Halloween (Filmkritik)

Nach dem kaltblütigen Mord an seiner Schwester, wird der junge Michael Myers in eine Irrenanstalt gesteckt. 15 Jahre später gelingt dem nun Erwachsenen die Flucht. Sein Arzt über all die Jahre – Doktor Sam Loomis (Donald Pleasence) – ist sich sicher, dass Michael unheilbar psychisch krank und böse ist und in seine alte Heimatstadt zurückkehren wird, um dort weitere Morde zu begehen. Und wirklich, mit der Schülerin Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) und ihrem Freundeskreis, hat der gefühllose junge Mann bereits seine neuesten Opfer auserkoren und so nimmt das Unheil seinen Lauf.

Halloween

Am 16.02. 2012 ist es so weit, der Horror-Kulthit „Halloween“ von John Carpenter („The Thing“, The Fog“, „Christine“) aus dem Jahre 1978 kommt hierzulande auf Blu-Ray auf den Markt. Lange war „Halloween“ ja der erfolgreichste Independent-Film überhaupt, konnte er doch bei einem Budget von 320 Tausend Dollar weltweit über 60 Millionen einspielen. Neben sieben qualitativ ziemlich schwankenden Fortsetzungen und einem Remake im Jahre 2007 von Rob Zombie und dem dazugehörige Nachfolger, hat „Halloween“ ja vor allem eines unbestritten (und teilweise sogar laut Interviews vom Regisseur ungewollt) geschafft: die Regeln des Horror/Slasher- Genres neu definiert bzw. erstmals unausgesprochen aufgestellt.

Zum ersten Mal habe ich den Film vor vielen Jahren gesehen und bei dem jetzigen Wiedersehen fiel mir vor allem eines auf: wie viel Spannung hier über Atmosphäre, Kameraeinstellungen und die von Carpenter selbst geschriebene, wohl jedem bekannte Filmmusik erzeugt wird und wie wenig echt brutale Sequenzen man dann wirklich zu Gesicht bekommt. Beim Betrachten des Filmes sagte ein Freund nach einiger Zeit zu mir:“ Wann stirbt denn da endlich jemand, oder stirbt man da nur an Langeweile?“ Genau das ist auch das Problem eines Filmes wie „Halloween“ in der heutigen Zeit. Die Abstumpfung des modernen Publikums und das als Normalität etablierte Phänomen, explizite Gewaltdarstellungen auf der Leinwand normal zu finden bzw. sogar danach zu verlangen.

Diese Neuauflage auf Blu-Ray ist daher wohl vor allem etwas für jene Leute, die „Halloween“ als einen der ersten Horrorfilme ihrer Jugend sehen durften oder einfach für Sammler und Verehrer von Genrekulthits wie etwa den Originalen von „The Texas Chainsaw Massacre“, „Friday the 13th“, „Nightmare on Elmstreet“ oder „Hellraiser“. Für die wurden dafür die meisten Bildfehler entfernt und in den dunklen Szenen ist nun deutlich mehr zu sehen, als in früheren Versionen des Filmes, obwohl das Kriseln bei Dunkelheit hier weiterhin ein unlösbares Problem geblieben ist. Als Special macht neben Spots und Trailern und ein paar Interviews, vor allem die Halloween-Ausgabe der Sendung „Die heiligen Stätten des Horrorgenres“ wirklich Spass, ähnlich interessant ist auch die Doku „An den Originalschauplätzen: 25 Jahre später“.

Ich selbst bin zwar kein Vertreter der „Klassikerverehrer“, doch hat „Halloween“ einige immer noch aktuelle Regeln aufgestellt, die auch in Filmen wie „Scream“ auf ironische Weise direkt angesprochen wurden. Wer Alkohol trinkt, raucht, Drogen nimmt oder Sex hat stirbt zuerst bzw. wird das Ende des Filmes nicht erleben. Das sogenannte „Final Girl“ – in diesem Fall Jamie Lee Curtis – das in modernen Slashern die ist, die am Ende den Killer killt, raucht hier zwar in einer Szene Gras, ist sonst aber eine sehr gute Schülerin, hat noch keinen Freund und verdient sich nebenbei Geld dazu als Babysitterin. Braver geht es wohl nicht mehr, so eine muss ja fast überleben, nur wusste im Jahre 1978 das noch niemand. Um wieviel spannender muss das Filmerlebnis wohl damals gewesen sein, ohne die dadurch entstandene Abgebrühtheit, sämtliche später produzierten Genrefilme gesehen zu haben?

Insgesamt bin ich diesem Film und seinem Regisseur einfach dankbar, für seine Funktion als genredefinierender Wegbereiter für zahlreiche spätere Filme. Kult hin oder her, auch ich gehöre zu der von der heutigen Zeit reizüberfluteten Konsumgesellschaft, was nicht heißen soll dass ich mich bei „Halloween“ jemals langweilen würde (dafür ist mein filmisches Interesse einfach zu groß), persönlich gefallen mir aber einige modernere Vertreter des Genres noch besser. Für Horror- und nostalgische Slasherfans, ist diese neuerliche Blu-Ray Veröffentlichung aber sicherlich ein Hit und ich kann sie nur jedem Carpenter-Freund empfehlen.

„Halloween“ bekommt von mir 7/10 kultig verkleidet mordende Empfehlungspunkte.


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