New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde (Filmkritik)

Bella Swan (Kristen Stewart), ist 18 Jahre alt geworden und hegt nach wie vor die Hoffnung, eines Tages von ihrer großen Liebe Edward Cullen (Robert Pattinson) zum Vampir gemacht zu werden. Doch Edward weigert sich. Als ihm klar wird, dass er durch seine Anwesenheit eine Gefahr für Bella ist, will er ihr fern bleiben. Bella hat für diese Entscheidung erwartungsgemäß wenig Verständnis und fällt in eine tiefe Depression, von der sie sich Monate lang nicht erholt. Erst durch ihre Freundschaft zu Jacob Black (Taylor Lautner) vom Stamm der Quileute findet sie wieder Halt. Doch auch Jacob hat ein Geheimnis….

New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde

The Vamps are back in Town!!! Dass Vampire wieder salonfähig sind, wissen wir ja spätestens seit dem ersten „Twilight“-Film, der zwar das Genre nicht neu erfand, aber ein wahrer Kassenschlager wurde und vor allem weibliche Teenies scharenweise in die Kino lockte.

Summit Entertainment sicherte sich die Rechte nach dem Erfolg von „Bis(s) zum Morgengrauen“ (das Genie, dem wir diesen Titel zu verdanken haben, möchte ich gerne in die Finger bekommen) logischerweise die Rechte an den weiteren Twilight-Büchern. „New Moon“ konnte die Zahlen seines Vorgängers leicht toppen und spielte bei einem Budget von 50 Millionen Dollar weltweit über 700 Millionen ein. Stephenie Meyer schrieb das Buch 2006 und setzte so die Geschichte des Liebespärchens fort. Nachdem sie Vampire und ihre Eigenheiten ausreichend etabliert (und lächerlich gemacht) hat, stellt sie hier Werwölfe vor und gibt dem Mythos rund um die Lykaner einen fragwürdigen und wenig vorteilhaften Spin, der den pelzigen Wesen doch einiges an Männlichkeit nimmt, um nicht zu sagen, dass sie hier ohne Betäubung kastriert wurden. Wenn man sie dann zu ersten Mal zu sehen bekommt, fällt einem das ernst bleiben gleich doppelt schwer.

Die Story: Bella ist die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Da ist sie doch tatsächlich 18 geworden und das obwohl sie mit einem Vampir rum macht. Edward, der ewig 17-jährige hat im Gegensatz zu Bella kein Problem mit einer „älteren“ Frau und schmeißt ihr gemeinsam mit dem restlichen Cullen-Clan eine Geburtstagsfeier. Alles läuft okay, selbst Bella scheint ihr übliches, stammelndes Selbst zu sein. Als sie schließlich ihre Geschenke auspackt, schneidet sie sich mit Geschenkpapier in den Finger. Das bisschen Blut sorgt dafür, dass Bella von Edwards Adoptivbruder mit dem Abendessen verwechselt wird und nur knapp dessen spitzen Beißerchen entkommt.

Die Folge? Der ach so verliebte Edward verlässt Bella und Forks, natürlich nur zum Schutz der Ersteren. Aber er geht nicht ohne vorher seiner ach so großen Liebe einen ordentlichen verbalen Dämpfer zu verpassen, der die 18-jährige in eine tiefe Depression stürzt. Erst die Freundschaft mit Jacob holt sie aus ihrem Loch. Als sie kurz vor einem Unfall eine Vision von Edward hat, macht sie was Jeder an ihrer Stelle tun würde. Sie sucht einen Psychiater auf, der ihr eine Auswahl an bunten Pillen verschreibt.

Nein, natürlich ist dem nicht so. Bella wird zu einem wahren Thrill-Junkie und riskiert gleich mehrere Male ihr Leben, nur um eine Vision ihres Verflossenen zu sehen. Deswegen von einer Klippe springend, glaubt Edward, dank einer Verkettung von Fehlinformationen, dass seine „wahre“ Liebe tot ist und will sich wohl aus Solidarität selber ums Eck bringen und zwar indem er sich im Sonnenlicht als Vampir enttarnt und danach von den obersten Vampir-Anführern töten lässt. Offenbar ist Suizid als Vampir nicht ganz so einfach. Wird Bella es schaffen den Kerl, der sie so rüde verlassen hat, zu retten? Ist er es überhaupt wert? We will see.

