Best Of Worst Case: Bong Of The Dead (Filmkritik)

Eine Zombieplage überrennt die Welt, kann aber eingedämmt und auf eine kleine Zone namens „Danger Zone“ eingegrenzt werden. Problem gelöst. Die beiden Kiffer Edwin (Mark Wynn, „Werwolf wider Willen“) und Tommy (Jy Harris, „Dead like me“) haben andere Sorgen: Ihre Gras-Plantage ist leer und sie haben kein Gras mehr zu rauchen. Als sie entdecken, dass ausgepresste Zombiehirne perfekter Dünger für Supergras sind, beschließen die beiden Kerle in die Danger Zone zu fahren, ein paar Zombies umzunieten und sich dann völlig niederzukiffen.
Auf dem Weg werden sie von einem Zombie überfallen, gefangen genommen und entdecken, dass es einen „sprechenden Zombie“ gibt, der eine Armee züchten will, um die Welt zu erobern. Sie entkommen und als ihr Auto den Geist aufgibt, lernen die beiden Leah (Simone Bailly, „Good Luck, Chuck“ oder „Battlestar Galactica“) kennen. Mechanikerin und toughe Kämpferin, die sie ist, beschließt sie die Jungs zu begleiten. Allerdings zu spät, da der „sprechende Zombie“ bereits eine kleine Armee aufgebaut hat und die beiden Kiffer für ihre Flucht bestrafen will. Es kommt zum Showdown.

Bong-of-the-Dead
(Das letzte Gefecht beginnt. Und man wünscht den Hauptcharakteren schon längst den Tod.)

Viele Leute machen Filme und die wenigsten davon kriegen wir zu Gesicht, vor allem im Low-Budget-Bereich (das ohne-Kohle-Festival in Wien war da immer ein heißer Tipp) obwohl viele davon richtig gut sind.
Gute Ideen, super Schnitt – einfach Filme, die mit viel persönlichem Einsatz und Herzblut gemacht wurden.

„Bong Of The Dead“ ist meine große Ausnahme. Und ich habe ein Faible für Hobbyfilmer und Filmerinnen. Ich spreche es Thomas Newman nicht ab, dass er Herzblut investiert hat. Defakto hat er das Drehbuch geschrieben, die Kamera gemacht, den Film geschnitten, produziert und die Spezialeffekte eingebaut. Hut ab, keine Frage. Laut eigenen Angaben hat er dafür zwei Jahre gebraucht, in denen er nichts anderes gemacht hat als an diesem Film zu arbeiten. Nur am Rande erwähnt: Der Mann hat bereits 15 Jahre im Filmgeschäft hinter sich und hat bei diversen Produktionen als Make-Up-Artist und Visual-Effects-Guy mitgewirkt. Er dürfte also eigentlich eine Ahnung von der Sache haben. Schade, dass man das bei „Bong of the Dead“ so selten merkt.

Die ersten zehn Minuten (Komenteneinschlag, die ersten beiden Zombies) sind super und man wünscht sich mehr davon. Dann tauchen die ersten Szenen mit den beiden „Helden“ auf und ich habe mir noch in keinem Film davor so rasch gewunschen, dass die Hauptfiguren einen sofortigen (möglichst brutalen) Filmtod sterben. Aber das ist den Sehern nicht gegönnt. Nein, stattdessen führt uns das Drehbuch durch unnötige, unlustige, unspannende, unwichtige und langweilige Szenen. Ich weiß nicht, wie oft eine Einstellung vorkommt, in der jemand einen Bong anzündet. Und ich finde es nur begrenzt lustig Leuten dabei zuzusehen, die bekifft herumliegen oder tanzen. Das reicht mir einmal pro Film, dann habe ich schon verstanden, was das für Leute sind. Ich muss das nicht ein paar Mal hintereinander haben, die Message ist angekommen, eigentlich würde ich gerne in der Story weiterkommen, oder zumindest was neues über die Helden erfahren.

