Als Kate (Mary Elisabeth Winstead) die Chance erhält bei einer Expedition in die Antarktis dabei zu sein um „Top Secret“-Fundstücke zu klassifizieren, lässt sie sich nicht zwei Mal bitten. Vor Ort angekommen stellt sich heraus, dass die norwegische Forschungseinrichtung wohl den Fund des Jahrtausends gemacht hat: Ein Raumschiff und noch viel wichtiger – ein ins Eis gefrorenes Alien. Das Ding wird also in die Forschungseinrichtung geschleppt und dort weiter untersucht.
Allerdings stellt sich heraus, dass das Ding gar nicht so richtig tot ist. Was aber noch viel schlimmer ist: Das Ding kann Zellen absorbieren und kopieren, also organische Materie nachbauen und somit in jede Rolle der Mitarbeiter schlüpfen. Langsam greift zuerst Unglauben und dann Paranoia um sich, da jeder jeden verdächtigt …
(Das „Ding“ wird aus seinem Eissarg befreit. Keine. Gute. Idee.)
Als John Carpenter im Jahr 1982 sein „Das Ding aus einer anderen Welt“ auf die Kinos losließ, musste er leider den Kampf an den Kassen gegen E.T. verlieren. Während sich unsereins aber nach fast 30 Jahren E.T. wohl nur noch im Kombination mit Kindern ansehen kann ohne einen Kitschanfall zu bekommen, trumpft „Das Ding“ noch immer mit einer faszinierenden und beängistenden Note auf, an der sich selbst heutzutage noch viele Filme eine Scheibe abschneiden könnten. Interessant vor allem deshalb, da Carpenters Film selbst bereits ein Remake des Films „The Thing From Another World“ aus dem Jahre 1951 von Christian Nyby ist. Die Kombination aus technischen Tricks, einer beklemmenden Atmosphäre, eine Paranoia-erzeugenden, simplen Musik, darstellerischen Höchstleistungen und einem durchdachten Drehbuch machen den Film zu einem Kultstreifen, der selbst heute noch eine riesige Fangemeinde hat.
Klar, dass solch ein Film nicht lange darauf warten muss, als Ideengeber herzuhalten (bzw. die Geschichte „Who goes there?“ von John W. Campbell, auf welcher alle drei Filme beruhen). So gab es im Jahr 2002 eine Fortsetzung der Geschichte in Computerspielform (mit einer netten Hommage an den Film am Ende) und 2011 erscheint nun ein neuer Film mit dem Titel „The Thing“, der sich auf die Fahnen schreibt, kein Remake zu sein, sondern ein „Prequel“.
Kenner des Carpenter-Streifens wissen ja, dass nicht die Amerikaner „das Ding“ entdeckt haben, sondern ein norwegischer Außenposten und der „alte“ Film begann damit, dass ein norwegisches Team mit einem Helikopter einen Schlittenhund gejagt hat. So gesehen ist das Ende dieses Teils hier schon ein wenig vorgezeichnet. Das alte Problem von Prequels ist eben immer noch, dass man sich vorstellen kann, wie die Sache ausgehen kann, bzw. muss.
„The Thing 2011“ umgeht das bis zu einem gewissen Grad, da es sich zum Teil als Remake und zum Teil als Prequel versteht. Regisseur Matthijs van Heijningen Jr. hat hier seine erste Arbeit vorgelegt und man kann nicht umhin, als anerkennend zu nicken. Der Film ist bei weitem nicht perfekt, aber dennoch – und das sage ich auch als Fan von „The Thing 1982“ – eine beachtliche Leistung.
Die Geschichte wird flott vorangetrieben, die Charaktere rasch vorgestellt und ziemlich rasch wird klar gemacht, was Sache ist. Dem Skript muss man hoch anrechnen, dass es viele nette Seitenhiebe auf den „alten Film“ macht, vor allem was die Räumlichkeiten und die Todesarten (im alten Film finden die Amerikaner ein paar Leichen der Norweger) betrifft, so hält man sich ganz gut ans „Original“ (von ein paar Details abgesehen), baut aber dennoch viele eigene Ideen bzw. Variaten ein, die sehr gut funktionieren. So wird zum Beispiel die Tatsache, dass „das Ding“ keine tote Materie kopieren kann im 2011er Teil sehr gut genutzt und die Entscheidungen der Charaktere sind dem ganzen Film über nachvollziehbar und das Zuseher-Gefühl: „Warum tut ihr das, ihr Idioten“ kommt in diesem Fall so gut nie auf: Als zum Beispiel klar wird, wie „das Ding“ seine Opfer findet, beschließt man, nur noch in Gruppen herumzulaufen. Das alte „Los! Teilen wir uns auf!“-Spiel wird hier nicht gespielt. Dass manche Gruppen nur aus zwei Personen bestehen ist dann allerdings wieder nicht so logisch … dennoch – Kates‘ Entscheidungen bleiben den ganzen Film lang nachvollziehbar.
(Das „Ding“ wird von Wissenschaftlern begutachtet. Zumindest für eine kurze Weile.)
Was „The Thing 1982“ am meisten auszeichnete waren zwei Dinge: Zum einen die brillanten Effekte, die mit Masken und ähnlichem daherkamen, die heute vielleicht teilweise altbacken wirken, aber immer noch weit besser und glaubwürdiger aussehen als 90% des CGI-Mists, den man heutzutage vorgesetzt bekommt. Und die beklemmende Atmosphäre, das Misstrauen, die Tatsache, dass man keinem der Truppe, der auch nur kurze Zeit – aus welch guten Gründen auch immer – alleine war, vertrauen darf.
Und hier macht „The Thing 2011“ leider seine Fehler: Zum einen setzt er zu oft auf CGI, dass zwar nicht schlecht aussieht, aber dennoch CGI bleibt und somit leider nicht immer plastisch wirkt. Gut, das kann auch an mir liegen – ich ziehe „physische“ Effekte CGI-Effekten immer vor.
Das zweite Problem ist die Atmosphäre, die zu Beginn des Films erst langsam in Schwung kommt, dann in gewissen Szenen (ich sage nur: Öffne deinen Mund, ich will sehen, ob du Plomben hast!) wirklich gut gelingt und man unweigerlich angespannt auf seinem Sessel kauert, dann aber erneut leider kurzen Verwüstungsorgien des Dings weicht, dass teilweise Leute im Sekundentakt umnietet. Was die Zuseher kalt lässt, da die Norweger scheinbar eine verdammt große Mannschaft haben und man sich sowieso nicht alle Leute merken kann. Da wäre weniger mehr gewesen.
Gegen Ende hin driftet man dann für meinen Geschmack zu sehr in die „Sci-Fi“-Schiene ab und legt zu wenig Wert auf die Horrorelemente, was dem Film leider einen ein wenig blassen Ausklang gibt.
Die Schauspieler machen allesamt ihre Rolle gut, niemand der mir negativ aufgefallen wäre, die Hauptdarsteller sind durch die Bank alle mit vollem Einsatz bei der Sache und Mary Elisabeth Winstead (Ramona aus „Scott Pilgrim vs The World“) habe ich erst wiedererkannt, als ich nach dem Film auf der IMDB nachgesehen habe – so anders wirkt sie in diesem Film.
Kurz gefasst ist „The Thing 2011“ ein netter Horrorfilm geworden, der viel – aber leider nicht alles – aus seiner Idee rausholt und sich gegen Ende hin zu sehr von seinen Wurzeln entfernt, aber dennoch über einen großen Teil der Laufzeit Spaß macht.
„The Thing 2011“ bekommt von mir 8 von 10 Menschen absorbierende und kopierende Punkte.