Little Murder (Filmkritik)

Der in Ungnade gefallene Polizist Ben Chaney (Josh Lucas), flüchtet sich nach einem tragischen Zwischenfall während eines Einsatzes in den Alkohol und sozialen Abstieg. Ein befreundeter Kollege vermittelt ihn zum Wiedereinstieg einen harmlosen Job, wo es darum geht, einen ungefährlich wirkenden, humpelnden Mann namens Drag (Terrence Howard) während laufender Mordermittlungen zu beschatten.

Womit Ben jedoch nicht gerechnet hat ist der Geist der Cellistin Corey Little (Lake Bell), die genau in dem – ihm als Beobachtungsposten dienenden Haus – ermordet wurde. Nur Ben sieht Corey und erst nach dem abrupten Stop seines Alkoholkonsums und den ersten Zweifeln an seinem Geisteszustand, beginnt Ben den Fall der Musikerin genauer zu untersuchen, da für den Mord an ihr, ihr eigener Bruder unschuldig in eine Irrenanstalt eingesperrt wurde.

Little-Murder

„Little Murder“ spielt in der Stadt New Orleans, die sich gerade von den Folgen von Hurrikan Katrina erholt. Regie führte der Serbe Predrag Antonijevic, der anscheinend nur alle paar Jahre Zeit dafür findet, einen Film abzudrehen. Die letzten beiden waren 1998 der ziemlich intensive „Savior-Soldat der Hölle“ mit Dennis Quaid und im Jahre 2002 „Hard Cash-Die Killer vom FBI“ mit Val Kilmer und Christian Slater.

Die eigenwillige Mischung hier besteht aus Krimi/Thriller Elementen, gepaart mit einer kleinen Portion Drama und verbunden werden all diese Teile durch die Mysteryebene der Geschichte. Dass dieser Mix nicht lächerlich daherkommt liegt wohl vor allem an den starken Darstellern und der Tatsache, dass die eigentlich übernatürlichen Szenen ziemlich natürlich wirken. Lake Bell wirkt größtenteils fast schon auf eine unheimliche Art lebendig und verletzlich, man spürt ihr Gefühl aus dem Leben gerissen worden zu sein und noch nicht völlig abgeschlossen zu haben, gleichzeitig aber ist nicht Rache der Grund für ihren nicht näher erklärten verlängerten Aufenthalt auf dieser Erde, sondern die Sorge um ihren Bruder und die Aufkärung ihres eigenen Mordes.

Josh Lucas (Der Mandant) ist perfekt besetzt als lakonisch wirkender, psychisch angeschlagener und sich körperlich vernachlässigender Cop, der bei einem Einsatz unabsichtlich einen Teenager erschossen hat und seitdem völlig aus der Bahn geworfen wurde. Er kann nicht mit der Vergangenheit abschliessen, flüchtet sich in den Alkohol und hält so die Geistererscheinung zunächst für eine Spinnerei seines verwirrten Gehirns. Um so nachvollziehbarer ist dann die Tatsache, dass er nach einiger Zeit zu zweifeln beginnt ob er ihren Fall wirklich aufklären soll, da sie die einzige Person ist, die wirklich mit ihm redet und seine Anwesenheit zu schätzen weiß. Würde er ihr bei der Auflösung ihres Falles helfen, würde ihr Geist wohl für immer in die Ewigkeit verschwinden. Hier kämpft also der Egoismus gegen das Gefühl an, das Richtige zu tun und der bittersüße Glauben und das Festklammern an das Übernatürliche, stellt sich der harten und bitteren Realität gegenüber.

Die stärkste Performance in diesem Film liefert aber Terrence Howard als Opfer von Polizeigewalt, dessen Prozess sowohl zu einem saftigen Schmerzensgeld als auch zu einigen Kündigungen geführt hat. Darum wird er aus Rache bei so gut wie jedem Fall als möglicher Täter angesehen und steht häufig unter Beobachtung. Ständig läuft er mit einem Diktiergerät durch die Gegend und möchte eines Tages mit all dem aufgenommenen Material, den ersten „Reality-Roman“ verfassen. Seine gesamte Sprechweise klingt daher wie aus einem Buch entnommen bzw. als würde er auf einer Theaterbühne stehen, er ist unglaublich charismatisch, ziemlich clever und bleibt undurchschaubar bis zum Schluß.

Ein toll gespielter und ungewöhnlicher Geisterthriller also, der seine unterschwellig bedrohliche, schwüle Grundatmosphäre langsam zelebriert, dabei spannend bleibt und es auch ohne echte Höhepunkte schafft, mit der nötigen Portion Gefühl für einen unterhaltsamen Filmabend zu sorgen. Dabei werden zwar einige Fragen aufgeworfen was die Motive der Protagonisten betrifft, doch liefert der Film dafür keine billigen Antworten, sondern lässt die Suche nach Erklärungen der Fantasie der Zuschauers über. Die Mischung passt und das Ganze kommt auch sympathisch daher, ich war nach dem Filmgenuss daher zwar nicht begeistert, aber durch und durch zufrieden.

Little Murder bekommt von mir 7/10 mit Hilfe der Geisterebene die Realität wieder meistern könnende Empfehlungspunkte.


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