Dazu kommen peinliche Dialoge (ich kenne die deutsche Synchro nicht, befürchte aber das Schlimmste), die Motivation der Helden ist fragwürdig und dann kommen Storylöcher noch dazu. Die beiden legen ja bereits am Anfang einen Zombie um, machen aus dem allerdings keinen Dünger. Warum nicht? Keine Ahnung. Der Bösewicht soll böse rüberkommen, aber … der ist nicht mal im Ansatz angsteinflößend bzw. kommt er einmal kurz vor, dann ist er weg, dann wird gekifft was das Zeug hält und am Ende taucht er plötzlich wieder auf. Kein Mensch weiß warum, aber ehrlich gesagt: Das spielt dann auch schon keine Rolle mehr. Dann wird im Film noch drei Mal(!) erklärt, dass die beiden in die Danger Zone wollen. Und jedes Mal in voller Länge. Wozu? Das wissen wir bereits nach den ersten zehn Minuten des Films.

Die Effekte sind in etwa genau so, wie man sie von solch einem Film erwartet: Man erkennt die Computereffekte, aber es ist ein „Ein-Mann-Projekt“ und da sieht man drüber hinweg. Ein paar der Zombies sehen sogar wirklich gut aus. Das viele CGI am Ende ist dann allerdings doch eher … langweilig. Hier war ich wirklich verblüfft als im Abspann ein Danke an VideoCoPilot aufgetaucht ist. Zur Info: Das ist eine Internetseite, die mit (sehr, sehr guten) Tutorials erklärt, wie mit Adobe After Effects coole Effekte in Filme eingebaut werden können. Und zwar relativ flott. Ich frage mich, was der Mann zwei Jahre lang gemacht hat? Viele der Szenen (90% der Kifferszenen) sind so einfach gestrickt, die hätte man in zwei Wochen abdrehen können und dann wären 80% des Films fertig gewesen (und ja, ich kann das beurteilen).

Davon abgesehen werden die paar Pointen, die auch witzig sind, aus „Shaun Of The Dead“ oder „Fido“ geklaut. Das kann man zwar als Hommage abtun, aber … naja, es sind trotzdem die einzigen Witze die ziehen würden, würde man sie nicht schon aus anderen Filmen kennen. Die schauspielerische Leistung ist mal so mal so, für ein „kein Geld Projekt“ kann man sich in keiner Weise beschweren, alles solide. Als ich dann entdeckt habe, dass die Hauptdarstelle allerdings „echte“ Schauspieler waren … naja, da war ich dann doch ein wenig enttäuscht.

Hauptproblem ist und bleibt, dass die Szenen einfach so geschnitten und geschrieben sind, dass es langweilig ist sie anzusehen, die gleichen Pointen (Person A versteht Person B nicht und sie beginnen zu streiten) sich immer wiederholen und teilweise noch dazu der Versuch gestartet wird dem Film eine ernste und tragische Dimension zu geben (die Rückblende in der Leah von ihrem Leben erzählt), die so überhaupt nicht zum Rest des Films passt, aber zeigt, was für Potential eigentlich da gewesen wäre.

Dass der Film dann noch 98 Minuten läuft und die wirklich beeindruckende Szene erst nach dem Abspann kommt (und sogar diese ist so in die Länge gezogen, dass es langweilig wird) macht auch nichts besser. Wenn der Film auf die Hälfte gekürzt worden wäre, hätte er vielleicht gut sein können, aber so ist „Bong of the Dead“ einfach ein langweiliger Film, der nicht mal in Ansatz Spaß macht. Wer einen guten Amateurfilm sehen will, der oder die soll sich „Night Of The Vampire Hunter“ von Ulli Bujard ansehen.

Kurz gefasst bekommt „Bong Of The Dead“ von mir -3 von -10 blutleeren, gras- und bisslosen Punkten.


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