Ganz nebenbei stolpert sie noch über ein supergeheimes (!) Geheimnis. Die Quileute-Indianer und somit auch Jacob wurden durch die Präsenz der Cullens zu Werwölfen, die natürlich alle wie muskelbepackte Unterwäschemodels aussehen.

Kristen Stewart (Snow White and the Huntsman) als Bella mimt hier ihr übliches, desinteressiertes Selbst, dass von ihrer Umwelt wenig beeindruckt scheint. Als sich vor ihren Augen Jacob in einen Werwolf verwandelt, entlockt ihr das kaum mehr als ein müdes Gähnen, wo Leute mit gesundem Menschenverstand um ihr Leben laufen und schreien würden. Den Mund kann sie noch immer nicht schließen und wenn er sich zum sprechen auch noch bewegt, ist es einfach anstrengend, ihr zuzuhören.

Robert Pattinson (Water for Elephants) ist storybedingt über weite Teile des Films abwesend, aber wenn er zu sehen ist, wirkt er ungefähr so enthusiastisch, wie seine damalige Freundin Kristen Stewart.

So überlässt er das Feld Taylor Lautner (Atemlos), der für den Film ordentlich Gewichte gestemmt hat und nun ein ordentliches Six-Pack für seine Mühe vorzuweisen hat – alles zur Freude der weiblichen Zuseher. Auch er hat eine eher begrenzte darstellerische Leistung, wobei er hier eh in bester Gesellschaft ist.

Genial anzusehen ist unter anderem Martin Sheen (Masters of Sex) als Aro, der Anführer der Volturi, der sich anscheinend bei den Dreharbeiten so richtig amüsierte und schauspielerisch ordentlich auf den Putz haut. Das Gleiche kann man über Dakota Fanning (The Runaways) sagen, die Jane, den Folterknecht der Volturi spielt und mit ihren Augen mehr Emotionen vermittelt, als Stewart im ganzen Film. Billy Burke (Revolution) ist über weite Teile des Film abwesend und gibt Bella damit genügend Freiraum um von Klippen zu springen, mit Motorrad-Gangs abzuhängen und ohne sein Wissen nach Italien zu fliegen.

Regie führte Chris Weitz (About a Boy), der Catherine Hardwicke ablöste. Im Gegensatz zu seiner Vorgängerin verzichtet der auf die Verwendung von Farbfiltern und überbrückt durch geschickte Film-Montagen Zeitsprünge und gibt so nebenbei den Zusehern was sie wollen. Klischee an Klischee gereiht, sodass man sich stellenweise nicht ganz sicher ist, ob sich Weitz über das Genre lustig macht, oder einfach seine Fans so gut kennt wie kein anderer. Die Glitzerei in diesem Film sieht schon deutlich besser aus, doch der echte Knüller sind die transformierten Werwölfe, die vollkommen unecht aussehen und meiner Meinung nach weniger wie Raubtiere sondern wie übergroße, animierte Kuscheltiere. Etwas, an dem sich übrigens bis zum letzten Teil nichts änderte.

Fazit: Und die Moral von der Geschicht: Twilight mag man oder nicht. Fans werden ohnehin mit dem Film zufrieden sein und ihre wahre Freude daran haben, Robert Pattinson und Taylor Lautners nackten Oberkörper zu sehen. Lästerschwestern wie ich haben sicher ebenso viel Spaß, wenn auch aus anderen Gründen! Wer Vampire grundsätzlich mag, aber hier das Würgen bekommt, dem würde ich gleich mal „Underworld“ und „Buffy, the Vampire Slayer“ (die Serie) empfehlen.

„New Moon“ bekommt von mir 3/10 anämischen Punkten.


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