Reign (Serienkritik)

Die 15-jährige Mary Stuart reist an den französischen Hof, nachdem ein Mordanschlag auf ihr Leben verübt wurde. Dort wartet ihr Verlobter auf sie, Frances, der Kronprinz von Frankreich. Doch Frances ist alles andere als begeistert von der Ankunft seiner Zukünftigen, wurde er doch schon im Kindesalter mit ihr verlobt und hat so gar keine Freude damit, eine mehr oder weniger Fremde heiraten zu müssen.

Reign

Da hat des The CW doch tatsächlich geschafft etwas zu produzieren, dass man bis jetzt noch nicht am kleinen Bildschirm gesehen hat. Teenie-Dramas à la „The OC“ und „One Tree Hill“ sind heute schon ein alter Hut. Inzwischen haben viele der neuen Serien etwas mit Magie, Werwölfen, Superkräften oder Ärzten, die OP’s in Aufzügen durchführen, zu tun. In „Reign“ wird das Genre des Teenie-Dramas frech und frei in die Vergangenheit, um genau zu sein, ins 16. Jahrhundert versetzt und erzählt die Geschichte von Mary Stuart, der Königin von Schottland, natürlich mit einigen Freiheiten, denn immerhin sind wir hier bei The CW. Einige dieser Freiheiten werde ich in Klammer in die Kritik einfügen, weils einfach interessant und witzig ist, wie weit man sich stellenweise (oder eigentlich total) von der tatsächlichen Geschichte entfernt hat.

Das erste Mal treffen wir die junge Königin in einem französischen Kloster (entspricht nicht der Wahrheit, sie kam schon mit 5 Jahren nach Frankreich), in dem sie zu ihrer eigenen Sicherheit seit ihrem 9. Lebensjahr versteckt wurde. Sie führt ein bescheidenes, behütetes Leben, bis eines Tages ein Mordanschlag auf Mary verübt wird. Sie verlässt das Kloster und flüchtet nach Frankreich. Warum Frankreich? Dort lebt Marys Verlobter, Frances, der zukünftige König von Frankreich (der Gute ist eigentlich erst 13 Jahre alt, aber bei The CW können auch 30-jährige Teenies spielen, ganz nebenbei war er laut Geschichte kränklich, sehr klein und auch nicht sehr intelligent).

Gemeinsam mit Mary kommen ihre 4 Hofdamen in Frankreich an, Kenna, Greer, Lola und Aylee (in Wirklichkeit hießen alle 4 Mary, aber 5 Marys in einer Serie wäre wohl sehr verwirrend). Begrüßt werden die jungen Damen vom französischen König und seiner Geliebten (die war eigentlich 20 Jahre älter als er, aber ev hat sie sich in der Serie ja einfach gut gehalten). Sebastian (ein fiktiver Halbbruder von Frances) macht der Gruppe ebenfalls seine Aufwartung, bevor schließlich Königin Catherine gemeinsam mit ihrem Sohn auftaucht. Spätestens hier weiß man schon, dass die gute Catherine der große Bösewicht der Serie sein wird. Mal sehen ob Mary ihr etwas entgegen zu setzen hat.

Auf der Hochzeit von Marys künftiger Schwägerin (die eigentlich 2 Jahre später und in Spanien stattfindet, denn immerhin heiratet sie den König von Spanien) entkommt sie nur knapp einen Plot, der darin besteht, sie zu betäuben, zu vergewaltigen und somit ungeeignet für eine Heirat mit Frances zu machen. Gewarnt wird sie von einer körperlosen Stimme (tadah! – es kommt doch etwas Übernatürliches vor), die ein Geist zu sein scheint. Inszeniert wurde alles von Königin Catherine, die glaubt damit den Tod ihres Sohnes verhindern zu können, der ihr von dem Propheten Nostradamus vorhergesagt wurde (der war wirklich mal am französischen Hof, sah mit seinen 60 Jahren wohl weit weniger knackig aus als hier).

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Kulissen wunderschön sind, die Schauspieler knackig und das obligatorische Liebesdreieck (zwischen Mary, Frances und Sebastian) schon ausreichend etabliert wurde. Tatsächliche historische Fakten werden sehr lose ausgelegt oder komplett ignoriert. Das höfische Leben hat im 16. Jahrhundert nicht so ausgesehen, wie es hier dargestellt wurde. Die junge Mary redet mit ihren Hofdamen, als ob sie direkt aus dem 21. Jahrhundert importiert wurde. Überhaupt konnte Mary zwar Latein, Scots, Spanisch und Italienisch sprechen, aber ganz sicher kein Englisch mit zweifelhaften schottischen Akzent. Politische Ambitionen, die zur damaligen Zeit die Basis für viele Entscheidungen gewesen sind, geraten vollkommen in den Hintergrund. Die Kleidung wirkt schon fast wie Ballkleider aus der Gegenwart, wenn auch wirklich hübsch, historisch ist das nicht korrekt. Ich glaube die Hofdamen hätte damals der Schlag getroffen, wenn jemand mit einem schulterfreien Kleid aufgetaucht wäre.

Die Schauspieler: Adelaide Kane (Teen Wolf) spielt die junge Königin mit einer sympathischen Naivität. Toby Regbo spielt Frances und schafft es den Kronprinzen gleichzeitig unsympathisch, aber doch für den Zuseher doch irgendwie verständlich darzustellen. Königin Catherine wird von Megan Follows gespielt (Heartland) und ich muss schon sagen, es braucht schon einiges an Können um so schnell die Gunst der Zuseher zu verlieren wie hier. Sebastian wird von Torrance Combs gespielt, der bereits durch eine Rolle in „The Tudors“ Erfahrung in Kostümdramen sammeln konnte. Von den Hofdamen war mir eigentlich nur Anna Popplewell als Lola ein Begriff, denn sie kenne ich aus „Die Chroniken von Narnia“, wo sie eine der Hauptrollen hatte. Der hier leicht verjüngte Nostradamus wird von Rossif Sutherland (ER) dargestellt. Bei ihm bin ich mal gespannt wie sein Handlungsstrang als Wahrsager der Königin weiter geht, wurde ihm doch gleich mal in der ersten Folge mit der Enthauptung gedroht.

Fazit: „Reign“ macht Spaß. Nicht immer absichtlich, aber nichts desto trotz wird man gut unterhalten. Wer kein Problem damit hat, dass die wahre Geschichte von Mary Stuart allenfalls in manchen Rahmenpunkten vorkommt, wird seine Freude an dem Kostümdrama haben.

„Reign“ bekommt von mit 6/10 herrschsüchtige Empfehlungspunkte.


One thought on “Reign (Serienkritik)

  1. Danke für deinen Artikel, Ich möchte nur anmerken, dass in der Serie auch erwähnt wird, dass Mary schon mit 5 nach Frankreich kam. Zuerst lebte sie (zumindest in der Serie, historisch bin ich da nicht so bewandert) am französischen Hofe, wo sie sich mit Francis anfreundete, später wird sie aber ins Kloster geschickt, zu ihrer eigenen Sicherheit.

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