ist es – es ist die Geschichte eines fiktiven Butlers im Weißen Haus, der die Stationen der Nation vom „Nigger“-Staat hin zum ersten schwarzen Präsidenten im Weißen Haus miterlebt. Punktum. Das ist der Film.

Der Film selbst wird allerdings so vermarktet, als wäre Cecil Gaines ein Held – was er für mich im Film nicht ist. Er ist einfach da und die Geschichte hätte sich ohne ihn genaus entwickelt – zumal sich die meisten persönlichen Dialoge zwischen Cecil und den Präsidenten nur durch Dinge ergeben, die Louis macht (den es im „echten“ Leben nicht mal gab). Das hat mir viele Teile des Films versaut. Meine Begleiter meinten auch, dass sie den Patriotisums des Films nur schwer ausgehalten haben, denn es wird schon sehr darauf geachtet zu zeigen, was für eine große Nation Amerika doch ist, das dies alles möglich war.

Um nicht missverstanden zu werden: Der Weg, den diese Nation hinter sich hat ist beeindruckend, keine Frage, aber da hätte sich auch subtiler in den Film einbauen lassen.

Wer sich also eine „Wahre Geschichte“ erwartet – großen Bogen um den Film machen. Der hat mit Tatsachen genauso viel zu tun, wie Emmerichs „The Patriot“ (mit Mel Gibson) – die Eckdaten stimmen zwar, aber der Rest ist Fiktion.

Als fiktive Familiengeschichte vor dem Hintergrund der großen Veränderungen in Amerika ist der Film toll – die Szene, in welcher Gloria Louis aus dem Haus wirft, weil dieser ihren Mann „just a butler“ nennt ist für mich immer noch ein Höhepunkt im Film, da an dieser Stelle emotional bei allen AkteurInnen sehr viel passiert.

Alles in allem ist „The Butler“ also ein nettes Märchen von Amerikanern für AmerikanerInnen und alle, die mal wieder eine „American Dream comes true“-Geschichte hören wollen, bei welcher halt das Stubenmädchen mit einem Butler getauscht wurde.

Ich gebe dem Film 5,5 von 10 möglichen, ein emotionales Märchen mit tollen Darstellerinnen bietende, Punkte.
(Menschen, die bei einem „Inspired by true events“ nicht viel Wert auf die „true“-Heit der Events legen, dürfen 3 Punkte drauflegen).

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